Radsport Radsportler mit Schutzengel

Radsport · Bei dem Versuch, einem Auto auszuweichen, stürzte der Uedesheimer Joachim Tolles schwer. Mit gebrochener Kniescheibe drohte sogar das Saison-Aus. Doch der 25-Jährige will für sein Griechenland-Abenteuer kämpfen.

 Will sich durchbeißen: Joachim Tolles, im Trikot seines ehemaligen Arbeitgebers Team Sparkasse, ist ein Mann mit ganz schnellen Beinen.

Will sich durchbeißen: Joachim Tolles, im Trikot seines ehemaligen Arbeitgebers Team Sparkasse, ist ein Mann mit ganz schnellen Beinen.

Foto: L. Berns

Seinem Schutzengel ist Joachim Tolles noch nie begegnet, doch er muss an seiner Seite gewesen sein, als es den 25-Jährigen drei Tage nach Silvester böse vom Rennrad schlug. Der Schock ist mittlerweile Erleichterung gewichen: "Ich hatte Glück im Unglück", sagt er.

Auf einer Trainingsausfahrt Richtung Bergheim, kurz hinter Allrath, erwischte es Tolles. Von einem Auto in arge Bedrängnis gebracht, hielt er sich unter Aufbietung aller fahrerischen Kunst zunächst auf seiner Rennmaschine. "Ich habe mich sogar noch zu dem Autofahrer umgedreht und gemeckert." In seinem nachvollziehbaren Zorn übersah er jedoch einen der am Fahrbahnrand angebrachten Leitpfosten und kollidierte schwer. "Und da der Poller nicht nachgegeben hat, habe ich von 30 auf 0 runter gebremst." Unmittelbar nach dem Sturz stand für ihn fest: "Da ist was kaputt — das war's für diese Saison." Bitter, hatte der Uedesheimer doch erst vor wenigen Wochen einen Vertrag beim griechischen Rennstall Worldofbike.gr unterschrieben. Nach extrem freudloser Heimfahrt mit dem nur leicht lädierten Rad ("Zum Glück hatte ich Rückenwind.") sowie einer schlaflosen, von Hitze-und Kälteschüben geprägten Nacht schaffte ihn die Freundin am Morgen zum Arzt. Die Diagnose war eindeutig, ein glatter Bruch der Kniescheibe, nicht aber die Behandlung. Im Anschluss an eine Odyssee zu fünf verschiedenen Spezialisten hatte Tolles endlich Gewissheit: "Die Knochen sind nicht verschoben, das Knie muss nicht operiert werden."

Den angebotenen "gelben Zettel" lehnte er ab, schon einen Tag später stand er bei seinem Arbeitgeber, der medicoreha am Lukaskrankenhaus in Neuss, wieder auf der Matte. Ein Dreivierteljahr vor der Abschlussprüfung in seiner Ausbildung zum Physiotherapeuten wollte er kein Risiko eingehen. Inzwischen sitzt er sogar schon wieder auf dem Rad, natürlich nur auf dem stationären Rollentrainer im heimischen Wohnzimmer. "Ganz ohne Druck, auf diese Weise bleiben wenigsten die Gelenke geschmiert."

Die Saison hat er noch längst nicht abgehakt. "Wenn der Knochen im Knie Anfang Februar wieder komplett zugewachsen ist, gebe ich wieder Gas." Mit Verletzungen kennt sich der Sprintkönig schließlich aus. Erst in der vergangenen Saison hatte er sich in Antwerpen bei einem Massensturz fünf Kilometer vor dem Ziel den Unterschenkel bis zum Muskel aufgerissen und sehr viel Blut verloren. Das Rennen hatte er trotzdem auf Rang 32 beendet — sieben Minuten vor dem Hauptfeld. Kampfgeist ist nun wiederum gefragt. Bereits Ende Februar steht in Griechenland das erste Team-Treffen auf dem Plan, gefolgt von einem Trainingslager auf Zypern. Die Uhr tickt ...

(NGZ)
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