Ökokonto: Gemeinde plant Ausgleich bei Bauprojekten Punkte sammeln mit Wald und Wildwiesen

Ökokonto: Gemeinde plant Ausgleich bei Bauprojekten · Im Mai legte die Gruppe "Ökologie und Planung" aus Essen ein Konzept für den Ausbau eines Ausgleichsflächenpools und für die Schaffung eines Ökokontos vor. Die Gemeinde Jüchen beteiligt sich an diesem Projekt, dem jetzt auch alle Mitglieder des Umweltausschusses zustimmten.

Im Mai legte die Gruppe "Ökologie und Planung" aus Essen ein Konzept für den Ausbau eines Ausgleichsflächenpools und für die Schaffung eines Ökokontos vor. Die Gemeinde Jüchen beteiligt sich an diesem Projekt, dem jetzt auch alle Mitglieder des Umweltausschusses zustimmten.

Wenn Städte oder Gemeinde Baumaßnahmen beginnen und dadurch Landschaft in Anspruch nehmen, müssen sie für das betreffenden Grundstück einen ökologischen Ausgleich leisten. Doch: "Wenn der konkrete Bebauungsplan ansteht, ist es häufig problematisch, auf Anhieb eine passende für den ökologischen Ausgleich zu finden, erläutert Fachbereichsleiter Heinrich Jennes. "Der Ausgleich soll ja nach Möglichkeit nicht irgendwo stattfinden, sondern dort, wo er einen sinnvollen Beitrag zur Entwicklung der Gemeine leistet."

Jetzt ermöglicht das Ökokonto kurzfristige Bauprojekte ohne den Druck, ebenso schnell eine Ausgleichsfläche auftreiben zu müssen. Wenn sich eine günstige Gelegenheit ergibt, kann die Gemeinde eine passende Fläche kaufen und diese aufforsten. Dieser Fortschritt wird dann in Punkte umgerechnet, die in Absprache mit der Landschaftsbehörde des Kreises auf der Haben-Seite des Ökokontos gutgeschrieben werden. Beginnt die Gemeinde dann einen Bau, wird der notwendige ökologische Ausgleich ebenfalls in Punkte umgerechnet, die dann nach Möglichkeit von dem Konto abgebucht werden. "Früher haben wir das alles freiwillig gemacht", erinnert sich Umweltexperte Stefan Weyestrass.

"Vielleicht war das sogar ein Fehler", gibt Jennes zu bedenken. "Heute fehlt uns dort die Möglichkeit zum Ausgleich." Mit aufwändigen Aktionen, zum Beispiel Kauf und Aufforstung von Ackerflächen, kann ein "Punktesegen" für das Ökokonto bringen. Verglichen damit wäre die Umgestaltung einer Wiese in eine Wildwiese nicht ganz so rentabel. Je mehr die Gemeinde also für Natur und Umwelt tut, desto problemloser kann sie in Zukunft Bauprojekte angehen. Jüchen ist allerdings die erste Gemeinde im Kreis Neuss, deren Bemühungen zum Aufbau eines Ökokontos schon so weit vorangeschritten sind. Im Rahmen des Ausgleichsflächenpools sollen auch die Biotope in der Gemeinde weiter gestärkt werden.

"Unsere Schwerpunktsuchräume liegen im Bereich des Jüchener und Kelzenberger Baches sowie des Kommerbaches", erläutert Stefan Weyestrass. "Bislang gibt es noch kein Biotopverbundsstem, doch so könnte wirklich Artentausch zwischen den einzelnen Biotopen stattfinden - ein grundlegendes Ziel des Landschaftsschutzes." So sollen die Zwischenräume, die die Biotope trennen, aufgeforstet und langfristig verbunden werden. Um das Punktekonto aber schnell zu füllen, sollen voraussichtlich auch Flächen, die bislang landwirtschaftlich stark genutzt werden, aufgewertet werden: Sie haben ein verhältnismäßig hohes Aufwertungspotenzial.

Die Finanzierung dieses Projektes, bei dem es sich - so Jennes - "nur um einen zeitlichen Vorgriff bei der ökologischen Aufwertung handelt", soll 2002 geklärt werden. Vor Beginn der Baumaßnahmen, so Stefan Weyestrass, handele es sich um freiwillige Leistungen: "Wir müssen sehen, wie die Gemeinde freiwillige Leistungen unterstützen kann." Lina Wöhl

(NGZ)
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