Radprofi Nils Politt Tour-Etappensieg strahlt auch nach Neuss

Neuss · Nils Politt trumpfte am Donnerstag als Sieger der 12. Etappe bei der Tour de France auf. Er startete schon als Junior bei der Tour de Neuss – und gewann sie 2018

 Nils Politt (l.) bei der Tour de Neuss mit Stephan Hilgers, Vorsitzender des Neusser RV.

Nils Politt (l.) bei der Tour de Neuss mit Stephan Hilgers, Vorsitzender des Neusser RV.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Das ist doppelt bitter für die Macher der Tour de Neuss: Zum zweiten Mal in Folge mussten sie die „Tour nach der Tour“ aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie absagen. Dabei hätten sie den Neusser Radsport-Fans am 21. Juli mit großer Wahrscheinlichkeit einen aktuellen Etappensieger der Tour de France präsentieren können. Denn Nils Politt, der am Donnerstag das zwölfte Teilstück der Frankreich-Rundfahrt über 159,4 Kilometer von St. Paul Les Trois Chateaux nach Nimes mit einer beeindruckenden Solovorstellung auf den letzten zwölf Kilometern gewann, ist Stammgast auf der Kaiser-Friedrich-Straße.

Und das nicht erst, seit der 27 Jahre alte Kölner zu den prominenten Namen im deutschen Radsport gehört. 2011 belegte er im Junioren-Rennen Rang zwei, geschlagen von einem gewissen Nils Schomber, der diesen Sieg ein Jahr später wiederholte – Politt belegte hinter dem Bocholter Phil Bauhaus Platz drei. Im gleichen Jahr wurden Schomber und Politt auf der Bahn Deutsche Juniorenmeister im Zweier-Mannschaftsfahren, 2011 gewannen sie zusammen den nationalen Junioren-Titel im Bahnvierer.

Seine Erfahrungen als Bahnfahrer kamen dem Kölner auf dem Weg zu seinem ersten Etappensieg bei der Tour de France zugute. Zwölf Kilometer vor dem Ziel, am letzten leichten Anstieg einer eigentlich für die Sprinter gemachten Etappe, ließ er seine letzten beiden Begleiter, den Spanier Imanol Erviti (Team Movistar) und den Australier Harrison Sweeny (Lotto Soudal), mit einem fulminanten Antritt förmlich stehen. Im Ziel nach 3:22:14 Stunden betrug sein Vorsprung auf das Verfolgerduo 32 Sekunden, der auf das Hauptfeld um den in Gelb fahrenden Vorjahressieger Tadej Pogacar mehr als eine Viertelstunde (15:53 Minuten).

Ein Husarenritt, der stark an die Alleinfahrten eines Jens Voigt erinnerte – auch er einstmals ein Publikumsliebling in Neuss. „Alleine ins Ziel zu kommen ist noch mal was ganz Besonderes,“ bekannte Nils Politt. Wie Jens Voigt steht auch er bislang ein Mal in der illustren Siegerliste der Tour de Neuss verzeichnet: 2018 setzte er sich bei der 17. Auflage vor seinem Trainingspartner Andre Greipel und Max Walscheid durch, nachdem es ein Jahr zuvor nur zu Platz elf, dafür aber zum „Friedhelm-Hamacher-Gedächtnispreis“ für den kämpferischsten Fahrer gereicht hatte – ein Etikett, über das er sich auch nach der zwölften Tour-Etappe freuen durfte. 2019, als sich die Fahrer zum vorerst letzten Mal auf der Kaiser-Friedrich-Straße aufstellten, belegte er hinter Emanuel Buchmann, inzwischen sein Teamkollege bei Bora-Hansgrohe, und Nikias Arndt Rang drei.

Die Macher der Tour de Neuss sind zuversichtlich, ihre Sponsoren auch nach zweijähriger Unterbrechung für einen Neustart im kommenden Jahr begeistern zu können. Der Name von Nils Politt dürfte dann ganz oben auf der To-do-Liste des für die Fahrerverpflichtung zuständigen Sportlichen Leiters Markus Fothen stehen. Dem blieb das Glück des Nils Politt versagt: 2007, bei seiner zweiten Tour-Teilnahme, gehörte der Kaarster zu einer vierköpfigen Ausreißergruppe, die die 17. Etappe von Pau nach Castelsarrasin prägte. Am Ende reichte es nach 188,5 Kilometern zu Rang zwei hinter dem zeitgleichen Italiener Daniele Bennati – zwei Plätze vor Jens Voigt und neuneinhalb Minuten vor dem späteren Gesamtsieger Alberto Contador.

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