Korschenbroich „Politik gängelt uns“

Korschenbroich · Korschenbroich Wer im Korschenbroicher Stadtgebiet künftig bauen möchte, muss etwas mehr Zeit einkalkulieren. Der Grund dafür: Alle geplanten Befreiungen im Rahmen einer Bauabwicklung müssen ausnahmslos dem Planungsausschuss vorgelegt werden.

Für Werner Schmitz, Geschäftsführer der WISA Bauträger GmbH, ein Unding. Der in Herrenshoff seit 1983 beheimatete Unternehmer hat die Nase voll und wandte sich jetzt mit einem Hilferuf an Bürgermeister Heinz Josef Dick.

"Es mutet gerade zu lächerlich an, wenn in Zukunft ein Amtsleiter des Planungs- und Bauordnungsamtes einem potenziellen Interessenten für ein Grundstück nicht einmal mehr die Änderung einer Dachgaube, eine Baukörperverschiebung oder Änderung der Firstrichtung zusagen kann und stattdessen an den Planungsausschuss verweisen muss, der eventuell erst in sechs Wochen wieder tagt und dann dort aus dem Bauch heraus, ohne jede Fachkenntnis entschieden wird", skizziert Schmitz in seinem vierseitigen Schreiben an Bürgermeister Dick die aktuelle Situation.

In diesem Zusammenhang fragt der WISA-Geschäftsführer auch: "Wofür ist eine Bauverwaltung überhaupt noch da, wenn die Politik ihrer eigenen Verwaltung nicht mehr über den Weg traut?" Schmitz wird noch deutlicher: "Was derzeit in Korschenbroich passiert, ist erschreckend und abschreckend zugleich und hält jedem Vergleich mit dem Kölschen Klüngel stand."

Für Schmitz hat Bürgermeister Dick die Aufgabe, die Verwaltung vor solchen Politikern zu schützen: "Man hat allerdings nicht den Eindruck, dass Sie in Ihrer eigenen Verwaltung dies vermitteln. Scheinbar ist Ihr Einfluss auf Ihre eigene Partei nur noch gering. Anders sind solche Attacken der Politik auf die Verwaltung nicht zu erklären", heißt es in dem Schreiben vom 14. April.

Für Werner Schmitz ist nicht nur Wirtschaftsförderer Heinz Stiegen "in seinem Amt beschädigt und das Planungs- und Bauamt durch den Planungsausschuss völlig entmündigt", für Schmitz ist es nicht nachvollziehbar, dass "die örtliche Politik ihre eigene Verwaltung immer wieder bloß stellt". Der WISA-Chef befürchtet, dass künftig viele Investoren um Korschenbroich einen großen Bogen machen.

Er hat bereits seine Konsequenzen gezogen: "Wir werden uns mit neuen Investitionen zurückhalten." Damit aber nicht genug. Der Bauträger verlässt 2009 Herrenshoff und damit die Stadt Korschenbroich, um dann ein neues Bürogebäude in Kaarst zu beziehen: "Dort werden wir künftig unsere Steuern zahlen, unser Know-how in den gewerblichen Grundstücksmarkt einbringen." Für 2008/2009 hat WISA in Kaarst bereits ein Volumen von 15 Millionen Euro verplant.

Bürgermeister Dick spricht von "einem Rundum-Schlag", zu dem der WISA-Geschäftsführer in seinem Brief ausgeholt habe. Die Vorwürfe seien nicht alle gerechtfertigt. WISA sei schließlich mit Auslöser für den Vorstoß von Heinz-Willi Türks gewesen, den Beschluss herbeizuführen.

Als Beispiel führt Dick ein Projekt in Epsendorf an: "Es wurden vier Häuser beantragt und fünf Häuser auf der genehmigten Fläche gebaut." Allerdings ist es Bürgermeister Dick wichtig, dass er im Rat gegen diesen Beschluss gestimmt hat. "Es gibt Vorgänge, die gehören in den Ausschuss und es gibt Kleinkram", unterscheidet Dick auf NGZ-Anfrage.

Zunächst muss der Ausschuss auch über diesen "Kleinkram" entscheiden. Dick: "Das ist aber auf Dauer nicht durchhaltbar." Er gibt sich optimistisch: "Der Planungsausschuss möchte erst mal Erfahrungen sammeln, sehen, welche Befreiungen anstehen. Ich erwarte, dass der Beschluss zum Jahresende modifiziert wird, damit es zu keinen unnötigen Blockaden kommt."

(NGZ)
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