Birgit Rydlewski hat genau wegen dieser Unangepasstheit den Weg zu den Piraten gefunden. Ein "Nerd" ist sie jedenfalls nicht: Computer und Internet sind für die 40-Jährige, die an einem Berufskolleg Wirtschaftswissenschaften und Deutsch unterrichtet, eher Notwendigkeit denn Lebensinhalt. "Die Piraten sind mehr als eine Ansammlung von IT-Experten. Was uns auszeichnet, sind zukunftsweisende Ideen und die Abkehr von festgefahrenen Parteitraditionen", so Rydlewski, die erst seit einem halben Jahr Politik macht und die Partei bereits als Landesvorsitzende in den Wahlkampf führen wird.

Natürlich kokettiert die Partei mit ihrem Exoten-Image — und lebt gut damit. Schließlich macht es sie interessant für Fernseh-Teams und Radio-Reporter, die den Delegierten in Kleinenbroich sogar bis zur Suppenausgabe folgen. "Ich hoffe, wir können uns ein Stück dieser Wildheit bewahren", sagt Birgit Rydleswki. Den Weg von der Radikal-Opposition zur gemäßigten Partei in Regierungsverantwortung hätten die Grünen ja vorgezeichnet.

In Kleinenbroich ist man von Koalitionsverhandlungen aber noch weit entfernt. Und das erklärt den Reiz: Die Piraten können munter eigene Ideen entwickeln und gemeinsam an einer datensicheren und vernetzten Zukunft basteln. So fordern sie ein Kurssystem in Schulen und mehr Einfluss der Studenten in Hochschulen. Mit ihren Laptops bloggen, twittern und mailen die Freibeuter ihre Utopien aus Kleinenbroich in die Welt — "Wir greifen an", verspricht Rydleskwi.