Jüchen Pilz macht Haus Katz zu schaffen

Jüchen · Jüchen Im Untergrund von Haus Katz sind Pilze bei der Arbeit, verrichten ein zerstörerisches Werk. Sie zersetzen die Holzpfähle, auf denen die Außenwände des aus dem 18. Jahrhundert stammenden Herrenhauses ruht.

 Das Haus Katz benötigt dringend eine Sanierung.

Das Haus Katz benötigt dringend eine Sanierung.

Foto: NGZ

Das ist das Ergebnis eines umfangreichen Gutachtens des geotechnischen Büros Dr. Müller Nachfolger in Krefeld, das "eine Gründungssanierung der Außenwände" für erforderlich hält. Nach den Messungen sei "davon auszugehen, dass die Außenwände keine dauerhafte Gründungsstabilität aufweisen". Am Montag wird der Gutachter im Bausausschuss die Ergebnisse vorstellen.

 Reichlich morsch ist der Untergrund des auf Holzpfeilern ruhenden Hauses Katz. Nach Absenken des Grundwasserspiegels zersetzen Pilze das Holz, eine Sanierung ist erforderlich.

Reichlich morsch ist der Untergrund des auf Holzpfeilern ruhenden Hauses Katz. Nach Absenken des Grundwasserspiegels zersetzen Pilze das Holz, eine Sanierung ist erforderlich.

Foto: NGZ

Seit drei Jahren schon beschäftigen die unterschiedlichen Setzungen - die Differenz beträgt bis zu 2,6 Zentimeter - die Gemeinde Jüchen. Die Folgen: zum Teil mehrere Meter lange, drei bis vier Millimeter dicke Risse an den Außenwänden der "guten Stube" der Gemeinde, in der beispielsweise die Ratssitzungen gehalten werden.

 Pilze zersetzen das Holz des Hauses Katz.

Pilze zersetzen das Holz des Hauses Katz.

Foto: NGZ

Geologen und Statiker wurden beauftragt, um der Ursache im wahrsten Sinne des Wortes auf den Grund zu gehen. Zehn Erdlöcher wurden an den Außenmauern für eingehendere Untersuchungen gegraben.

Die Gutachter stießen dort auf Holzbalken und Holzpfähle, "die im Bereich der oberen Dezimeter stark verfault und insbesondere im unterkellerten Bereich zum Teil vollständig vermodert waren". Folge waren "erhebliche Hohlräume" unterhalb der Ziegelsteinmauern. Die Experten fanden auch den Verursacher: Pilze, die das Holz zersetzen.

Nötig dafür ist Sauerstoff aus der Luft: "Hierzu kommt es immer dann, wenn das Holz infolge eines abgesunkenen Grundwassespiegels oder auch eines trocken gefallenen Wassergrabens nicht mehr wassergesättigt sei". Tatsächlich stand Haus Katz, dessen Fundamente zum Teil von einem Vorgängerbau stammen, einst auf feuchtem Boden, war zudem bis ins 18. Jahrhundert von einem "assergraben umgeben.

Nach Auswertungen von Grundwasserständen geht das Geotechnischen Büro davon aus, dass beim Bau im Jahr 1706 das Grundwasser bis an die unteren Kanten der Steinmauern gereicht hat. "Nachweisbar" sei der Grundwasserstand durch die Sümpfungsmaßnahmen des Braunkohletagebaus gesunken.

Ob die Holzpfahlgründung bereits davor im obersten Bereich trocken gefallen war, lasse sich noch nicht zuverlässig beantworten. Auch zum Umfang der Sümpfungsfolgen macht das Krefelder Büro im vorliegenden Hauptgutachten keine Angaben, dieser Frage widmet sich ein folgendes Ergänzungsgutachten.

Auf jeden Fall hält der Gutachter eine Sanierung für erforderlich: Möglich sei beispielsweise ein Hochdruckinjektionsverfahren, dabei wird der Boden mit einer Zementsuspension vermischt. Diese Lösung berge aber Risiken bei den Holzpfahlgründungen. Das Büro empfiehlt eine Nachgründung mit 31 bis 41 Zentimeter dicken Presspfählen, die nacheinander unter der Gründungsmauer in den Boden gepresst werden.

"Wir werden die Ergebnisse zunächst im Bauausschuss diskutieren", erklärt im Jüchener Rathaus der Erste Beigeordneter Dr. Torsten Lühring zum weiteren Verfahren. Erörtert werden müsse mit dem Gutachter zudem, wieweit der Tagebau Garzweiler als Verursacher in Frage komme. "Die Kosten für die Sanierung können wir noch nicht beziffern, es werden aber mehrere hunderttausend Euro sein", so Dr. Lühring.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort