Erster Oberbereiter der Spanischen Hofreitschule Perfektionist im Dressursattel

Piaffe, Passage, Galopppirouetten: Lektion in höchster Vollendung. Der Dressursport fordert vor allem Perfektion, sowohl vom Reiter als auch vom Pferd. Genau diese Perfektion wird von begeisterten Reitsport-Fans bei den Aufführungen der Spanischen Hofreitschule in Wien bewundert: Von den einfachen Dressurlektionen bis zu den Schulsprüngen wie Capriole und Levade. Die Bereiter der Spanischen Hofreitschule gelten als "die Asse" im Dressursattel. Arthur Kottas-Heldenberg, Erster Bereiter der Spanischen Hofreitschule in Wien, korrigiert Reiterin Claudia Haller auf Pferd Louis. Er ist regelmäßig im Rahmen von Dressurlehrgängen zu Gast in Büttgen. NGZ-Foto: L. Berns

Piaffe, Passage, Galopppirouetten: Lektion in höchster Vollendung. Der Dressursport fordert vor allem Perfektion, sowohl vom Reiter als auch vom Pferd. Genau diese Perfektion wird von begeisterten Reitsport-Fans bei den Aufführungen der Spanischen Hofreitschule in Wien bewundert: Von den einfachen Dressurlektionen bis zu den Schulsprüngen wie Capriole und Levade. Die Bereiter der Spanischen Hofreitschule gelten als "die Asse" im Dressursattel. Arthur Kottas-Heldenberg, Erster Bereiter der Spanischen Hofreitschule in Wien, korrigiert Reiterin Claudia Haller auf Pferd Louis. Er ist regelmäßig im Rahmen von Dressurlehrgängen zu Gast in Büttgen. NGZ-Foto: L. Berns

Arthur Kottas-Heldenberg ist einer von ihnen. Mit 16 Jahren begann er seine Ausbildung als Elève in Wien, heute ist er der Erste Oberbereiter, zuständig für die Ausbildung und Weiterbildung von 16 Bereitern und 67 Lippizanerhengsten. "Ein richtiger Full-Time-Job", gibt der sympatische Reiter zu. "Wenn ich meine Arbeit ernst nehme, bin ich Tag und Nacht beschäftigt." Morgenmuffel sind an der Hofreitschule übrigens nicht gefragt: "Die Arbeit mit den Hengsten beginnt jeden Morgen um sieben Uhr", erzählt Arthur Kottas-Heldenberg. "So bis 12 Uhr sitze ich entweder auf dem Pferd oder stehe in der Reitbahn. Ich bin für alles zuständig, was sich in der Reitbahn abspielt, vom Training bis zu den Aufführungen."

Nebenbei führt er noch einen eigenen Privatstall im Wienerwald, ganz in der Nähe der österreichischen Metropole. "Da stehen noch einmal 32 Pferde in Vollberitt." Durchhaltevermögen ist gefragt, das Leben als Bereiter und Ausbilder ist kein Zuckerschlecken. "Man muss sich hocharbeiten. Zuerst ist man Elève, also Schüler, dann wird man Bereiteranwärter und zuletzt, wenn man gut ist, Bereiter." Eine harte Auslese, kein Wunder also, dass Reitunterricht bei einem Bereiter der Spanischen Hofreitschule bei Dressur-Anhängern äußerst begehrt ist. Das bekam auch Claudia Haller zu spüren. Sie reitet selbst auf Grand-Prix-Niveau.

Die ehemalige Rheinische Meisterin der Jungen Dressurreiter ist schon seit langem im Dressursattel zu Hause. Zusammen mit ihrem Mann Peter Petzold führt sie die Reitanlage "Gut Haller" in Büttgen, früher Heimatstall des Ex-Europameisters Fritz Fervers. Doch während ihr Mann die Ausbildung von Pferd und Reiter im Springsport übernimmt, steht Claudia Haller lieber auf dem Dressurviereck. Seit etwa zweieinhalb Jahren ist sie Schülerin von Arthur Kottas. Rund alle drei Monate kommt er nach Büttgen, um ihr Reitunterricht zu erteilen. Wie sie an den Ersten Oberbereiter der Spanischen Hofreitschule kam? "Ganz einfach", sagt sie. "Ich hatte ein Problempferd. Mit seiner Hilfe hat sich das Pferd in kürzester Zeit wesentlich verbessert."

Der Erfolg spricht für sich und so entschloss sich Claudia Haller auch anderen Dressurreiterinnen und Reitern aus der näheren Umgebung diese Möglichkeit zu bieten. Alle drei Monate gibt Arthur Kottas jetzt einen Lehrgang auf "Gut Haller". Vierzehn Reiterinnen und Reiter dürfen teilnehmen. "Mehr sind aus Zeitgründen nicht drin", so Claudia Haller. "Er gibt nur Einzelunterricht, das dauert natürlich länger." Zwei Tage bleibt er, kommt per Flugzeug "mal eben" hoch. Doch Ausschlafen ist auch dort nicht drin, der Lehrgang beginnt morgens um halb acht. Die Teilnehmer reiten mindestens auf M-Niveau, teilweise schon Grand-Prix-Lektionen. "Zum Teil sind das Leute aus unserem Stall, manche kommen von außerhalb", sagt Claudia Haller.

"Aber zum größten Teil sind es immer dieselben. Leute, die einmal bei ihm geritten sind, wollen immer wieder kommen." Und dabei begeistert Arthur Kottas in der Reithalle nicht nur durch fachliche Kompetenz, vielmehr durch sein unermüdliches Engagement und seine spritzige Art, seinen Schülern Lektionen zu erklären. Da tönt schon mal das ein oder andere Lachen durch die Halle, denn Witze hat der 56-Jährige eigentlich immer auf Lager. "Der kann immer tolle Witze erzählen", findet eine Zuschauerin. Die zieht Arthur Kottas dann auch magisch an. Viele nutzten am Wochenende die Gelegenheit und wer selbst nicht mitreiten konnte, sah dem Fachmann beim Reitunterricht zu.

Auf den ersten Blick wirkt er ein wenig streng, legt er doch "unglaublich viel Wert auf die korrekte Grundausbildung von Pferd und Reiter, nicht auf die Lektionen selber." Ein Perfektionist wie er im Buche steht. Fast zehn Stunden pro Tag stand er in der Reithalle, gab Fachkommentare und beantwortete Fragen rund um das Thema "Dressurausbildung". "Was mache ich denn, wenn das Pferd vorne und hinten in der Piaffe stemmt?" Was kein Laie auch nur ansatzweise versteht und wo auch die anderen Reiter keine Lösung wissen, Arthur Kottas weiß Rat: "Vorne mehr raus lassen", lautet sein Lösungsvorschlag. In drei Monaten wird er wieder zu Gast sein auf "Gut Haller", denn "dass ist eine sehr gute Anlage und es herrscht ein Klima, in dem ich mich als Ausbilder sehr wohl fühle."

Seine Schüler haben den Lehrgang jedenfalls genossen und auch viel gelernt. "Es macht einfach Spaß bei ihm zu reiten und seine Tipps sind immer gut", findet Claudia Haller. Sie freut sich schon auf den nächsten Lehrgang, schließlich steht im April das erste Turnier der Saison an. Da heißt es, reiten bis jede Lektion perfekt ist. Ros

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