Hochneukircher Messdiener pflegen eine Tradition Osterklappern als etwas andere "Zeitansage"

Hochneukircher Messdiener pflegen eine Tradition · Es ist noch sehr früh am Morgen. Selbst die Sonne ist noch nicht über dem blauen Himmel aufgegangen, sondern allenfalls als roter Ball zu erahnen. Dennoch sind die Messdiener aus Hochneukirch schon sehr früh auf den Beinen und haben ihre Fahrräder aus den Garagen herausgeholt. In kleinen Gruppen treffen sie sich an den verschiedensten Straßenkreuzungen in und um Hochneukirch. In den Händen halten sie eigenartige Holzobjekte, so genannte Ratschen.

Wenn sie diese kreisförmig bewegen, ist es mit der Karsamstagsruhe vorbei: Ein lautes Klappern schallt durch die Straßen. In aller Frühe halten die 36 Messdiener von St. Pantaleon die Tradition des Osterklapperns am Leben. Sowohl am Karfreitag als auch am Karsamstag haben sie sich auch in diesem Jahr wieder aufgemacht, um den Ortsbewohnern die Uhrzeit anzukündigen - denn an den "stillen" Feiertagen schweigen die Kirchenglocken und es fehlt eine Zeitorientierung. Nach altem Brauch schwingen sie Klappern und Ratschen in den Händen und fahren damit durch die Straßen von Hochneukirch.

Bei kleineren Gebieten ist es noch üblich, dass die Messdiener zu Fuß unterwegs sind, "doch aufgrund der großen Entfernung würden wir es ohne unsere Fahrräder gar nicht schaffen", berichtet Andrea Knaup, die eine Gruppe von Messdienern anführt. Bereits seit mehr als sieben Jahren ist die 16-Jährige am Osterwochenende im Dienste des "Klapperns" unterwegs - und "es macht immer noch einen riesigen Spaß." Doch damit ist Knaup nicht allein: "Es ist noch nie vorgekommen, dass einer unserer Messdiener nicht mitgemacht hat, so gut gefällt uns diese Sitte."

Diejenigen, die sich entschuldigten, hätten wirklich einen triftigen Grund, aber der Rest lasse sich diese Aufgabe nicht nehmen. Der Hintergrund dieses Brauchs sind die Ostertage, die im Zeichen des Leidens und Sterben von Jesu Christi am Kreuz stehen. Deshalb schweigen zu Ostern die Glocken in den katholischen Pfarrgemeinden. Die Glocken, so wird erzählt, seien nach Rom gezogen, um dicken Reis zu essen. Daher entstand schon früh die Sitte, dass Messdiener mit Klappern und Ratschen durch die Gemeinde ziehen und so den Menschen die sonst durch Glockengeläut markierte Tageszeit anzeigen.

"Bereits in der Messe am Gründonnerstag ersetzen wir die Schellen zur Gabenbereitung durch die Glocken", berichtet die Messdienerin. Dabei gibt es in einigen Familien schon so etwas wie eine "Klapper-Tradition". Viele der Messdiener verfügten über Klappern aus Familienbesitz, auf die sie sehr stolz seien. Andere würden sich die "Krachmacher" leihen, damit keiner auf das notwendige Utensil verzichten muss.

Am Karfreitag beglückten die Messdiener die Hochneukircher vier Mal mit der alternativen "Zeitansage", wobei sie zu dem Klappern tageszeitabhängig "Morjesljock" (Morgengeläut), "Meddach", "Zesaame" und "Ovensjlock" gerufen haben. Samstag waren sie dann nur drei Mal mit ihren Fahrrädern unterwegs, um neben "Morjesljock" "Eiersammeln" und "Zesaame" auszurufen. "Wir wollen am Samstag auch etwas länger schlafen können, schließlich müssen wir ja nicht an zwei Tagen so früh aufstehen", sagt Angela Knaup. "Wenn wir um 7.30 Uhr anfangen, ist das immer noch früh genug." Alexandra Hahn

(NGZ)
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