Ringen beim AC Ückerath Nina Hemmers Olympia-Traum geplatzt
Ückerath · Eigentlich wollte die Ringerin des AC Ückerath nächste Woche in Sofia die Chance nutzen, für den Deutschen Ringer-Bund ein weiteres Ticket für Tokio zu holen. Doch Bundestrainer Patrick Loes nominierte eine Konkurrentin.
Am Mittwoch berichtete unsere Redaktion noch darüber, wie es bei den Topsportlern aus dem Rhein-Kreis Neuss in Sachen Olympia-Qualifikation aussieht. Darunter auch Ringerin Nina Hemmer, die eigentlich genau wie ihre Vereinskameradin Laura Mertens vom 6. bis 9. Mai noch die Chance nutzen wollte, für den Deutschen Ringer-Bund (DRB) und damit höchstwahrscheinlich auch für sich selbst beim finalen Qualifikationsturnier in der bulgarischen Hauptstadt Sofia ein Ticket für Tokio zu sichern. Doch inzwischen ist die Lage für Nina Hemmer schon wieder eine komplett andere. Bundestrainer Patrick Loes informierte die 28-Jährige darüber, dass er in der Gewichtsklasse bis 53 Kilogramm nicht sie, sondern ihre Konkurrentin Annika Wendle (ASV Altenheim) ins Rennen schickt.
„Es war für mich ein Zwiespalt der Gefühle. Ich nehme die Entscheidung sportlich, auch wenn es wehtut“, sagt Hemmer. Der Schmerz ist gut nachvollziehbar, denn für Hemmer ist mit dieser Entscheidung der Traum von ihren zweiten Olympischen Spielen nach Rio de Janeiro wohl endgültig zerplatzt. Denn falls Wendle im starken Feld der Ringerinnen das Ticket für den DRB holen sollte, würde sie mit großer Wahrscheinlichkeit auch für Tokio nominiert. Da könnte ihr dann nur noch eine Verletzung oder eine Erkrankung einen Strich durch die Rechnung machen.
Verletzungen waren es allerdings auch, die dazu führten, dass Nina Hemmer jetzt so unsanft ausgebremst wurde. Denn eigentlich war klar, dass an der Ückeratherin national niemand vorbeikommt, doch schon als die Ringerinnen Mitte Januar bei einem internationalen Wettkampf in Nizza ins Olympiajahr starteten, wurde Hemmer von einer Schleimbeutelentzündung im Ellenbogen geplagt. Die Beschwerden bekam sie damals zwar so gut in den Griff, dass sie die Bronzemedaille holte und dabei sogar Annika Wendle besiegte, aber auch bei den folgenden Trainingsmaßnahmen machten sich die Beschwerden immer wieder bemerkbar.
Dennoch startete sie Mitte März hoffnungsvoll in die erste Olympia-Qualifikation im ungarischen Budapest, doch dort folgte der nächste Rückschlag. In der Qualifikation gegen Iulia Leorda (Moldawien) zog sie sich bei einer unglücklichen Aktion auch noch einen Außenbandanriss im linken Knie zu, so dass sie ihre Führung nicht über die Zeit bringen konnte und für ihre Verhältnisse viel zu früh ausschied. Nach dem Turnier entschied sie sich dann, den lädierten Ellenbogen operieren zu lassen, um die Chancen auf einen schmerzfreien Start bei der zweiten Qualifikation in Sofia zu erhöhen. Die Operation wiederum wirkte sich negativ auf das Training der 28-Jährigen aus, was Bundestrainer Patrick Loes natürlich nicht verborgen blieb. „Beim jüngsten Lehrgang konnte sie wegen der OP nur zwei Technikeinheiten mitmachen. Wir haben dort besprochen, dass wir abwarten wollen, wie Annika Wendle bei der EM in Warschau abschneidet“, erklärt Loes. Aus Gründen der Belastungssteuerung war schon länger klar gewesen, dass die Ringerinnen, die die zweite Qualifikation bestreiten sollen, nicht bei den Europameisterschaften auf die Matte gehen. Dass Wendle in Warschau sogar den dritten Platz holte, brachte sie dann endgültig in die Pole Position für die emtscheidende Olympia-Qualifikation. Denn Hemmer konnte international zuletzt nicht überzeugen, zudem hatte sie schon zwei Chancen, sich das Tokio-Ticket zu sichern: bei der WM 2019 in Nur-Sultan (Kasachstan) und eben in Budapest.
Die Ückeratherin tröstet sich in der aktuell schweren Situation damit, dass es „keine Entscheidung gegen mich war“, sondern eine für ihre Konkurrentin aus Südbaden. Doch die 28-Jährige will das olympische Flair nach Brasilien 2016 auf jeden Fall noch mal erleben, in Paris 2024 möchte sie noch mal dabei sein, wofür sie als Sportsoldatin schon mal eine sehr gute Basis hat. „Die drei Jahre mache ich“, betont Hemmer, „auch wenn ich schon zum älteren Eisen gehöre. 18 Jahre Leistungssport gehen halt nicht so einfach an einem vorbei.“ Mit ihren Trainern hat sie über die Zukunft gesprochen und weiß: „Um weiterzumachen, muss ich am Grundgerüst mit mehr Athletiktraining arbeiten, um nicht so verletzungsanfällig zu sein.“