800-Meter-Läuferin aus Dormagen Spills Olympia-Traum endgültig geplatzt

Dormagen · Die 800-Meter-Spezialistin vom TSV Bayer Dornagen hatte zum Stichtag am 29. Juni die Norm für Tokio nicht erfüllt. Doch bis Donnerstag machte sie sich noch Hoffnungen, nachrücken zu können. Vergebens, wie sich herausstellte.

 Es ist zum Verzweifeln: Obwohl Tanja Spill alles investiert hat, um sich für die Olympischen Spiele in Tokio zu qualifizieren, hat es am Ende ganz knapp nicht gereicht.

Es ist zum Verzweifeln: Obwohl Tanja Spill alles investiert hat, um sich für die Olympischen Spiele in Tokio zu qualifizieren, hat es am Ende ganz knapp nicht gereicht.

Foto: Dirk Fusswinkel/TSV

Dass Tanja Spill vom TSV Bayer Dormagen eine Kämpferin ist, hat sie schon zur Genüge bewiesen. Von einer schweren Fußverletzung mit anschließender Operation ließ sich die 800-Meter-Spezialistin nicht unterkriegen, und in den vergangenen Wochen und Monaten verfolgte sie konsequent ihr Ziel, sich für die Olympischen Spiele in Tokio zu qualifizieren. Doch seit Donnerstag steht fest, dass daraus trotz viel Trainingsfleißes und starker Leistungen nichts wird.

„Ein weiteres Mal muss ich sagen, ich habe mein Ziel und meinen Traum wieder einmal nur minimal verpasst“, schrieb die 25-Jährige am Freitag auf Facebook auch mit Blick auf 2016, wo sie nur um 13 Hundertstelsekunden an der Olympia-Qualifikation gescheitert war. Das Bittere 2021: Das, was sie sich erhofft hatte, war im Laufe der Woche nach ihren Recherchen eingetreten. Nämlich, dass in der bereinigten Weltrangliste vor ihr platzierte Läuferinnen auf einen 800-Meter-Start bei Olympia verzichten. Aktuell sind es drei Stück, so dass Spill vom 50. auf Rang 47 vorrücken und damit doch noch das Qualifikationskriterium einer Top 48-Platzierung erfüllen würde. Doch wie sie und ihr Umfeld erst am Donnerstag erfuhren, hat der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) seine letzten Nominierungen am 1. Juli veröffentlicht und hatte auch gar nicht mehr vor, mögliche Nachrücker nachzumelden. „Das ist so zu uns und den Bundestrainern vom Deutschen Leichtathletik-Verband nicht durchgedrungen. Da gab es offenbar ein internes Kommunikationsproblem“, erklärte Spiel gegenüber unserer Redaktion. Was Spill noch zusätzlich ärgert: Von anderen Ländern weiß sie, dass dort das Zeitfenster für Nominierungen bis zum 5. Juli offengehalten wurde.

Doch abgesehen von einer unglücklichen Kommunikation mit Blick auf die Nominierungsabläufe hatte Spill auch Pech bei ihren letzten Rennen vor dem 29. Juni, dem internationalen Stichtag für Olympia-relavante Ergebnisse. Zunächst entwickelte sich die Lage so, dass sie bei miserablem Wetter mit Kälte und Regen im schwedischen Karlstad antreten musste und letztlich „nur“ 2:04,83 Minuten lief, während ihre deutsche Konkurrentin Katharina Trost (München) in Polen antrat und bei idealen Bedingungen mit einer Zeit von 1:58:68 Minuten sogar die direkte Norm für Tokio (1:59,50) knackte.

Um noch einmal kräftig Punkte zu sammeln, wollte Tanja Spill dann am 29. Juni gerne bei einem Meeting in Luzern antreten, doch der Veranstalter, verweigerte ihr einen Startplatz. Die Dormagenerin vermutet, dass das mit nationalen Schweizer Interessen zu tun hatte. Denn hätte sie bei der hochdotierten Veranstaltung entsprechend gepunktet, hätte sie wahrscheinlich die Schweizerin Delia Sclabas aus der Top 48 in der Weltrangliste verdrängt. Und in der Tat stand Sclabas zum Stichtag auf Rang 48 mit nur zehn Punkten Vorsprung auf die Dormagenerin. Alternativ organisierten Spill und ihr Umfeld auf den letzten Drücker ein Qualifikationsrennen in Frankfurt, was sie aber mangels adäquater Konkurrenz weitgehend alleine gegen die Uhr laufen musste. Dafür war ihre Siegerzeit von 2:01,71 Minuten zwar ganz stark, doch die Direktqualifikation oder die nötigen Punkte brachte sie nicht.

„Dass es letztlich nur an einem Meeting und irgendwelchen Verbänden scheitert, ist bitter. Denn eigentlich hätte ich jetzt das Ticket“, erklärte Tanja Spill. Zumal es wahrscheinlich so kommt, dass Startplätze im olympischen 48er-Feld unbesetzt bleiben. „Für Tanja tut mir das extrem leid. Denn sie hat so viel investiert und steht mit ihrer Bestleistung auf Platz 20 der Weltjahresbestenliste. Dass sie dann in Tokio nicht laufen darf, ist schon bitter“, sagte Spills Trainer Willi Jungbluth. Bei allem verständlichen Frust behält die 25-Jährige aber einen klaren Kopf: „Eins muss ich mir selbst eingestehen, hätten die Spiele regulär 2020 stattgefunden, wäre ich mit ziemlicher Sicherheit auch nicht dabei gewesen.“ Zudem richtet sie den Blick schon wieder nach vorn. Im August und September will sie wieder Rennen laufen, um frühzeitig Punkte für die WM-Qualifikation zu sammeln. Denn 2022 will sie in den USA starten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort