Mangel an Lehrkräften Ohne Physik keine Elite-Uni

Mangel an Lehrkräften · Weil am Gymnasium Korschenbroich seit August der Physikunterricht in der sechsten Klasse ausfällt, sah sich ein Vater genötigt, der Landesregierung mit Klage zu drohen. Er sieht die Zukunft seiner Tochter gefährdet.

 Es gibt Ärger am Korschenbroicher Gymnasium: Ein Vater droht dem zuständigen Landesministerium mit Klage, weil seit August in der sechsten Klasse der Physikunterricht ausfällt.

Es gibt Ärger am Korschenbroicher Gymnasium: Ein Vater droht dem zuständigen Landesministerium mit Klage, weil seit August in der sechsten Klasse der Physikunterricht ausfällt.

Foto: L. Berns

Korschenbroich Dr. Christian Wittig hat für seine elfjährige Tochter Pauline große Pläne. Das Abitur soll sie machen, ein Studium soll sie absolvieren, Fremdsprachen und fremde Kulturen entdecken. "Schließlich möchte ich für meine Tochter alle Optionen offen halten", sagt der Fachmediziner für Orthopädie mit Praxis in der Düsseldorfer Innenstadt. Aktuell sieht Wittig seine Pläne aber hochgradig gefährdet. Der Grund: Seit August kann das Gymnasium Korschenbroich den Physikunterricht für die sechsten Klassen nicht mehr aufrecht halten — es fehlt an Lehrkräften. Ein Zustand, den Wittig nicht akzeptieren will und dem zuständigen Landesministerium sogar mit Klage droht.

In einem Schreiben an Professor Andreas Pinkwart, seines Zeichens NRW-Wissenschaftsminister fordert der Korschenbroicher Familienvater Pinkwart auf, die "nicht mehr begründbare Schulpolitik der Landesministerin korrigieren zu lassen". Gemeint ist Barbara Sommer, die in den Augen von Wittig "eine unerträgliche Fehlbesetzung ist". Wittig macht Sommers Ministerium direkt für den Missstand am Korschenbroicher Gymnasium verantwortlich, "denn in keinem anderen Bundesland werden qualifizierte Lehrer durch unterschiedliche Bezahlung und die unverständliche Handhabung der Verbeamtung vom Eintritt in den Schuldienst abgeschreckt", so Wittig.

Tatsächlich fehlt es am Korschenbroicher Gymnasium an ausreichendem Lehrpersonal für die Fächer Chemie und Physik. "Bereits im Februar wurde die missliche Lage deutlich, da zwei Lehrer langfristig krankheitsbedingt ausgefallen und weitere Lehrer in den Ruhestand gegangen sind. Die Schulleitung hat daraufhin versucht, geeigneten Ersatz zu finden und musste erkennen, dass es Fachlehrer in Physik und Chemie nicht an jeder Ecke gibt", erzählt Sabine Wittig, die als Ehefrau und Mutter — vor allem aber als stellvertretende Schulpflegschaftsvorsitzende — die Vorgänge am "Gyko" miterlebt.

Schulleiterin Dr. Beatrice Schmitz betreibt in der geschilderten Situation eine defensive Informationspolitik. "Der Vorwurf ist bekannt und in der grundsätzlichen Sache richtig. Aber wir haben bereits Maßnahmen ergriffen und werden zeitnah wieder den Physikunterricht anbieten", teilt die Direktorin mit und beruft sich darüber hinaus auf ihre Verschwiegenheitspflicht als Beamtin. Kein Wort zu dem von Christian Wittig sowohl im Schreiben als auch gegenüber der NGZ bestätigten Vorstoß, einen Studenten der RWTH Aachen als Ersatzlehrer kurzfristig einzustellen. Kein Wort zu Wittigs Forderung, eine Bekannte aus dem Hockeyverein, die als promovierte Chemikerin "bestens geeignet wäre", unverzüglich einzustellen.

Dabei muss sich die Schulleitung vom umtriebigen Wittig gehörig unter Druck gesetzt sehen. Schriftlich teilt Wittig dem Landesminister und der Schulleitung nämlich mit, im Fall der Nichtbeachtung seiner Forderungen, seine Tochter "künftig konsequent auf das Ziel einer sofortigen Emigration" hinzuführen. Immerhin will Wittig vorerst vor einer Klage absehen. "Sollte meine Tochter wieder regulären Unterricht erhalten, dann entfällt der Klagegrund. Aber ich denke weiterhin über eine Anmeldung in einem privaten Gymnasium nach. Denn jetzt ist die Zeit, da meine Tochter Punkte sammeln muss, um an einer Elite-Uni Chancen zu haben".

(RP)
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