Handball Ex-TVKler ist gegen deutsche Würfe machtlos

Korschenbroich · Als Torhüter des TV Korschenbroich ging Thomas Bauers Handballstern bei der Europameisterschaft 2010 in seiner österreichischen Heimat auf. Zehn Jahre danach konnte er die 22:34-Niederlage gegen Deutschland nicht verhindern.

 Thomas Bauer gegen Patrick Zieker.

Thomas Bauer gegen Patrick Zieker.

Foto: dpa/Robert Michael

In der Waldsporthalle nannten ihn alle nur den „Ösi“. Den Spitznamen hatte Jürgen Boss, damals wie heute (mit Unterbrechungen) Hallensprecher des TV Korschenbroich, Thomas Bauer verpasst, als er zu Beginn der Handballsaison 2009/2010 zum damaligen Zweitliga-Neuling wechselte.

Überraschend kam der Spitzname nicht. Schließlich wurde Bauer am 24. Januar 1986 in Wien geboren. Überraschender war schon, dass der damals 23-Jährige von den Aon Fivers Margareten an den tiefsten Niederrhein wechselte, schließlich hatte er da schon 20 Länderspiele für die „Ösis“ bestritten und 74 Mal im Tor ihrer Junioren-Nationalmannschaft gestanden.

 Thomas Bauer im Trikot des TV Korschenbroich

Thomas Bauer im Trikot des TV Korschenbroich

Foto: red

Es waren zwei Gründe, die den knapp 190 Zentimeter langen Torhüter zum Wechsel bewogen. Der eine hatte mit Handball zu tun: „Die deutsche Zweite Bundesliga ist in der Breite besser als die Erste Liga in Österreich. Die Mannschaften sind ausgeglichener und in der Spitze wird sicher auch schneller gespielt,“ sagte er damals. Ein Urteil, in das er den zu dieser Zeit von Khalid Khan trainierten TV Korschenbroich durchaus einbezog: „Es wird hier sehr engagiert gearbeitet. Das ist mir auf Anhieb aufgefallen. Verein und Mannschaft sind sehr ehrgeizig.“

     Thomas Bauer bei seiner Verabschiedung neben Marcel leclaire und Christian Rommelfanger (v.l.)

Thomas Bauer bei seiner Verabschiedung neben Marcel leclaire und Christian Rommelfanger (v.l.)

Foto: red

Der zweite Grund hatte mit der Liebe zu tun. Seine Freundin Laura Magelinskas, ebenfalls österreichische Handball-Nationalspielerin, hatte 2009 beim TV Beyeröhde angeheuert. Thomas Bauer wollte sie nicht alleine nach Deutschland gehen lassen – also zogen sie nach Düsseldorf, was ungefähr in der Mitte zwischen ihren Trainingshallen in Wuppertal und Korschenbroich liegt. Inzwischen sind Thomas und Laura Bauer (30) verheiratet. Und seit seiner Zeit am Niederrhein zieht das Paar (meist gemeinsam) durch die Handball-Welt.

Aktuell hütet Thomas Bauer das Tor des Champions-League-Teilnehmers FC Porto. Es ist die achte Station des gebürtigen Wieners, der am Freitag 34 Jahre alt wird, seit er 2010 die Waldsporthalle Richtung HSG Frankfurt/Rhein-Main verließ. TV Neuhausen, TBV Lemgo, Istres Ouest Provence Handball, Pays d’Aix UC, Massy Essonne Handball (alle drei Frankreich) und OIF Arendal (Norwegen) hießen seine weiteren Arbeitgeber. In Portugal scheint er nun angekommen zu sein: „Eine geile Stadt ist Porto sowieso, über das Land kann man nicht meckern. Es ist sehr, sehr lebenswert und auch erschwinglich. Es ist sportlich und qualitativ die professionellste Truppe, in der ich je gespielt habe. Und ich habe schon in vielen Teams gespielt,“ sagte er am Dienstag in einem Interview mit dem Onlineportal „handball-world“.

Da hatte Thomas Bauer gerade einen nicht so glücklichen Auftritt bei der Europameisterschaft in der heimischen Stadthalle hinter sich. Denn eine Viertelstunde vor Ende der Hauptrundenpartie am Montagabend gegen Deutschland schickte Österreichs Nationaltrainer Ales Pajovic, eine „Mischung aus Wikinger-König und Türsteher“ (so der in Wien erscheinende Kurier über den 41 Jahre alten Slowenen) anstelle von Thomas Eichberger zwischen die Pfosten. Nach Anlaufschwierigkeiten hatten die Deutschen da die Weichen schon Richtung Sieg gestellt, lagen mit 26:18 vorne. Am Ende hieß es 34:22, und Thomas Bauer stellte danach fest: „Heute haben ein paar Minuten Unkonzentriertheiten gereicht und sie sind über uns drübergefahren.“

Nicht nur in seinem 157. Länderspiel machte der Ex-Korschenbroicher eine eher unglückliche Figur. Überhaupt läuft die EM in seinem Heimatland eher an Thomas Bauer vorbei, der in sechs Spielen nur fünf von 46 Würfen auf sein Gehäuse entschärfte, darunter einen (von zehn) gegen Deutschland. Vor zehn Jahren war das anders. Da entfachte nicht zuletzt sein starker Auftritt eine regelrechte Handball-Euphorie in der Alpenrepublik. Dass die dann auch bis in die Waldsporthalle schwappte, versteht sich im „Handball-Dorf“ Korschenbroich von selbst.

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