Ringen Schon wieder ein neuer Tiefpunkt

Neuss · Weil auch der Rückkampf in Herdecke 0:0 gewertet wird, bringt KSK Konkordia Neuss das Los(-pech) ins Finale um Bundesliga-Aufstieg.

 Flugstunde: Mit seinen Leistungen auf der Matte ist der talentierte Neusser Samuel Bellscheidt über jeden Zweifel erhaben.

Flugstunde: Mit seinen Leistungen auf der Matte ist der talentierte Neusser Samuel Bellscheidt über jeden Zweifel erhaben.

Foto: LB

Schlimmer geht’s immer! Auf der nach unten offenen Peinlichkeits-Skala hat das Ringen einen neuen Tiefpunkt erreicht. Eigentlich sollte nach dem schmählichen Halbfinal-Hinkampf zwischen den aufstiegsunwilligen NRW-Oberligisten KSK Konkordia Neuss und TSG Herdecke alles besser werden. Noch ein am Ende mit 0:0 gewertetes Duell sollte es im zweiten Aufeinandertreffen auf keinen Fall geben.

Und dann das: Weil sowohl Herdecke (zwei von neun Ringern ohne das geforderte Gewicht) als auch Neuss (von zehn Ringern einer zu spät an der Waage und zwei ohne Gewicht) wiederum nicht die Mindestsanforderung  von neun „einsatzfähigen Ringern, davon acht mit dem nötigen Gewicht“, erfüllten, musste nach Paragraf 13 der Sonderbestimmungen für Mannschaftskämpfe des Deutschen Ringer-Bundes (DRB) das Los über den Sieg entscheiden: Es traf den KSK Konkordia Neuss, der nun am 15. Dezember beim „Final Six“ in der Bonn-Duisdorfer Schmitthalle um den Aufstieg in die Bundesliga „kämpfen“ muss. Gegner ist übrigens der als niederländischer Verein nicht aufstiegsberechtigte KSV Simson Landgraaf, dessen „Kontrahent“ TV Essen-Dellwig zum Rückkampf nur mit acht Athleten anreiste und darum wie schon vor einer Woche mit 0:50 verlor. Ein sportlicher Offenbarungseid.

Hermann J. Kahlenberg hat nun die in höchstem Maße undankbare Aufgabe übernommen, diese Farce zu erklären. Zunächst stellt der Ehrenvorsitzende des KSK Konkordia Neuss mal fest: „Wir wollten gewinnen – auch wenn uns das keiner glaubt ...“ Diesmal sei den Schützlingen von Trainer Max Schwindt die recht kurzfristige Änderung des Kampfbeginns zum Verhängnis geworden. Die sei eben nicht bei allen angekommen, beteuert Kahlenberg. Die Folge: Ayub Musaev habe nach einer Autopanne fünf Minuten zu spät an der Waage gestanden. „Und der Versuch unserer Mannschaftsleitung, die Waagezeit zu verschieben, wurde von Herdecke nicht akzeptiert, obwohl der Gegner auch nicht komplett antrat.“ Ein Verhalten – das Kahlenberg so gar nicht nachvollziehen kann – mit fataler Wirkung: Weil die Gäste nämlich zwei Ringer mit Übergewicht mitgebracht hatten, geriet das Duell erneut zum Ärgernis. Dazu passte, dass der für die Gewichtsklasse bis 71 Kilogramm vorgesehene Abubakar Alaudinov 100 Gramm (!) zu viel auf die Waage brachte. Als Beweis für den Willen des „mit der stärksten Mannschaft“ angetretenen Rheinland-Meisters, diesen Kampf zu gewinnen, wertetet Kahlenberg das Geschehen auf der Matte, die Neuss mit einem 30:11-Sieg verließ.

 Und jetzt? Dass der KSK den Sprung aus der Oberliga ins Oberhaus tatsächlich vollziehen würde, sei ausgeschlossen, sagt Kahlenberg: „Die Kluft ist für uns einfach zu groß. Auch wenn unsere Talente ein riesiges Potenzial haben, du kannst mit 15- und 16-Jährigen nicht in der 1. Liga ringen.“ Ein Aufstiegsverzicht wäre allerdings mit einer Geldstrafe von 5000 Euro verbunden. Da sich der Verein der Rückendeckung des Ringerverbandes NRW gewiss ist, hofft er nun darauf, dass sich bei der Zusammenkunft des Präsidiums und der für das „Final-Six-Turnier“ qualifizierten Klubs am Freitag in Dormagen  ein Ausweg aus diesem Dilemma finden lässt.

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