Lokalsport Nur Olympiasieger zu stark: Max Hartung erkämpft EM-Silber

Dormagen · Dormagener Säbelfechter unterliegt im EM-Finale gestern Abend mit 11:15 gegen Aron Szilagyi.

Vier kamen bis ins Achtelfinale, einer kam durch: Gestern Abend kurz vor 21 Uhr erkämpfte sich Max Hartung den bisher größten Einzelerfolg seiner Fechtlaufbahn. Bei den Europameisterschaften im schweizerischen Montreux war nur der Ungar Aron Szilagyi zu stark für den 26 Jahre alten Säbelfechter des TSV Bayer Dormagen. Im Finale der bis dahin für den Deutschen Fechterbund enttäuschend verlaufenen Titelkämpfe setzte sich der ein Jahr jüngere Olympiasieger von London 2012 mit 15:11 gegen den Aktivensprecher des Deutschen Fechterbundes durch.

Max Hartung krönte mit der Silbermedaille einen starken Auftritt der Mannschafts-Weltmeister im Trikot des TSV Bayer, der nur einen Schönheitsfehler hatte: Das Quartett vom Höhenberg war im Achtelfinale unter sich, so dass zwangsläufig zwei Dormagener vor dem Viertelfinale die Segel streichen mussten. "Das war natürlich ein bisschen Pech", kommentierte TSV-Fechtkoordinator Olaf Kawald das frühe Aufeinandertreffen, bei dem Nicolas Limbach - unterlag nach anfänglicher 7:3- und 7:5-Führung dem späteren Vize-Europameister mit 8:15 - und Benedikt Wagner - zog nach 10:7-Führung gegen Matyas Szabo mit 14:15 den Kürzeren - auf der Strecke blieben. Doch enttäuscht war der Disziplintrainer Säbel des Deutschen Fechterbundes keineswegs: "Vier Fechter unter den letzten 16, das ist einfach bärenstark. Und die Silbermedaille von Max ist ein Spitzenergebnis - das beste Resultat bei einer Europameisterschaft, das wir jemals hatten."

Ähnlich sah es Bundestrainer Vilmos Szabo, der gestern angesichts der beinahe parallel laufenden Gefechte seiner Schützlinge mächtig unter Spannung stand: "Ein super Ergebnis", befand er über die Silbermedaille, "und vier unter den besten 16 - das ist klasse." Das frühe Aufeinandertreffen bedauerte nicht nur er, sondern auch DFB-Sportdirektor Sven Ressel, dem dank Max Hartung die erste EM ohne eine Einzelmedaille erspart blieb: "Schade, alle vier sind super drauf, alle vier waren Medaillenkandidaten. Mich ärgert es schon, dass unsere Leute direkt aufeinandertrafen."

Denn nach den "Vereinsmeisterschaften" blieben nur noch Matyas Szabo und Max Hartung im Rennen. Szabo, der 24 Jahre alte Sohn des Bundestrainers, hatte bis dahin das härteste Programm zu bestehen gehabt. Weil er in den Gruppengefechten nicht so gut abgeschnitten hatte wie seine Teamkollegen, musste er als einziger in die Runde der besten 64. Nach dem lockeren 15:7 über den Briten Curtis Miller wartete dann der nach der Vorrunde an Position eins gesetzte Russe Kamil Ibragimov, den Szabo mit 15:14 bezwang. Nach seinem genauso knappen und mit dem letzten Treffer erzwungenen Sieg über Benedikt Wagner traf er auf Weltmeister Nikolay Kovalev. Gegen den Russen kam angesichts eines 4:12-Rückstandes seine beinahe obligatorische Aufholjagd zu spät - immerhin verkürzte Szabo auf 9:13, ehe Kovalev zwei weitere Treffer gelangen, mit denen er den Dormagener auf Platz acht verwies.

Er selbst zog damit ins Halbfinale ein. Dort wartete in Max Hartung, der den Weißrussen Aliaksandr Buikevich nach 6:8-Rückstand mit 15:10 bezwungen hatte, der nächste Dormagener. Kovalev führte 10:7,zog dann nach Verletzungspause auf 11:7 davon. Doch ab da ließ Max Hartung keinen Treffer des Weltmeisters mehr zu - das 15:11 bedeutete sein erstes EM-Finale, nachdem er 2011 in Sheffield überraschend Bronze gewonnen hatte.

Im Kampf um Gold dann beinahe das gleiche Bild, nur mit anderem Ausgang: Beim Stand von 6:6 nimmt Aron Szilagyi eine fast zehnminütige Verletzungspause, lässt sich den Fuß tapen. Hartung behält die Nerven und geht mit 8:6 in Front. Doch dann spielt der Olympiasieger seine Stärke aus und eilt über 13:10 und 15:11 zum EM-Titel. Hartung wirkt zunächst enttäuscht - doch das dürfte bald verflogen sein.

(NGZ)
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