Spannendster Titelkampf der letzten Jahre bei den Jockeys Nur das Ende war tragisch

Von Patrick Bücheler Gut gefüllte Tribünen, ein Umsatz jenseits der Viertelmillion Euro und ein bis zuletzt spannender Kampf um den Titel des Jockey-Champions, den Filip Minarik mit zwei Siegen mehr für sich entschied, das waren die Zutaten zum letzten Renntag des alten Jahres auf der Neusser Galopprennbahn. Dazu die Hoffnung, dass sich dort bald vieles ändert.

Von Patrick Bücheler Gut gefüllte Tribünen, ein Umsatz jenseits der Viertelmillion Euro und ein bis zuletzt spannender Kampf um den Titel des Jockey-Champions, den Filip Minarik mit zwei Siegen mehr für sich entschied, das waren die Zutaten zum letzten Renntag des alten Jahres auf der Neusser Galopprennbahn. Dazu die Hoffnung, dass sich dort bald vieles ändert.

Die Entscheidung fiel am Silvestertag um exakt 14:18 Uhr. Dann war der spannendste Titelkampf der letzten Jahre bei den Jockeys entschieden. Zugunsten des 30 Jahre alten, gebürtigen Tschechen Filip Minarik, der mit 110:108 gegen den Holländer Adrie de Vries das bessere Ende für sich hatte. Als die Sache klar war, umarmten sich die Konkurrenten im Waagegebäude.

"Adrie war ein sehr harter Gegner, dieser Championatskampf hat schon an der Substanz gezehrt. Ich hatte am Ende gar keinen Appetit mehr und habe auch schlecht geschlafen", bekannte der neue Titelträger. Und sammelte bei der anschließenden Championatsehrung, für viele unerwartet, fleißig Plus- und Sympathiepunkte: "Adrie ist vielleicht sogar der bessere Jockey als ich", sagte Minarik.

"Aber ich habe eben versucht, überall, wo es möglich war, Rennen zu gewinnen, bin dafür auch enorm viel mit dem Auto durch Deutschland gefahren." Schon am Neujahrstag flog er nach Macao, um dort ein mehrwöchiges Gastspiel anzutreten. Das sollte schon im Dezember beginnen, wegen der Aussicht auf den Meistertitel verschob es Minarik, der beim Kölner Trainer Peter Schiergen arbeitet. Dessen Frau, so Minarik, habe einen großen Anteil daran, dass er hier geblieben ist.

"Sie hat gesagt: Du bleibst und kämpfst", so der neue Champion mit einem Augenzwinkern. Die Gratulation vom Chef kam aus dessen Urlaubsdomizil per Handy, denn auch Schiergen wurde bei der Ehrung der Champions gefeiert. Er dominierte bei den Trainern das Jahr 2005 deutlich. Seine Pferde galoppierten mehr als doppelt so viel ein wie die seiner Konkurrenten.

Im Zuge dieser Erfolge segelte auch das Gestüt Schlenderhan, die 1869 gegründete, älteste private Zuchtstätte des Landes, zu einem Doppelchampionat bei Besitzern und Züchtern. Für Minarik hatte der Silvesterrenntag so gut begonnen wie es besser nicht sein konnte. Ein Doppeltreffer mit Have a Dream und Saldario ließ seinen Vorsprung auf zwischenzeitlich vier Punkte anwachsen, Kontrahent de Vries nützten ebenfalls zwei Tagestreffer mit Glad to be fast und Sovrano nichts mehr.

Letzterer sorgte dafür, dass die Neusser Trainerin Marion Weber zum Titel bei den Besitzertrainern kam, den sie sich mit Horst Rudolph aus Mannheim und Matthias Schwinn aus Honzrath teilt. Erstmals gab es damit in der Geschichte des Turfs damit gleich drei Champions in einer Kategorie. Der 20-jährige Christopher Caballos-Sanchez schaffte in Neuss im Sattel von Red Boy seinen ersten Sieg, rauschte mit dem Hengst auf der kurzen 1100 Meter-Strecke vom letzten Platz noch an der Konkurrenz vorbei.

"Der Reiter hat unterwegs kaum etwas gesehen, fast schon ein Wunder, dass er da noch gewonnen hat", sagte Trainer Dirk Baltromei nach dem Rennen. Erfolgreich war zum Jahresabschluss auch Deutschlands vielleicht kleinstes Rennpferd, der Hengst Berrion. Der Kleine mit dem großen Kämpferherzen schaffte seinen dritten Karrieresieg. Im letzten Rennen des Tages, die Champions waren gerade geehrt, schlug das Schicksal noch einmal unerbittlich zu.

Bei seinem 103. und zugleich letzten Karrierestart zog sich der Hengst Upper King, auf der Neusser Rennbahn mit insgesamt 37 Starts fast eine Institution, einen Trümmerbruch zu und musste an Ort und Stelle eingeschläfert werden. Katano siegte in diesem letzten Rennen des gesamten Jahres unter dem kurz zuvor als Amateurchampion geehrten Oliver Schnakenberg (Blender).

Stefanie Hofer (Krefeld) bei den Amateurreiterinnen, die beiden nicht anwesenden Dirk Fuhrmann und Josef Vana als Champion der Hindernisreiter beziehungsweise deren Trainer und Marvin Suerland als Meister der Auszubildenden komplettierten die Runde der Titelträger des Jahres 2005 im deutschen Turf, die allesamt im Neusser Absattelring geehrt wurden.

(NGZ)
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