Fußball Traum vom Fußballprofi lebt weiter

Kleinenbroich · Dass Nico Clasen voriges Wochenende sein Comeback bei Teutonia Kleinenbroich feierte, ist etwas ganz Besonderes. Schließlich würde er jetzt eigentlich für seine Uni in Las Vegas kicken. Die Corona-Krise hat die Karten neu gemischt.

 Nico Clasen (hinten) im Trikot der Universität von Las Vegas. Aktuell kickt er für seinen Heimatverein Teutonia Kleinenbroich in der Landesliga.   Foto: Clasen

Nico Clasen (hinten) im Trikot der Universität von Las Vegas. Aktuell kickt er für seinen Heimatverein Teutonia Kleinenbroich in der Landesliga. Foto: Clasen

Foto: Clasen

Auch wenn Nico Clasen gerade mal 23 Jahre alt ist, er hat schon so einiges erlebt in seiner Fußballerkarriere. Doch es war selbst für ihn ein Gänsehautmoment, als er am vergangenen Freitag im vorgezogenen Landesliga-Meisterschaftsspiel gegen den Rather SV nach so vielen Jahren wieder das Trikot seines Heimatvereins Teutonia Kleinenbroich überstreifen und auf der Anlage am Hallenbad auflaufen durfte. „Es hat sich richtig gut angefühlt, wieder für Kleinenbroich zu spielen“, sagt Clasen.

Für den Landesliga-Aufsteiger ist die Rückkehr von Clasen ein echter Glücksfall. Denn der frühere Jugend-Nationalspieler hat fußballerisch eigentlich ganz andere Ziele als ein Engagement in der sechsthöchsten Spielklasse in Deutschland. Er träumt immer noch von einem Engagement als Profi. Nicht in der Bundesliga, dafür aber in der Major League Soccer (MLS). Denn Clasen wagte 2018 den Sprung in die USA, weil er von der University of Nevada, Las Vegas (UNLV) wegen seiner fußballerischen Fähigkeiten ein vierjähriges Vollstipendium erhielt.

In der Saison davor hatte er bei Borussia Mönchengladbach den Sprung von der A-Jugend in die Regionalliga-Mannschaft geschafft, bekam dort aber unter Trainer Arie van Lent auch wegen einer Verletzung nur wenig Einsatzzeiten. So wechselte er für ein halbes Jahr in die Oberliga zu TuRU Düsseldorf und spielte anschließend noch eine Halbserie mit alten Kumpels bei den SF Neuwerk, bis es in die Wüstenmetropole Las Vegas ging.

Dort erwischte er als defensiver Mittelfeldspieler einen tollen Start. Nicht nur, dass er mit den Rebels, wie die Sportteams der UNLV heißen, gleich bis ins Halbfinale vorstieß und so nur knapp am Einzug in die landesweite Finalrunde scheiterte. „Ich wurde schnell zum Kapitän bestimmt und als sogenannter Freshman bin ich mit elf Assists gleich der drittbeste Vorlagengeber in den ganzen USA geworden“, sagt Clasen nicht ohne Stolz. 2019 gehörte Clasen permanent zur Startformation, doch die Rebels verpassten die Teilnahme an den Play-offs in der letzten Partie der regulären Spielrunde etwas unglücklich.

Dennoch, Clasens Leistungen sorgten bei den Scouts der MLS-Klubs für großes Interesse. So konnte er schon einige Kontakte zu Profimannschaften knüpfen. Sollte sich daraus nach seiner Zeit an der Uni ein Engagement ergeben, würde er gerne in den USA bleiben. Plan B wäre eine Rückkehr nach Deutschland, um mit seinem Soziologie-Studium beruflich Fuß zu fassen und nebenher noch so lange und so hochklassig wie irgend möglich Fußball zu spielen.

Vor diesem Hintergrund erscheint das Engagement bei der Teutonia auf den ersten Blick eher unlogisch. Doch die plötzliche Rückkehr nach Deutschland ist der kritischen Lage rund um die Corona-Pandemie in den USA geschuldet. Wie viele andere Universitäten hat die UNLV ihren Präsenzbetrieb fast komplett eingestellt, die ab dem Sommer vorgesehene Saison für den College-Sport wurde abgesagt. So erhielt Clasen die Erlaubnis, nach Hause zu reisen. Dort soll er sich den Lernstoff per Online-Unterricht aneignen und sich fußballerisch bei einem Verein in der Heimat fithalten. Schließlich soll die jetzt ausgefallene College-Saison ab Januar 2021 nachgeholt werden. „Ich hatte einige Anfragen von höherklassigen Vereinen, doch Kleinenbroich hat sich am besten angefühlt. Dort kann ich viel Spielzeit bekommen, und ich verliere keine Zeit, die ich besser zum Lernen nutzen kann“, sagt Clasen, „schließlich wohne ich bei meinen Eltern in Kleinenbroich und bin in ein paar Minuten beim Training.“

Teutonia-Coach Norbert Müller ist heilfroh, solch einen Spieler zumindest in der Hinrunde in seinem Kader zu haben. „Er hat eine tolle Technik und einen starken linken Fuß. Als Ballverteiler im Mittelfeld kann er ein Spiel sehr gut lesen“, sagt Müller. So habe Clasen seinen Teil dazu beigetragen, dass die Teutonia trotz der 0:2-Niederlage gegen Titelkandidat Rath ein sehr gutes Spiel gemacht habe. Doch nicht nur wegen dieser Vorstellung ist Nico Clasen zuversichtlich, dass Kleinenbroich den Klassenverbleib schaffen kann. „Im Gegensatz zu vielen anderen Teams ist die Teutonia im Kern seit vielen Jahren zusammen und eingespielt. Sie ist fußballerisch auf jeden Fall stark genug für die Landesliga.“ Bis es zurück in die USA geht, kann er seinen Teil dazu beitragen.

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