Tennis-Bundesliga Nicht ganz glücklich

Von Volker Koch

Von Volker Koch

Es allen Recht zu machen ist eine Kunst, die Spielplangestalter nur ganz selten beherrschen. In der Tennis-Bundesliga gilt dies um so mehr, als dort besondere Umstände zu berücksichtigen sind.

Denn gegen Ende der Saison wird gemeinhin die Spielerdecke immer dünner, weil es die meisten Tennisprofis ab Mitte August über den großen Teich zieht, um sich auf die US-Open vorzubereiten. Deshalb ist es auch wenig verwunderlich, wenn Marc Raffel mit Blick auf den Spielplan der Tennis-Bundesliga, den ihm der Deutsche Tennis-Bund auf den weihnachtlichen Gabentisch legte, sagt: "So ganz zufrieden bin ich nicht."

Was den Team-Manager des TC Blau-Weiss Neuss zu dieser Aussage bringt, sind zwei Dinge: Erstens findet das zuschauerträchtige Lokal- und Prestigeduell mit dem Düsseldorfer Rochusclub mal wieder auf der anderen Rheinseite statt - am 29. Juli, dem zweiten Spieltag der Saison.

So ganz glücklich werden die Düsseldorfer mit diesem Termin aber auch nicht sein: Es ist ein Freitag, und der lockt bekanntlich nicht so die Massen an wie der Sonntag. Ein solcher hätte sowohl am Rolander Weg als auch an der Jahnstraße sicherlich für "volles Haus" gesorgt. Zumal die Neusser zu diesem Zeitpunkt ihren neuen Spitzenspieler Philipp Kohlschreiber mit Sicherheit dabei haben werden.

Da hätte es sich angeboten, von der neugeschaffenen Möglichkeit Gebrauch zu machen, im beiderseitigen Einvernehmen ein Freitagspiel auf den Samstag zu verlegen. Blau-Weiss würde dem wahrscheinlich zustimmen, zumal es am darauffolgenden Sonntag (31. Juli) spielfrei hat.

Doch der Spielplan dürfte einen Strich durch eine solche sicher publikumswirksame Verlegung machen, schließlich müssen die Düsseldorfer an eben diesem Sonntag um 11 Uhr beim TC Piding antreten - und das liegt kurz vor Innsbruck. Samstags Düsseldorf gegen Neuss, Sonntags dann Krefeld gegen Düsseldorf, so hätte daraus ein echtes (nieder-)rheinisches Tennisfest werden können.

Und auch dem Wunsch der Nachbarklubs, keine Heimspiele parallel anzusetzen, wurde nicht entsprochen: Am 7. August haben Neuss (gegen BW Halle), Düsseldorf (gegen Rüppurr Karlsruhe), Krefeld (gegen 1. FC Nürnberg) und TK Kurhaus Aachen (gegen TC Piding) allesamt Heimspiele - vier Mal Tennis-Bundesliga im Umkreis von gerade mal siebzig Kilometern. Mit Aufsteiger Krefeld kollidieren die Neusser auch schon am ersten Spieltag, wenn im dortigen Stadtwald das Lokalduell mit dem Rochusclub ausgetragen.

Und Reisekosten lassen sich mit dem neuen Spielplan auch keine sparen: In Nürnberg sind die Neusser am 5. August zu Gast, einem Freitag. In Piding gastieren sie an einem Sonntag, aber erst dem darauffolgenden, dem 14. August. Zwei Tage nach dem Gastspiel an der Noris haben sie Heimrecht gegen Halle, zwei Tage vor der Tour in die Alpen spielen sie zu Hause gegen Mannheim - so richtig Sinn macht der ganze Plan nicht.

Den anderen Klubs ergeht es auch nicht besser , denn keiner kann von seinem Freitagspiel gleich weiterreisen zum Sonntagmatch - bis auf den TC Piding. Der spielt an einem Wochenende in Krefeld und Aachen, an dem anderen in Mannheim und Nürnberg, muss also überhaupt nicht für nur ein Auswärtsspiel die Koffer packen. Dafür darf er seine vier Heimspiele im schönen Freitag-Sonntag-Rhythmus austragen - vielleicht ein Entgegenkommen, weil der Aufsteiger aus der 4000-Seelen-Gemeinde finanziell ohenhin nicht auf Rosen gebettet ist.

Noch eines stößt Marc Raffel sauer auf: "Unsere letzten beiden Heimspiele sind Freitags - genau dann, wenn es in entscheidenden Spielen vielleicht auf die Zuschauerunterstützung ankommt." Doch er nimmt den Spielplan, wie er kommt, und sagt trotz aller Unzulänglichkeiten: "Sportlich wollen wir uns schon höhere Ziele setzen als in der vergangenen Saison." Schließlich gelang da erst in der Abstiegsrunde der Klassenerhalt - und die gibt es in der kommenden Spielzeit nicht mehr: Wer am 21. August Erster ist, ist Meister, wer Letzter ist, steigt ab.

(NGZ)
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