Voltigieren Risiko: Kürpremiere mitten in der Saison

Neuss · Janika Derks und Jessica Lichtenberg wollen beim Chio Aachen mit gewagter Taktik das Ticket für Weltreiterspiele in Tryon lösen.

 Janika Derks auf Carousso Hit mit Jessica Lichtenberg an der Longe. Der Clown Pennywise aus dem Stephan-King-Roman „Es“ hat indes ausgedient.

Janika Derks auf Carousso Hit mit Jessica Lichtenberg an der Longe. Der Clown Pennywise aus dem Stephan-King-Roman „Es“ hat indes ausgedient.

Foto: Daniel Kaiser

Finale Qualifikations-Station für die Weltreiterspiele im September im US-amerikanischen Tryon. Ein unglaubliches Starterfeld. Zwei Athleten aus Neuss mittendrin. Der CHIO Aachen, der seit einigen Jahren traditionell am ersten Wochenende mit den Voltigier-Prüfungen eröffnet wird, steht vor der Tür. Und Janika Derks und Johannes Kay haben sowohl hohe Ambitionen als auch Chancen, beim ehrwürdigen Turnier in der Soers Eindruck zu hinterlassen – und von Bundestrainerin Ulla Ramge das Ticket für die Weltreiterspiele zu lösen. Im Pas-de-Deux gelten die Voltigierer vom Nixhof nach ihren Siegen in Wiesbaden und Krumke als klare deutsche Nummer eins. Bei den Damen möchte Derks ihr drittes Championats-Ticket als Einzel-Voltigiererin lösen – und womöglich ihren Vorjahrestitel verteidigen.

Nach dem Sieg beim CVI im niederländischen Ermelo und Rang zwei in Krumke liegt Derks im „Projekt Einzel 2018“ eigentlich voll auf Kurs. Gemeinsam mit Trainerin Jessica Lichtenberg entschied sich die 28-jährige Physiotherapeutin dennoch zu einem gewagten Schritt. Bei der Siegerehrung der Rheinischen Meisterschaften vor zwei Wochen in Essen cancelten die Neusserinnen das bisherige Kürthema der Saison 2018. Der Clown Pennywise aus dem Stephan-King-Roman „Es“ hat ausgegruselt. Dabei waren Trikot, Musik und Choreografie bereits eine äußerst stimmige Einheit. „Wir finden das Thema nach wie vor super“, sagt Meistertrainerin Lichtenberg, die sich den ungewöhnlichen Wechsel mitten in der Saison mit ihrem Schützling zuvor reiflich überlegte. Handfeste Argumente und im Endeffekt auch das oftmals so entscheidende innere Bauchgefühl gaben letztendlich den entscheidenden Impuls zum Wechsel und führen nun dazu, dass sich die Fans in der traditionell ausverkauften Aachener Albert-Vahle-Halle auf eine Kürpremiere inmitten der Saison freuen dürfen. Ein Grund für den mutigen Themen-Tausch ist das noch unerfahrene Pferd Carusso Hit, das bei der an Höhepunkten gespickten Musik leichte Anspannungen zeigte. Zudem hatte Lichtenberg den Eindruck, dass sich Derks selbst nicht zu sehr hinter einer vom Thema her klar vorgegebenen Rolle zu verstecken braucht. Die Ausnahmeathletin soll für den Höhepunkt in Tryon vor allem mit ihrer Athletik glänzen. Dazu wurde ein „musikalisch unaufgeregteres Kürkonzept mit viel Ästethik“ entworfen. Verraten wird in gewohnter Manier natürlich noch nichts. „Es wird luftig“, ließ Lichtenberg bereits durchblicken. Derks selbst bestätigt, sie habe sich „frisch verliebt in die neue Kür“. Die Abläufe fühlen sich super an. Derks: „Ich hoffe, dass alles schon sicher genug ist“.Angesichts der Umstellungen waren die CHIO-vorbereitenden Tage vollgepackt wie selten zuvor. Ein kleines Testturnier, das Pas-de-Deux-Training mit Partner Johannes Kay in der Lüneburger Heide bei Barbara Rosiny und Choreografie-Training mit dem französischen Weltklasse-Voltigierer Jacques Ferrari, sorgten dafür, dass sogar die unermüdlich trainierende Modellathletin Derks mit „Muskelkater bis zum Anschlag“ zu kämpfen hatte. Spannend wird es nun zum Einen im internen deutschen Wettstreit. Neben Derks gehen auch Europameisterin Kristina Boe aus Hamburg, Corinna Knauf aus Köln sowie Sarah Kay aus Münster an den Start. Nur ein Trio erhält im Anschluss das Tryon-Ticket.

Aachen stellt aber auch einen ersten internationalen Höhepunkt dar. Unter anderem starten die Italienerin Anna Cavallaro sowie die gesamte amerikanische Tryon-Vertretung. Im Pas-de-Deux gehen gleich elf Paarungen ins Rennen, darunter auch die Europameister Silvia Stopazzini und Lorenzo Lupacchini aus Italien. Jessica Lichtenberg wird im Falle einer Nominierung allerdings  nicht an der Longe stehen, sondern als Co-Moderatorin am Mikrofon sitzen. Übernehmen würde ihren Job Gold-Trainerin Agnes Werhahn.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort