Rudern Neusser Ruderduo darf auf Tokio hoffen

Nach Alexandra Höffgen rückt auch Vera Spanke in den Olympia-Perspektivkader auf. Starke Leistungen beim Langstreckentest.

 Vera Spanke trumpfte beim Langstreckentest in Dortmund groß auf und darf sich nun Hoffnungen auf einen Olympiastart in Tokio machen.

Vera Spanke trumpfte beim Langstreckentest in Dortmund groß auf und darf sich nun Hoffnungen auf einen Olympiastart in Tokio machen.

Foto: Benno Spanke

Neuss Drei Olympia-Teilnahmen zieren bisher die sportliche Erfolgsbilanz in der 104-jährigen Geschichte des Neusser Rudervereins (NRV): 1960 in Rom verpassten Viktor Hendrix und Manfred Kluth im Vierer ohne Steuermann nur hauchdünn die Finalteilnahme. 1976 belegte Hiltrud Gürtler (heute Döhmen) mit dem deutschen Frauenachter in Montreal Rang fünf. Acht Jahre später in Los Angeles ruderte Anne Dickmann im Doppelvierer des Deutschen Ruderverbandes (DRV) als Vierte nur knapp an einer Medaille vorbei.

Wenn vom 24. Juli bis 9. August 2020 die 32. Olympischen Sommerspiele in Tokio auf dem Programm stehen, könnte diese Chronik fortgeschrieben werden. Denn seit dem Wochenende hat der Neusser RV zwei heiße Eisen im olympischen Feuer. Gehörte Alexandra Höffgen schon länger zu jenen Athletinnen, die sich Hoffnung auf ein Ticket nach Tokio machen dürfen, stieß nach der zentralen Leistungsüberprüfung des DRV auf dem Dortmund-Ems-Kanal (Langstreckentest) und dem vorgeschalteten Ergometer-Test auch Vera Spanke in diesen erlauchten Kreis vor.

Die Pharmaziestudentin legte den Grundstein dazu mit einer Steigerung ihrer Ergometer-Bestzeit um mehr als vier Sekunden. Anderthalb Wochen vor ihrem 22. Geburtstag legte sie die 2000 Meter in 7:09,4 Minuten zurück und war damit drittschnellstes „Leichtgewicht“ hinter Leonie Pless (Frankfurt) und Marie-Luise Dräger (Schwerin. Weil Vera Spanke am nächsten Tag trotz ungemütlichster Bedingungen auf der 6000 Meter zählenden Langstrecke noch einen drauf packte und sich in 25:20 Minuten nur Leonie Dräger (25:13) geschlagen geben musste, gehört sie nun zu den sechs Tokio-Aspirantinnen für den Doppelzweier – bei den Frauen die einzige Bootsgattung, in der Leichtgewichte bei Olympia starten dürfen. Was seinen Niederschlag in einer Einladung zum Trainingslager Mitte Dezember in der Türkei fand.

Alexandra Höffgen blieb die Tortur auf ihrer Trainingsstrecke erspart. Der leitende Bundestrainer Ralf Holtmeyer – „das schlechte Wetter mit starkem Gegenwind und Regen war natürlich nicht optimal“ – befreite die 25-Jährige von den Testrennen, damit sich ihr angeschlagener Gesundheitszustand nicht weiter verschlechtert und sie am Mittwoch mit der Nationalmannschaft ins Trainingslager im italienischen Sabaudia fahren kann. „Leider hatten wir einige krankheitsbedingte Ausfälle, aber bei dem Wetter kommt es aktuell immer zu Infekten,“ sagt Holtmeyer, „ich hoffe, dass jetzt alle einigermaßen gesund ins Trainingslager kommen und dort weiter an sich arbeiten können.“

Auch der Nachwuchs des Neusser Rudervereins lieferte an diesem Test-Wochenende gute Ergebnisse ab, die den sonst so ruhigen Pressesprecher Bernhard Spanke in euphorische Stimmung versetzten: „Abschließend lässt sich feststellen, dass es kaum besser hätte laufen können. Christian und Peter Stoffels müssen mit ihrem Training alles richtig gemacht haben.“ Cosima Clotten meldete jedenfalls gleich bei ihrem Debüt im U23-Bereich gehobene Ansprüche an: Auf dem Ergometer war die 18 Jahre alte „NGZ-Sportlerin des Monats Oktober“ in neuer Bestzeit von 7:18,3 Minuten fünftschnellste U23-Ruderin, auf dem Kanal fuhr sie in 25:35 Minuten die schnellste Zeit und deklassierte die zweitplatzierte Johanna Reichardt (Leipzig) um 23 Sekunden.

Helena Spanke und Olivia Clotten wollten da offenbar ihren älteren Schwestern in Nichts nachstehen: Gleich in ihrem ersten Rennen in der U19 fuhren sie im Zweier ohne in 26:16 Minuten die schnellste Zeit heraus, satte 24 Sekunden vor der Renngemeinschaft Ulm/Rheinfelden. Auf dem Ergometer hatten sie bereits eine Woche zuvor die WM-Norm der A-Juniorinnen unterboten. Cecilia Sommerfeld, eigentlich bei den Leichtgewichten zuhause, belegte mit Pia Renner (Krefeld) im gleichen Rennen Rang fünf. Und Benjamin Nelles und Johannes Neubauer, von den Junioren in die U23 aufgestiegen, belegten hinter der Renngemeinschaft Essen/Dortmund Rang zwei.

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