Handball Neusser HV stellt sich neu auf

Neuss · Dass der Rhein-Kreis wieder ein Impfzentrum in der Hammfeldhalle eingerichtet hat, sorgt bei dem Handballverein nicht nur sportlich für Unruhe. Am Montag gab es nach einer Krisensitzung auch Veränderungen im Vorstand.

 Vor dem Derby beim TV Korschenbroich absolvierte der Neusser HV sogar eine Trainingseinheit beim Gegner. Auch im Januar wird dem Verein die Hammfeldhalle nicht zur Verfügung stehen.

Vor dem Derby beim TV Korschenbroich absolvierte der Neusser HV sogar eine Trainingseinheit beim Gegner. Auch im Januar wird dem Verein die Hammfeldhalle nicht zur Verfügung stehen.

Foto: Michael Jäger

Nach der überstandenen Insolvenz des Profihandball-Projekts Rhein Vikings war der daran beteiligte Neusser HV wieder in ruhigeren Fahrwassern unterwegs. Doch die Corona-Krise traf den NHV in besonderer Weise. Zusätzlich zu den Schwierigkeiten, unter denen alle Vereine leiden, verloren die Neusser Handballer auch noch ihre Heimspiel- und Trainingsstätte am Hammfeld, weil der Rhein-Kreis Neuss dort sein Impfzentrum unterbrachte. Dass es nach der vorübergehenden Schließung Anfang Dezember wieder dorthin zurückkehrte, ließ die Wogen derart hochschlagen, dass sich der NVH als eine Konsequenz daraus am Montag im Vorstand neu aufstellte.

Das Amt des Vorsitzenden übernimmt kommissarisch bis zur nächsten Mitgliederversammlung Wolfgang Spangenberger, der bislang stellvertretender Vorsitzender war. Martin Eggert, bislang Vorsitzender, tritt in die zweite Reihe und wird kommissarischer Geschäftsführer sowie Spangenbergers Stellvertreter. Tim Micus, bislang ebenfalls 2. Vorsitzender und Frauenwart, scheidet aus dem Vorstand aus, bleibt aber als Trainer dabei. „Wenn sich Kritik an meiner Person festmacht, die dem Verein schadet, habe ich kein Problem damit, mich zurückzunehmen“, erklärte Martin Eggert auf Nachfrage unserer Redaktion. Eggert hatte nach Bekanntwerden des neuerlichen Einzugs des Impfzentrums in der Hammfeldhalle Anfang Dezember mit deutlichen Worten sein Unverständnis gegenüber der Verwaltungsspitze des Kreises zum Ausdruck gebracht. Nicht nur Eggert sah die Existenz des Leistungshandballs in Neuss und des gesamten Vereins in Gefahr, auch viele besorgte Mitglieder äußerten sich entsprechend gegenüber unserer Redaktion und in sozialen Netzwerken.

In der Zwischenzeit musste der Verein viel improvisieren. Er fand mit seinen Leistungsteams, die Haftmittel benutzen und deswegen nicht in jeder Halle unterkommen können, Unterschlupf bei befreundeten Vereinen. So trainierten die Regionalliga-Männer des NHV zum Beispiel vor dem Derby beim TV Korschenbroich sogar einmal in dessen Waldsporthalle. Inzwischen ist auch klar, dass die Improvisationskünste des NHV noch länger gefordert sein werden. Denn wie die Kreisverwaltung Anfang der Woche bekanntgab, bleibt das Impfzentrum länger als zunächst geplant im Hammfeld. Eigentlich sollte mit Ende der Weihnachtsferien der Auszug erfolgen, doch weil immer noch keine Immobilie für einen Alternativstandort gefunden wurde, bleibt laut Kreisdirektor und Krisenstabsleiter Dirk Brügge bis mindestens Ende Januar alles beim Alten.

Klar, dass auch diese Entwicklung Thema bei der Krisensitzung des NHV am Montag war. Um die finanzielle Zukunft des Vereins unter diesen Bedingungen nicht zu gefährden, will der Verein jetzt das Angebot der Rhein-Kreises in Anspruch nehmen, sich an den mit der Hallenproblematik zusammenhängenden Kosten zu beteiligen. Das betrifft die Bereiche entgangene Einnahmen bei Heimspielen, Fahrtkosten und Mitgliederschwund. In Sachen Mitgliedern ist der NHV besonders stark gebeutelt. Über 80 gingen seit Anfang 2020 verloren, was einen Verlust von rund einem Drittel bedeutet. „Da kommt eine dicke fünfstellige Summe an Kosten zusammen“, sagte Eggert. Auch sportlich muss der NHV bis zum Rückrundenstart eine weitere Baustelle bearbeiten. Gilbert Lansen, bisher Trainer der Regionalligatruppe, verlässt den NHV. Ein Nachfolger ist schon gefunden, doch weil noch kein Vertrag unterschrieben ist, will Eggert noch keinen Namen nennen. 

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