Handball Neusser HV legt einen Fehlstart hin

Neuss · Die zweite Saison ist immer die schwerste - diese sportliche Binsenweisheit scheint sich im Falle des Neusser HV zu bestätigen.

 Tat sich schwer als Kreisläufer-Ersatz für den verletzten Philip Schneider: Ceven Klatt gegen die Mindener Lucas Schneider und Jannik Jungmann (r.).

Tat sich schwer als Kreisläufer-Ersatz für den verletzten Philip Schneider: Ceven Klatt gegen die Mindener Lucas Schneider und Jannik Jungmann (r.).

Foto: -woi

Denn nach zwei Spieltagen der Dritten Handball-Liga West findet sich der Vorjahresaufsteiger erst einmal am Tabellenende wieder - und wenn der Eindruck der gestrigen 22:24-Heimniederlage (Halbzeit 10:9) gegen die Bundesliga-Reserve von GWD Minden nicht täuscht, wird es ein schwieriges Unterfangen, von dort wieder wegzukommen.

Denn was die Neusser in den vergangenen beiden Spielzeiten auszeichnete, scheint im Zuge des radikalen Umbaus verloren gegangen zu sein: die mannschaftliche Geschlossenheit und die daraus resultierende Unbekümmertheit, manchmal auch Unbedarftheit, mit der die Neusser vielfach zu Werke gegangen waren.

Jetzt stehen sicherlich individuell bessere Spieler auf dem Feld, von denen gestern zwei herausragten: Torhüter Mikkel Moldrup mit zwölf Paraden vornehmlich im ersten, Linkshänder Dennis Aust mit sieben Treffern vornehmlich im zweiten Durchgang. Doch sieben Akteure machen noch lange keine Mannschaft - und so versuchten die Neusser gestern vornehmlich, auf eigene Faust in Eins-gegen-Eins-Situationen zum Erfolg zu kommen. Was ihnen phasenweise - siehe Aust, siehe am Anfang der letztjährige Torschützenkönig Christopher Klasmann - auch gelang. Auf die Dauer einer ganzen Saison gesehen dürfte das allerdings zu wenig sein.

Sicher, die äußeren Voraussetzungen in der unbelüfteten Hammfeldhalle - wegen der vielen Wisch-Pausen vergingen zwischen An- und Schlusspfiff rekordverdächtige 1:55 Stunden - waren nicht dazu angetan, begeisternden Tempo-Handball zu zeigen. Doch einen Gegner wie die Mindener Reserve, der selbst Fehler zuhauf produzierte, hätten die Neusser in der vergangenen Saison einfach überrannt.

So entwickelte sich von Beginn an vor offiziell 400 Zuschauern, darunter fast die halbe Zweitliga-Mannschaft des TSV Bayer Dormagen, ein zähes Kampfspiel. Die Gäste taten sich ausgesprochen schwer gegen die gut stehende, offensive Deckungsformation der Neusser, die Hausherren spielten ihrerseits zu statisch, um daraus Kapital schlagen zu können. Bezeichnend: Zwischen dem 3:2 durch Viktor Fütterer (8.) und dem 4:2 durch den anstelle des verletzten Philip Schneider zum Kreisläufer umfunktionierten Ceven Klatt (15.) fiel quälend lange 415 Sekunden auf beiden Seiten überhaupt kein Tor.

Trotzdem hätten die Neusser zurHalbzeit deutlicher führen können, ja müssen als mit 10:9, verspielten sie in den letzten 56 Sekunden vor dem Pausenpfiff doch einen Drei-Tore-Vorsprung. Das sollte sich rächen, denn weiter als bis auf zwei Tore, zuletzt beim 15:13 durch den vierten Aust-Treffer in Folge (38.), konnten sie sich nicht mehr absetzen.

Im Gegenteil: Minden glich aus und ging beim 19:18 durch Antonevitch (44.) erstmals in Führung. Die die Gäste auch nicht mehr hergaben, als sie in der Schlussphase 20 Sekunden nur zu Viert auf dem Feld standen. Hätte Klasmann mit seinem viel zu frühen Abschluss nicht den Pfosten getroffen und Fütterer das Spielgerät nicht am Tor vorbei gesetzt, der NHV wäre vielleicht noch zu einem Punkt gekommen. So aber gewann Minden verdient, auch, weil die Gäste den größeren Willen in die Waagschale warfen.

(NGZ)
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