Fußball Neusser glauben an Friedhelm Funkel

Neuss · Die Fußballer der VfR-Meisterelf von 1990 sind fest davon überzeugt, dass ihr alter Trainer den 1. FC Köln zum Klassenverbleib führt.

 Findet auf Anhieb einen guten Draht zu seinen Spielern: Friedhelm Funkel spricht während der ersten Trainingseinheit beim 1. FC Köln mit Ismail Jakobs.

Findet auf Anhieb einen guten Draht zu seinen Spielern: Friedhelm Funkel spricht während der ersten Trainingseinheit beim 1. FC Köln mit Ismail Jakobs.

Foto: dpa/Federico Gambarini

 Schon jetzt steht fest: Sollte Friedhelm Funkel den 1. FC Köln tatsächlich noch zum Klassenverbleib in der Fußball-Bundesliga führen, ist ein dickes Dankeschön an den VfR 06 Neuss fällig, schließlich begann bei seinem Heimatverein 1988 die Trainerkarriere des mittlerweile 67-Jährigen. Vergessen hat er den Einstieg an der Hammer Landstraße bis heute nicht – trotz der einmaligen Rekordshow mit sechs Aufstiegen in die Erste Liga. „Die beiden Jahre beim VfR waren die Voraussetzung dafür, dass ich überhaupt Trainer geworden bin“, sagt er. „Die Zeit mit dieser geilen Truppe hat mir erst den Mut gegeben, den Schritt zu wagen.“

 Edgar „Eddy“ Hagedorn war als schlitzohriger Goalgetter integraler Bestandteil dieser „geilen Truppe“, die unter Funkel 1990 als souveräner Meister in die Verbandsliga aufstieg. „Ohne uns wäre er nie dahin gekommen, wo er jetzt ist“, bestätigt er und fügt schmunzelnd hinzu: „Wir haben ihm erst gezeigt, wie es geht.“ Dirk Schneider, von Funkel in die erste Mannschaft des VfR 06 geholt und damals mit 18 Toren am Aufstieg beteiligt, lernte die besonderen Qualitäten des aus Uerdingen gekommenen Trainer-Novizen von Anfang an zu schätzen: „Er hat eine ganz besondere Art und Weise, mit seinen Spielern umzugehen. Wer mal unter ihm trainiert hat, vergisst ihn nie mehr.“ Und der Nachfolger des in Köln am Sonntagabend freigestellten Markus Gisdol ist sich selbst und seiner Linie bis heute treu geblieben. Bevor er seine neuen Schützlinge am Dienstag um 11.30 Uhr mit den Worten „kommt Männer, fangen wir an“ zur ersten gemeinsamen Übungseinheit auf den Trainingsplatz am Geißbockheim schickte, hatte Funkel in der Kabine eine lange Ansprache ans Team gehalten. Intensive Gespräche, so seine Ankündigung, würden folgen, „denn es ist wichtig, so schnell wie möglich, das Vertrauen der Spieler zu gewinnen.“

Ihm fällt es leicht, in die Köpfe seiner Kicker zu kommen. „Er kann die Jungs auf eine gute Art und Weise motivieren“, erinnert sich Thomas Maassen, vor mehr als drei Jahrzehnten mit gerade mal 20 Stammspieler im Neusser Meisterteam. „Er findet in der Ansprache den richtigen Ton, kitzelt damit die zehn Prozent mehr raus, die du brauchst, um die entscheidenden Spiele zu gewinnen.“ Funkels außergewöhnliche Fähigkeiten als Pädagoge waren Maassens damaligem Teamkollegen Guido Bennecke direkt aufgefallen: „Klar, die Mannschaft war wirklich gut, aber für den Unterschied sorgte der Trainer. Er hat Sachen gemacht, die ich noch nie erlebt hatte – und danach auch nie wieder erlebt habe.“

Dass der Wahl-Krefelder seine von Tränen begleitete Entlassung zu Beginn des Jahres 2020 bei Fortuna Düsseldorf mit der Ankündigung bereichert hatte, keinen Verein mehr übernehmen zu wollen, macht ihn in den Augen Hagedorns nicht unglaubwürdig. „Er hat doch das gleiche Problem wie wir alle. Er wollte Tennis spielen, mit seiner Frau kreuz und quer durch die Weltgeschichte reisen. Raus vor die Tür, was erleben. Das geht aber wegen Corona nicht. Ich kann verstehen, dass er das Angebot angenommen hat.“

Maassen hat auch kein Problem damit, dass Funkel bislang vor allem als Aufstiegsexperte auffällig geworden ist – 2002 wurde er schon einmal als Retter in Köln engagiert, konnte damals aber den Abstieg nicht verhindern. „Ich glaube, er macht sich auch als Feuerwehrmann nicht schlecht. Wenn er an den richtigen Stellschrauben dreht, kann ich mir gut vorstellen, dass er die zwei, drei für den Klassenerhalt nötigen Siege holt.“ Seine Prognose: „Schalke 04 ist weg, auch wenn mir das als Fan nur ganz schwer über die Lippen kommt. Auch die Bielefelder schaffen es nicht, die haben das schwerste Restprogramm da unten. Und wenn Hertha nicht aufpasst, könnte es für Berlin auch noch eng werden. Die Chancen stehen 70:30, dass es Funkel mit Köln schafft.“

Aktiv eingreifen könne er mit seinen inzwischen 52 Jahren indes nicht mehr, stellt er lachend fest, zudem sei er erst vor einem Dreivierteljahr am Knie operiert worden. Dagegen wäre Hagedorn mit fast 59 Jahren zu allem bereit, gibt aber augenzwinkernd zu bedenken: „Ich koste Ablöse – und die lasse ich mir ab jetzt in Jahren auszahlen ...“ Sein Plan zur Rettung steht bereits: „Friedhelm soll mir die Nummer 9 geben, links und rechts zwei Leute, die laufen – und in der Mitte mache ich das dann schon.“ Er werde seinem Ex-Coach auf jeden Fall die Daumen drücken. „Und weil das auch der ganze Rhein-Kreis macht, schafft’s der Friedhelm!“

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