Erik Meijer auf dem blauen NGZ-Sofa in Neuss „Für Fortuna wird es schwer“

Neuss · Ex-Fußballprofi und Sky-Experte Erik Meijer weiß das Publikum auf dem blauen NGZ-Sofa im Gespräch mit Chefreporter Ludger Baten zu fesseln. Der 70-minütige Talk nimmt sich auch die Zeit für nachdenkliche Zwischentöne.

Klar, Erik Meijer ist bekannt für seine markigen Sprüche. „Ich bin ein sehr geradliniger Typ und gebe meine Meinung in jeder Situation zum Besten“, sagt der ehemalige Fußball-Profi mit 174 Bundesliga-Spielen (38 Tore) für den KFC Uerdingen, Bayer 04 Leverkusen und den Hamburger SV sowie 86 Partien in der zweithöchsten Spielklasse für Alemannia Aachen (19 Tore).

Der Mann, dem die Ausbildung zum Fleischer in der Metzgerei seines Vaters Jack im limburgischen Meerssen einst den Kampfnamen „The Butcher“ einbrachte, weiß sich zu behaupten. Doch auf dem blauen NGZ-Sofa bei Chefreporter Ludger Baten zeigte der 1,89 Meter große Holländer mit den blauen Augen, seit 2015 als Sky-Experte für seine harten, aber herzlichen Analysen rund um die Champions-League-Spiele geschätzt, wofür er wirklich steht: „Haltung, Bodenständigkeit und Respekt.“

Und weil die Chemie stimmte zwischen den beiden „Bankdrückern“ verwandelte sich das Restaurant „Essenz“ im Gesellschaftshaus der Bürgergesellschaft an der Mühlenstraße in Neuss schnell in eine kleine Fußballarena. Entsprechend herzhaft ging es zur Sache. „Als Deutschland bei der WM schon nach der Vorrunde nach Hause musste, war das bei uns in Holland ein nationaler Feiertag“, verriet Meijer, selbst einmal für „Oranje“ international am Ball, schmunzelnd. Und den Grund für das unerwartete Debakel kannte er auch: „Hochmut, und zwar beim Trainerteam – das hat sich dann auf die Spieler übertragen.“  Und weil er gerade so schön in Rage war, stieg er richtig in die Analyse ein: „Ohne Schweinsteiger, Lahm und  vor allem Miroslav Klose, dessen Rücktritt Deutschland sehr weh getan hat, fehlte der Mannschaft das Führungspersonal. Und anstatt Leute wie Leroy Sane oder Sandro Wagner, also Spieler, die eine eigene Meinung haben, mitzunehmen, standen Leute im Kader, die schon damit zufrieden waren, vier Wochen in Russland unter Jogi Löw zu trainieren.“ Dass der DFB-Elf im Turnier nur magere zwei Treffer gelangen, fand Meijer fast logisch, „denn es standen zu viele Leute auf dem Platz, denen hauptsächlich daran gelegen war, auf ihre 96 Prozent Passquote zu kommen.“

Gut möglich, dass der so unsanft vom Thron gestürzte Weltmeister einen Stürmer wie Erik Meijer ganz gut hätte brauchen können. Schließlich kennt der nur Vollgas. „Als ich nach meiner aktiven Karriere gemeinsam mit meiner Frau Sandra viereinhalb Monate durch Australien gezogen bin, um zu überlegen, wie wir nun das ganze Geld wegkriegen, habe ich den Entschluss gefasst, zukünftig nur noch das zu machen, was mir Spaß macht – aber das zu 100 Prozent!“ Ein Job als Trainer gehört nicht dazu. Und schon gleich gar nicht ein Auskommen als Spielerberater. „Dann wäre ich wohl der einzig ehrliche“, vermutet er. „Sicher, ohne sie geht es nicht, und es gibt auch gute. Aber eben auch zu viele mit einem Mafia-Hintergrund, das muss ich leider so sagen.“ 

Der Mann ist halt ehrlich. Ein Charakterzug, der Ludger Baten, Jahrgang 1954, möglicherweise noch schlaflose  Nächte bescheren könnte. Dessen Frage, ob er seinen Herzensverein Schalke 04 mal bewusst als Deutscher Meister erleben werde (der letzte Titel datiert vom 18. Mai 1958), beantwortete sein Talkgast nämlich so: „Nein! Es sei denn, Ihr gewinnt den Kampf mit dem riesigen FC Bayern München. Dazu wünsche ich Euch toi, toi, toi!“

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