Jüchen Neue Hilfen für ein Leben mit Demenz

Jüchen · Das Senioren-Netzwerk und das Rote Kreuz wollen Demenzkranken und ihren Familien helfen. Im Oktober startet dafür ein Seminar.

1,3 Millionen Menschen leiden in Deutschland unter Demenz. Auch viele Jüchener sind betroffen oder wissen als Angehörige, welche Belastung die Krankheit für die ganze Familie bedeutet. Das Senioren- Netzwerk 55 plus und das Deutsche Rote Kreuz wollen nun gemeinsam Hilfestellung geben: Im Oktober soll die Seminarreihe "Leben mit Demenz" mit insgesamt zehn Terminen anlaufen. Gefördert wird das Projekt vom Landesverband der Alzheimergesellschaft Nordrhein-Westfalen und von der AOK Rheinland Hamburg.

Das Interesse ist offensichtlich groß: Nach dem Netzwerk-Frühstück gestern Morgen im Marienheim an der Alleestraße informierten sich rund 40 Besucher über das neue Projekt — beispielsweise das Ehepaar Conen aus Jüchen. Käthe Conen (77) leidet seit zwei Jahren an der Krankheit und ist froh über solche Angebote.

"Geliebte Menschen, die man ein Leben lang kannte, verändern sich", so beschreibt Nina Lauterbach-Dannenberg vom Landesverband der Alzheimer Gesellschaft NRW das Krankheitsbild. Demenz beeinflusse das Kurzzeitgedächtnis, das Denkvermögen, die Sprache und Motorik sowie in Teilen auch die Persönlichkeitsstruktur.

Sensibel erläutert die studierte Alterswissenschaftlerin im Marienheim Probleme und Belastungen, die vor allem die Pflege betroffener Patienten für die Angehörigen mit sich bringt. "Sie haben ihrem Ehepartner das Versprechen gegeben, auch in schlechten Zeiten füreinander da zu sein, und wenden dafür 24 Stunden ihres Tages für die Pflege auf. Das geht körperlich und seelisch an die Substanz", sagt Lauterbach-Dannenberg. "Wenn ich meinen Mann nicht hätte, könnte ich nicht allein leben", erklärt dazu Käthe Conen.

Auch wer denke, das alles alleine stemmen zu können, kommt laut Lauterbach-Dannenberg irgendwann an seine Grenzen.

Die Module der Seminarreihe informieren umfassend über die medizinischen Aspekte von Demenz und lehren wie man mit Betroffenen angemessen kommuniziert. Wichtiger Bestandteil des Seminars ist außerdem die vollständige Aufklärung über die mit der Krankheit einhergehenden Pflegerechte. Besonders am Herzen liegt den Seminarleitern der Erfahrungsaustausch in der Gruppe.

Das bestätigt auch die Wortmeldung eines 78 Jahre alten Besuchers im Marienheim, der seine Frau fünf Jahre gepflegt hat: "Meine Frau war bei drei Ärzten — insgesamt wurden ihr 16 Medikamente verschrieben, ohne dass die Ärzte die Wechselwirkungen prüften. Ich fühlte mich hilflos und alleingelassen", schildert er.

Genau solchen Gefühlen soll das Seminar entgegenwirken. Durch die Schulung gibt es daher ein Zertifikat, dass zum Beispiel auch Nachbarn offiziell zur Pflege berechtigt. Diese können damit sogar eine Pflegeaufwandsentschädigung bei der jeweiligen Krankenkasse anfordern, erklärt Nina Lauterbach-Dannenberg.

Auch Nicht-Netzwerker können an dem kostenfreien Angebot teilnehmen. Die Termine sollen in Kürze fest stehen.

(NGZ)
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