Special Olympics Die Handikaps trauern um ihren „Chef“

Neuss · Kurz nach der Rückkehr von den Weltspielen verlor Günter Ziegenbein den Kampf gegen seine Krankheit.

 Günter Ziegenbein kurz vor seinem Tod in Abu Dhabi.

Günter Ziegenbein kurz vor seinem Tod in Abu Dhabi.

Foto: Jenny Ziegenbein

Solche Geschichten schreibt nur das Leben. Mit der Reise zu den Weltspielen der Special Olympics in Abu Dhabi erfüllte sich Günter Ziegenbein einen Herzenswunsch – nicht nur, weil dort sein als Pflegekind in die Familie gekommener „Ziehsohn“ Patrick Haberland gemeinsam mit seinem leiblichen Enkel Luis Ziegenbein im Unified-Wettbewerb der Tennisspieler an den Start gingen und die Bronzemedaille gewannen.

Da kämpfte Günter Ziegenbein schon lange gegen seine Krankheit, doch sein Zustand hatte sich rapide verschlechtert. Vom Flughafen Düsseldorf ging es direkt ins Krankenhaus, wo er wenige Tage später im Alter von 73 Jahren verstarb. Und bei den „Handikaps“ des TC Grün-Weiss Neuss eine riesige Lücke hinterlässt. „Und wer pfeift jetzt?“ fragten seine Schützlinge, als sie vom Tode ihres Trainers und Mentors erfuhren, den alle nur liebevoll „Chef“ nannten – denn mit einem ganz besonderen Pfiff hatte Günter Ziegenbein sie immer auf sich aufmerksam gemacht, wenn er etwas Wichtiges mitzuteilen hatte.

Ziegenbein war die treibende Kraft, dass die „Handikaps“, eine Gruppe Tennis spielender Männer, Frauen und Jugendlichen mit geistiger Behinderung, vor 15 Jahren im TC Grün-Weiss Neuss ihre sportliche Heimat fanden. 17 Athletinnen und Athleten gehören dazu, bleiben aber nicht unter sich, sondern „sind voll in das sportliche und gesellschaftliche Vereinsleben integriert“, sagt der frühere Vorsitzende Helmut Kloubertz, der sein Amt als Inklusionsbeauftrager im März aus gesundheitlichen Gründen an Achim Schell weitergab.

Günter Ziegenbein kümmerte sich nicht nur um den Trainingsbetrieb. Er organisierte Ausflüge, er sorgte dafür, dass die Reisen zu den Special Olympics Turnieren stets auch zu kulturellen Erlebnissen für „seine“ Tennisspieler wurden. Und er knüpfte Verbindungen zu anderen Turnierveranstaltern, so dass die „Handikaps“ in Liechtenstein und zuletzt im November vergangenen Jahres in Santo Domingo am Start waren.

„Die Handikaps, aber auch wir Eltern und Angehörige werden ihn schmerzlich vermissen,“ sagt Werner Peschkes, selbst Vater zweier behinderter Söhne und stark in der Special Olympics Bewegung engagiert. Er weiß zu berichten, dass Günter Ziegenbein noch zwei Tage vor seinem Tod seinen Schützlingen das Versprechen abnahm, „dass die Handikap-Gruppe zusammenhält und weiterhin einer für den anderen da ist.“ Was Patrick Haberland und Tim Jaeschke mit „Jawohl, Chef“ versprachen. Solche Geschichten schreibt wirklich nur das Leben.

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