2. Handball-Bundesliga Auf Dormagener Euphorie folgt Ernüchterung
Dormagen · Nach der starken Vorstellung beim Aufstiegsanwärter TuS N-Lübbecke am Mittwoch wollten die Zweitliga-Handballer des TSV Bayer Dormagen gegen den TV Hüttenberg nachlegen. Doch es setzte am Samstag eine 24:28-Heimniederlage.
Das hatten sich Verantwortliche und Spieler des Handball-Zweitligisten TSV Bayer Dormagen ganz sicher komplett anders vorgestellt. Nach dem gleichermaßen überraschenden wie überzeugenden Auswärtssieg am vergangenen Mittwoch beim Aufstiegsanwärter TuS N-Lübbecke (27:19) sollte vermutlich der Rückenwind genutzt werden, um daheim gegen den TV Hüttenberg nachzulegen und den sechsten Tabellenplatz zu festigen. Doch daraus wurde nichts. Die in der Zone der vom Abstieg bedrohten Teams befindlichen Gäste warfen alles in die Waagschale und kauften den Dormagenern mit ihrer aggressiven und konsequenten Spielweise den Schneid ab. So entführten sie am Ende mit einem 28:24 (15:14)-Sieg verdient beide Punkte aus dem TSV-Bayer-Sportcenter.
Dass TSV-Coach Dusko Bilanovic gar nicht gefallen hatte, was er zuvor gesehen hatte, machte er nach der Partie mit für seine Verhältnisse sehr deutlichen Worten in Richtung seiner Mannschaft deutlich. „Das gute Ergebnis gegen Nettetelstedt bringt uns gar nichts, jedes Spiel ist eine neue Herausforderung. Gerade gegen Mannschaften, die ums Überleben kämpfen. Davor habe ich gewarnt, und es kann nicht sein, dass die Hüttenberger motivierter sind als wir“, sagte der Serbe, um dann noch mal nachzulegen: „Teilweise hatte ich das Gefühl, dass Hüttenberg viel präsenter war als wir.“ Wobei Bilanovic die schwierige Personalsituation, die schon vor der Partie gegeben war und die sich im Spielverlauf noch dramatisch verschlimmerte, zur Ehrenrettung seiner Spieler anführte, sie aber nicht als Entschuldigung gelten lassen wollte. „Dann müssen die Leute aus der zweiten Reihe liefern, aber es gab heute leider wenige, die das geschafft haben“, sagte Bilanovic.
Nach der Horrorverletzung von Keeper Martin Juzbasic (Abriss eines Fingergliedes), dessen Konstanz seitdem extrem vermisst wird, ereilte die Dormagener beim Erfolg gegen Nettelstedt der nächste Langzeitausfall. Ganz früh in der Partie zog sich Linksaußen Joshua Reuland am linken Knie eine Blessur zu, die sich später als Kreuzbandriss entpuppte. Für ihn stand Youngster Tim Mast in der Startformation, der seine Rolle in Abwehr und Angriff (3 Tore) gut ausfüllte. Nicht so gut klappten die Versuche, die anderen Problemzonen auszufüllen. Eine davon war der rechte Rückraum, wo Stammkraft André Meuser ganz stark Anfing und bereits nach einer Viertelstunde seinen fünften Treffer zum 8:8 erzielte, dabei aber unglücklich auf sein Knie fiel und danach vor der Pause nicht mehr zurückkehrte. In Hälfte zwei versuchte er es phasenweise zwar noch mal, blieb aber gegen die permanent vorgezogen und aggressiv arbeitende Defensive der Gäste ohne Wirkung.
„Da wollten wir nichts riskieren“, meinte Bilanovic, der insgesamt viel versuchte mit Spielern von der Bank. Meuser-Vertreter Carlos Iliopoulos brachte nur einen Treffer vor der Pause zustande. Auf der anderen Seite versuchte sich phasenweise Ante Grbavac daran, auf Halblinks den angeschlagenen Alexander Senden (3 Tore) zu ersetzen. Doch nachdem er in Hälfte eins einen Ball an die Unterkante der Latte gesetzt hatte, agierte er in der Offensive wie so oft in dieser Saison ohne Selbstvertrauen und zu behäbig. Immerhin, Winterneuzugang Linus Skroblien zeigte sich im Rückraum präsent und traf dreimal.
Doch nicht nur die fehlende Qualität der Spieler von der Bank war am Samstag das Problem. „Wir haben zu viele technische Fehler gemacht und hätten im Angriff effektiver sein müssen“, brachte es nach der Partie Spielmacher Ian Hüter auf den Punkt. Da erinnerte das Auftreten der Gastgeber stark daran, wie am Mittwoch Nettelstedt gegen sie gespielt hatte und dadurch auf die Verliererstraße geraten war. Im Unterschied zu Nettelstedt hatten die Dormagener aber trotzdem die Chance, das Feld als Sieger zu verlassen. Wie schon im ersten Durchgang, als er einen Rückstand in eine Zwei-Tore-Führung verwandelte (13:11, 25.), hätte dem TSV Bayer Dormagen das auch in einer entscheidenden Phase der zweiten Hälfte gelingen können.
Doch nachdem Ian Hüter das 23:22 (52.) markiert und Hüttenbergs ganz starker Spielmacher Ian Weber untypischer Weise ein Stürmerfoul begangen hatte, war es zunächst Ian Hüter selbst, der die Chance verpasste, die Führung auf zwei Tore zu erhöhen. Nach dem Ausgleich der Gäste waren es dann zwei unglückliche Aktionen von Carlos Iliopoulos und eine von Patrick Hüter, die den Gästen ermöglichten, vorentscheidend auf 26:23 (57.) davonzuziehen.Mit Blick auf das Spiel nächsten Freitag in Konstanz meinte Bilanovic: „Wir müssen gucken, das wir unsere Ausfälle schnell wieder gesund bekommen. Dann können wir auch wieder vernünftigen Handball spielen.“
TSV Bayer Dormagen - TV Hüttenberg 24:28 (14:15)
Dormagen: Bartmann (8 Paraden), Simonsen (38.-50., 2 Paraden); Seesing (1), Senden (3), Meuser (5), Wilhelm, Richter (3/3), Iliopoulos (1), I. Hüter (4), Skroblien (3), P. Hüter (1), Sterba, Grbavac, Mast (3); Hüttenberg: N. Weber (8 Paraden), Plaue (bei einem Siebenmeter); Fuß (2), Kneer (1), Theiß, I. Weber (6), Rompf (1), Lindenstruth (1), Reichl (5), Mubenzem, Hübscher (4), Hahn (3/2), Klein (1), Jockel, Schreiber (4); Schiedsrichter: Dinges / Schmack; Zeitstrafen: 4:6 Minuten; Siebenmeter: 3/3:2/2.