Jüchen Musik sollte das Kloster retten

Jüchen · Damm Am Wochenende lädt das Nikolauskloster zum Pfingstfest ein - und das steht traditionell ganz im Zeichen der Musik. Traditionell ist das Kloster an diesem Wochenende auch das Ausflugsziel für zahlreiche Besucher aus der gesamten Region.

Damm Am Wochenende lädt das Nikolauskloster zum Pfingstfest ein - und das steht traditionell ganz im Zeichen der Musik. Traditionell ist das Kloster an diesem Wochenende auch das Ausflugsziel für zahlreiche Besucher aus der gesamten Region.

Gründer und Leiter der Fidelen Musikanten ist seit drei Jahrzehnten Michael Förtsch. Der gebürtige Oberfranke steht mit Leib und Seele hinter seiner Musik.

In seinem Arbeitszimmer in Damm bereitet sich der musikalische Leiter auf die Generalprobe vor. "Egal ob Polka oder Märsche. In der Musik muss man eine Seele finden", schwärmt der gebürtige Bayer. Er selbst sei da geboren, wo die Eger entspringt, erzählt der 49-jährige weiter. "Ernst Mosch war einer der ganz großen. Wenn der ein paar Töne gespielt hat, wusste ich: Das ist es".

Michael Förtsch stammt aus Oberfranken und kam über Pater Mayer nach Jüchen. "Meine Heimat hatte eine schwache Infrastruktur - besonders bei den Schulen" erinnert sich Förtsch. Pater Mayer war Rektor an der Schule, die Foertsch besuchte und bat ihn, mit zum Nikolauskloster zu kommen. "Mit dem Reinland verband ich Karneval, Borussia Mönchengladbach und Netzer und so bin ich mitgegangen", erinnert sich der Dammer, der als Klosterschüler sein Abi machte und später in Wuppertal Mathematik und Musik auf Lehramt studierte. Seine erste Stelle bekam er in Duisburg, dann war er ein Jahr am Pascalgymnasium, ehe Pater Mayer ihn wieder bat zu wechseln. Seither ist er Lehrer am St. Bernhard Gymnasium in Willich, wo die Schüler der Oblaten zur Schule gehen. "Die Fidelen Musikanten waren der Auslöser, dass ich im Rheinland geblieben bin", erinnert sich Förtsch, der heute mit seiner Frau und zwei Kindern in Damm lebt.

Kurz vor der Gründung der Fidelen Musikanten habe es ganz schlecht gestanden um die Oblaten. Die damalige Fürstin Cäcilie zu Salm Reifferscheidt habe sogar überlegt, den Orden aufzulösen, die Überlegung aber auf Grund bestehender Verträge wieder verworfen. "Um den Orden und das Kloster bekannter zu machen, wurde ein Chor gegründet, der aber mehr schlecht als recht gesungen habe", erinnert sich Förtsch schmunzelnd.

Die Entdeckung von alten Instrumenten auf dem Dachboden führte zur Gründung der Fidelen Musikanten. "Unsere Premiere war nach einer Woche üben, als wir am Weißen Sonntag die Kommunionkinder musikalisch aus der Kirche begleitet haben, und es war schrecklich", erinnert sich Förtsch. "Doch die Leute haben uns verziehen und uns ermutigt weiter zu üben".

Ansporn und Ehrgeiz habe den Musikanten Erfolge gebracht. "In den fetten Jahren haben wir uns oft in den Bus gesetzt und wussten nicht, wohin wir fahren", erzählt der Dammer. Im "Kölner Treff" und bei Max Schautzer folgten Fernsehauftritte. D

as Niveau stieg, aber die Zahl der Klosterschüler ging zurück, so dass die Fidelen Musikanten heute auf Musikprofis zurückgreifen müssen. "Unsere Gemeinschaft ist gut und wir haben engagierte Musiker, die ihre Instrumente beherrschen", erzählt Förtsch stolz. Die Klarinettisten gehören auch zur Vorzeigekapelle der Bundeswehr in Siegburg, und Matthias Steffen, der aus der Eifel kommt, spielt bei der WM die Fanfare. "Wir sind als Gruppe einmalig und mögen die Gemeinschaft der Fidelen Musikanten", lobt Förtsch seine Musiker.

Kritiklos wurde das Pfingstfest mit der Musik der Fidelen Musikanten übrigens nicht immer hingenommen, erinnert sich Pater Mayer an die Anfänge. Der Vorwurf, das Kloster und die Musikanten leisteten einen "Beitrag zum rheinländischen Saufkatholizismus" wurde in Jüchen laut. Peter Giesen habe sich als damaliger Bürgermeister für die Gemeinschaft der Oblaten stark gemacht, die mit ihrem Fest an Pfingsten und der Musik zur Verständigung der umliegenden Dorfgemeinschaften beitragen.

(NGZ)
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