Lokalsport Mit Teamarbeit zur Titelpremiere

Das erste Mal ist immer am Schönsten. Sicher, mit Aufstiegen kennen sich die Basketballerinnen des Osterather TV aus - 2002 ging's von der Bezirks- in die Landesliga, 2005 von der Landes- in die Oberliga. "Aber wir sind noch nie Erster geworden", erinnert sich Trainer Christoph Grathes.

Nun, seit vergangenen Samstag, seit dem 65:56-Erfolg im Lokalderby über die TG Neuss ist dieser Makel getilgt: Der OTV ist Meister und spielt damit in der kommenden Saison zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte in der Regionalliga.

Untrennbar verknüpft ist diese Erfolgsgeschichte mit Christoph Grathes. Als er 1994 an die Abteilungsspitze rückte, führten die Basketballer noch ein Mauerblümchendasein unterm Dach des Osterather Turnvereins von 1893. Seither stieg die Mitgliederzahl von ziemlich überschaubaren 70 auf um die 200. Auch mit den Damen ging es sportlich steil bergauf. Als Grathes die Mannschaft 1996 in der Kreisliga übernahm, hätte er allerdings "nie damit gerechnet, dass es mal hoch bis in die Regionalliga gehen würde".

Damit hat der OTV sogar die lange unerreichbare Turngemeinde Neuss überflügelt. Deren Coach Manfred Schwarz gratulierte bereits artig zur Übernahme der Vormachtstellung im Rhein-Kreis ("Osterath ist jetzt die Nummer eins."), liege damit indes nicht ganz richtig, findet Grathes: "Das halte ich für übertrieben, gerade im Jugendbereich bleibt die TG führend." Freimütig räumt er ein, "dass wir natürlich von der Nähe zu Neuss profitiert haben".

Gut ein Drittel seines Kaders wurde beim einst großen Nachbarn ausgebildet. Der begegnet dem aufstrebenden Konkurrenten durchaus mit Respekt. Manfred Schwarz bringt sogar einen (noch) verwegen klingenden Plan ins Spiel: "Im Grunde genommen sollte man aus beiden Teams die besten Spielerinnen zusammenziehen."

Denn TG-Talente wie Laura Glockseisen, Anika Bauermeister, Svenja Krings oder Alexandra Höffgen hätten allemal das Potenzial, "sich auch in höheren Klassen zu behaupten". Grathes stellt jedoch klar: "Regionalliga ist für uns nicht das Thema, das kriegen wir hin, auch finanziell. Aber die 2. Liga wäre schon ein Problem, darüber müssen wir uns gar nicht erst unterhalten."

In der Oberliga war Osterath von Anfang an Spitze. Hätte sich der bis dahin ungeschlagene Primus nicht im Dezember, arg von Verletzungen geplagt, Niederlagen gegen Frankenberg (45:49), RE Köln (53:56) und Garath (41:50) erlaubt, das Titelrennen wäre nie und nimmer bis zur letzten Runde offen geblieben.

Der wohl entscheidende Trumpf des Champions war seine Ausgeglichenheit: Mit Andrea Gather (13,5), Simona Schmitz (11,5), Kapitänin Anja Viebahn (11,3), die schon seit 1994 dabei ist, Andrea Ertelt (12,1) und Blanka Krzymyk (10,3) sowie der erst drei Spieltage vor Saisonschluss zum Team gestoßenen Natascha Müsch (13) kamen gleich sechs Akteurinnen auf im Schnitt zweistellige Punktezahlen. Darum ist der Trainer mächtig froh, "dass fast alle Mädchen weitermachen wollen".

Noch offen ist dagegen Grathes' Zukunft. Er findet: "Das wäre ein guter Zeitpunkt, um aufzuhören. Ein Regionalligist trainiert drei Mal in der Woche, und die Mannschaft braucht einen Trainer, der das fachlich und familiär auf die Reihe kriegt. Wir werden uns nach den Osterferien mal in Ruhe zusammensetzen."

(NGZ)
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