Ringen Das Ende eines Abenteuers

Neuss · Mit dem Heimkampf gegen den ASV Mainz 88 verabschieden sich die Neusser Ringer aus der Bundesliga. Lom Ali Eskiev greift in Polen nach den Sternen.

 Nach seiner ersten Saisonniederlage am vergangenen Wochenende gegen Stefan Tonu ist Ayub Musaev (l.) auf Wiedergutmachung aus.

Nach seiner ersten Saisonniederlage am vergangenen Wochenende gegen Stefan Tonu ist Ayub Musaev (l.) auf Wiedergutmachung aus.

Foto: Andreas Woitschuetzke

Sicher ist, die Abschiedsvorstellung des KSK Konkordia Neuss aus der Ringer-Bundesliga gegen den ASV Mainz 88 am Samstagabend (19.30 Uhr) wird das Publikum in der Stadionhalle noch mal mit einigen sehenswerten Auftritten zu unterhalten wissen. Am in der Gewichtsklasse bis 130 Kilogramm tätigen Weißrussen Adlan Tasuev lag es gewiss nicht, dass die mit herausragenden Talenten gespickte Mannschaft um die diesmal nicht eingesetzten Bellscheidt-Brüder Samuel und Aaron das Klassenziel so deutlich verfehlt hat. Auch der ein wenig aus der Form geratene Deni Nakaev (80 kg) sowie die ebenfalls in der Neusser Nordstadt ausgebildeten Nachwuchsleute Iwan Tagner (75 kg), Mairbek Salimov (66 kg) und Ayub Musaev (71 kg), der am Samstag nach sechs Jahren am Rhein womöglich seinen letzten Einsatz im Trikot des KSK hat, haben geliefert.

Das sollen sie auch im nächsten Winter wieder, dann aber mit ziemlicher Sicherheit in der neu aufgelegten 2. Liga. Mit dem Klassenverbleib durch das Hintertürchen – als Nachrücker für einen sportlich qualifizierten, aber dennoch unwilligen Konkurrenten – rechnet selbst der stets optimistische Sportliche Leiter Fatih Cinar nicht mehr. Er macht lieber seine Hausaufgaben, steckt mit seinen Vorstandskollegen in der Sitzung am Montag den (finanziellen) Rahmen für die Zukunft ab. Gar nicht in den Kram passen ihm darum die Gerüchte, das Präsidium des Deutschen Ringer-Bundes um den frisch gewählten Vorsitzenden Jens-Peter Nettekoven plane, das zum Schutz der in Deutschland ausgebildeten Talente erst 2018 eingeführte Punktesystem in Erster und Zweiter Bundesliga schon wieder abzuschaffen. Cinar, der im kommenden Jahr Unterstützung durch den einst für den KSK auch international ringenden Martin Moizek bekommt, ahnt, was dann passiert: „Dann stecken die Vereine, die keine Jugendarbeit betreiben, alles in die Erste Mannschaft. Dann hast du in den Topklubs, die einem Ringer mit Etats zwischen 300.000 und 400.000 Euro auch schon mal mehr als 2500 Euro pro Kampf zahlen können, nicht mehr drei Weltmeister, sondern fünf und und dazu noch einen Olympiasieger.“

In die Röhre guckten Klubs wie der in der ganzen Republik um seinen herausragenden Nachwuchs beneidete KSK. Neuss würde als Bundesliga-Standort zwar nicht zwangsläufig von der Landkarte verschwinden, täte sich mit seinen vielen Eigengewächsen aber schwer. „Wir können nicht zaubern“, sagt Cinar und stellt klar: „Wir geben in Neuss nur das aus, was wir haben. Aber auf uns ist Verlass. Wir halten unsere Zusagen immer ein.“ Darum ist er guter Hoffnung, dass an der Neusser Weyhe auf den bitteren Abstieg nicht der große Exodus folgt. Schon alleine der Blick auf die Mitabsteiger im Westen, RC CWS Düren Merken und Wrestling Tigers Rhein-Nahe, verrät dem Ehrenvorsitzenden Hermann. J. Kahlenberg, wie stark das Erstliga-Unterhaus bestückt sein wird. Seine Prognose. „Die Zweite Liga ist kaum schwächer als die Erste. Das wird nicht einfach.“

Den Kehraus in der Stadionhalle wird Cinar im Übrigen verpassen. Er begleitet nämlich Lom-Ali Eskiev nach Polen. In Gleiwitz trifft der für die Konkordia in der Gewichtsklasse bis 75 Kilogramm eingesetzte Neusser im Rahmen der von der renommierten Mixed-Martial-Arts-Organisation „Konfrontacja Sztuk Walki“ (KSW) finanzierten „Fight Night“ auf den Lokalmatador Damian Stasiak. „Die Veranstaltung ist mit 18.000 Zuschauern ausverkauft“, hat Cinar erfahren. Der von Max Schwindt betreute Eskiev tritt im Top-Federgewicht (bis 66 kg) an, hat dafür seinem muskulösen Körper in den vergangenen Wochen zwölf Kilogramm abgerungen. Cinar: „Wenn er gewinnt, führt ihn sein nächster Schritt in die USA.“

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