Zehn Rennen am Sonntag in Neuss Mit 100-Mark-Schein auf dem Klo gekokst

Zehn Rennen werden am Sonntag ab 13.30 Uhr auf der Galopprennbahn am Neusser Hessentor gestartet - aber nur sechs Pferde laufen im Auktionsrennen der Sandbahnspezialisten um immerhin 51.000 Mark und eine Siegprämie von 28.000 Mark. Call me Eagle (Andreas Suborics), Donades (Peter Heugl), Juventus (Lennart Hammer-Hansen), Maranello (Torsten Mundry), Glücksshuffle (Filip Minarik) und Miss Greinton (Pascal van de Keere) treten an.

Zu wenig für einen gewaltigen Wettumsatz. Aber gut für die Zocker-These: kleine Felder - große Gelder. Um große Gelder geht es in diesem Sport nicht selten. Der Sport der Kumpel und der Könige. Und der Sport mit den edlen Pferden und den Jockeys mit den bunten Blusen - kein leichter Job. Denn der Beruf des Jockeys hat zwangsläufig mit Entbehrungen zu tun. Die kleinen Männer auf den großen Tieren der Rasse Vollblut dürfen kaum mehr als 55 Kilogramm wiegen, sonst sind sie für die Oberklasse wenig geeignet.

Ständige Saunagänge, Jogging, eine gezielte Ernährung und ungeheuere Selbstdisziplin sind Voraussetzungen für die äußerst kräftezehrende Tätigkeit. Es gibt schon Gründe, warum sich der legendäre englische Jockey Fred Archer mit nur 29 Jahren schon 1886 nach immerhin 2748 Siegen aus lauter Verzweiflung über seine Gewichtsprobleme erschossen hat. Die dazu genutzte Pistole ist noch heute im Museum in Newmarket zu besichtigen.

Auch viele Jockeys in Deutschland plagen große Probleme. Der erst 30-jährige Andre Best, mit seinen insgesamt 546 Erfolgen eher ein Mann der zweiten Garde, trotzdem aufgrund des akuten Mangels an Sattelkünstlern hierzulande gut beschäftigt, war offenbar vom Rennstress bei der Großen Woche in Baden-Baden/Iffezheim erschöpft. Das jedenfalls gab er vor den Sportrichtern des Ordnungsausschusses als Grund dafür an, dass er am 30. August auf der Toilette einer bekannten Baden-Badener Szenekneipe mittels eines Zehn-Mark-Scheines mehrmals Kokain geschnupft hat.

Bei einer Doping-Probe am 1. September wurden in seiner Urin-Probe Rückstände davon gefunden, seit dem 14. September ist er gesperrt und bleibt das bis zum 13. Februar 2001. Vor ihm waren bereits die Kollegen Andreas Helfenbein, Ian Ferguson und Martin O'Reilly suspendiert worden, sie hatten aber "nur" Haschisch konsumiert. Weil der Jockeymangel in Deutschland immer größer wird, steht der renommierte Rennstall Asterblüte vom Kölner Trainer Peter Schiergen wohl vor der Verpflichtung des hierzulande kaum bekannten Jockeys Jimmi Quin. kgö

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