Lokalsport Meistermacher Jupp Derwall

Die Nachricht vom Tod des ehemaligen Fußball-Bundestrainers Jupp Derwall hat auch im Rhein-Kreis Neuss tiefe Betroffenheit ausgelöst. Lange bevor er die DFB-Elf mit Bernd Schuster, Klaus Allofs und Horst Hrubesch 1980 zum Europameister-Titel führte und mit Galatasaray Istanbul Türkischer Meister und Pokalsieger wurde, hatte er mit dem FC Zons seine erste Meisterschaft gefeiert.

 Jupp Derwall 1998 mit Spielern seiner Zonser Meistermannschaft: (v. l.) Hubert Wimmer, Günter Bechlenberg, Jupp Derwall und Josef Hermanns.

Jupp Derwall 1998 mit Spielern seiner Zonser Meistermannschaft: (v. l.) Hubert Wimmer, Günter Bechlenberg, Jupp Derwall und Josef Hermanns.

Foto: NGZ

Jupp Derwall, damaliger Nationalspieler in Diensten von Fortuna Düsseldorf, trat 1959 seine erste Trainerstation ausgerechnet in der Zollfeste an. "Ich wurde praktisch von Hermann Lindemann, meinem damaligen Trainer bei der Fortuna, ins kalte Wasser geworfen. Der hat gesagt, dass die Zonser zwei Jahre nicht aufgestiegen sind und ich das machen soll", erzählte Derwall 1998 im Interview.

Seine Mission gelang: Vor 3000 Zuschauern im VfR-Stadion an der Hammer Landstraße machte der FC Zons mit einem hart umkämpften 3:2-Sieg über den SV Neukirchen den Aufstieg in die Bezirksliga perfekt. "Er hat uns vor jedem Spiel richtig eingeschworen. Die ganze Mannschaft musste einen Kreis bilden", erinnert sich Adi Moll, den Derwall für das Entscheidungsspiel in die Zonser Startelf berief.

Der Tod Derwalls erfüllt Moll mit Trauer. "Ich habe einen Schreck bekommen, als ich die Meldung hörte. Er war ein lustiger Mensch, der aber auch konsequent durchgreifen konnte." Auch Molls damaliger Teamkollege Willi Cremer stimmte die Todes-Nachricht sehr traurig. "Er war ein sehr guter Trainer, der uns viel gegeben hat." Hubert Wimmer hatte seinem alten Trainer noch im März zum 80. Geburtstag gratuliert und ihm ein Bild geschickt, dass beide in Zons zeigt. "Das hat er mir mit Widmung zurückgeschickt. Dass er krank war, wusste ich, aber sein Tod hat mich doch überrascht."

Im Oktober 1998 hatte Jupp Derwall ein Wiedersehen mit seiner Meistermannschaft in der Zollfeste gefeiert. "Die Verbindung zu diesem Team ist sehr nett. Es freut mich wirklich, hier zu sein", sagte der damals 71-Jährige, der mit seiner Gattin Elisabeth aus seiner Wahlheimat St. Ingbert an der Saar gekommen war. Derwall kannte auch nach mehr als 29 Jahren alle Schützlinge noch mit Namen und freute sich über die Ehrenmitgliedschaft, die ihm der FC Zons an diesem Abend verlieh.

"Ich weiß gar nicht, ob ich diese Auszeichnung verdient habe, aber sie macht mich stolz. Ich bin einer von Euch", meinte er. Der Kontakt zu einigen Zonser Weggefährten riss nicht ab. Mit dem Zonser Ehrenvorsitzenden Peter Bückendorf ( ) verband ihn eine herzliche Freundschaft. Noch wenige Monate vor Bückendorfs Tod ließ er in einem Brief Grüße an seine früheren Zonser Spieler ausrichten. Im April 1978 kehrte Jupp Derwall als Trainer der so genannten Amateur-Nationalmannschaft des DFB zu einem Testspiel nach Zons zurück.

Im Heidestadion ließen Hans-Peter Briegel, Sepp Weikl, Jupp Koitka, Ronald Borchers und Matthias Herget dem FC Zons naturgemäß keine Chance. 8:1 hieß es am Ende für die DFB-Edelamateure, die danach zur Europameisterschaft nach Griechenland flogen. Die Trauerfeier für Jupp Derwall ist am kommenden Montag in der Pfarrkirche St. Konrad in St. Ingbert. Der FC Zons und viele Fußballfreunde trauern um einen großartigen Trainer und guten Menschen.

(NGZ)
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