Lokalsport Max Hartung schlägt auf Weg zu Bronze zwei Olympiasieger

Dormagen · Vize-Europameister ist im Halbfinale der Fecht-WM gegen Alexej Jakimenko chancenlos.

Max Hartung ist Deutschlands Säbelfechter Nummer eins - und als solcher auf direktem Weg zu den Olympischen Spielen, die in 387 Tagen in Rio de Janeiro beginnen. Fünf Wochen nach dem Gewinn der Vize-Europameisterschaft erkämpfte sich der 25 Jahre alte Dormagener gestern mit Bronze seine erste Einzelmedaille bei einer Aktiven-Weltmeisterschaft - zugleich die erste für den Deutschen Fechterbund bei den Titelkämpfen in der Moskauer Olympiahalle.

Hartung, der nach Rang sieben bei den Olympischen Spielen 2012 in London zum Studium nach Friedrichshafen gegangen war, rettete mit seiner Medaille die Ehre der deutschen Säbelfechter, die als Team-Weltmeister nach Moskau gereist waren, im Einzel aber mit den Plätzen 18, 21 und 34 für Nicolas Limbach, Matyas Szabo und Benedikt Wagner (alle TSV Bayer Dormagen) hinter den Erwartungen zurückblieben. "Natürlich bin ich enttäuscht", kommentierte Limbach sein vorzeitiges Aus bei seiner neunten WM-Teilnahme, "das ist nicht das, was ich mir vorgenommen habe. Es ist im Augenblick nicht mein bestes Fechten."

2011 hatte der inzwischen 29-Jährige in Catania mit Silber die letzte Einzelmedaille für die deutschen Säbelfechter geholt. Gestern zog Max Hartung mit Bronze nach. Dass es nicht mehr wurde, verhinderte der spätere Weltmeister Alexej Jakimenko. Der zweimalige WM-Dritte erteilte seinen Gegnern in den letzten beiden Gefechten wahre Fecht-Lektionen, der Russe profitierte dabei aber auch von einigen umstrittenen Entscheidungen der Kampfrichter. Gegen Hartung führte er zur Pause mit 8:0 (!) und erreichte schließlich mit einem 15:6 das Finale, in dem er dem US-Amerikaner Daryl Homer gleichfalls nicht den Hauch einer Chance ließ: Zur Pause hieß es 8:1, am Ende 15:5, womit Jakimenko bereits die zweite Goldmedaille für den WM-Gastgeber nach der durch Säbel-Weltmeisterin Sofya Velikaya holte.

Vielleicht hatte Max Hartung in den voraufgegangenen Gefechten zu viele Körner gelassen. Denn um überhaupt ins Halbfinale zu kommen, musste der 25-Jährige, der mit Siegen über den Ägypter Ziad El Sissy (15:8) und den Kanadier Joseph Polossifakis (15:11) ins WM-Turnier gestartet war, zwei Olympiasieger aus dem Weg räumen. Im Achtelfinale kam es dabei zu einem Duell der Generationen, traf der Dormagener doch auf den zwölf Jahre älteren Aldo Montano, Olympiasieger 2004 in Athen und Weltmeister von 2011 (damals Sieger im Finale über Nicolas Limbach). 0:5 und 2:6 lag Hartung zurück, fand dann aber immer besser ins Gefecht. Beim 9:9 hatte er den Ausgleich geschafft und überrollte anschließend den Altmeister bis zum 15:11.

Das Viertelfinale brachte dann die Neuauflage des Europameisterschaftsfinales. Vor fünf Wochen in Montreux hatte Hartung noch gegen den Ungarn Aron Szilagyi, der in London 2012 olympisches Gold gewonnen hatte, mit 11:15 den Kürzeren gezogen. Gestern übernahm er gleich das Kommando, ging mit 5:1 in Führung und gab diese nicht mehr ab. Nachdem er den 8:4-Pausenstand auf 10:5 ausgebaut hatte, drohte es noch einmal eng zu werden, denn Szilagyi konnte auf 8:10 verkürzen. Doch Hartung behielt die Nerven, zog wieder auf 14:8 davon und ließ sich auch von drei Treffern in Folge des Ungarn nicht aus der Ruhe bringen - nach dem 15:11 riss er jubelnd die Arme hoch.

Anders reagierte er nach der Schlappe gegen Jakimenko: "Ich bin gerade noch sauer über das Halbfinale", wehrte er Gratulationen zur ersten Einzelmedaille bei einer WM ab, "es war kein gutes Match von mir." Auch Bundestrainer Vilmos Szabo gab zu: "Wir hätten gern noch ein Stück weiter gemacht." Sven Ressel hingegen, als Sportdirektor des Deutschen Fechterbundes Delegationsleiter in Moskau, war glücklich: "Es war unser Ziel, eine Säbelmedaille zu holen. Max hat das souverän und super gemacht. Er merkt, dass er in der absoluten Weltspitze mithalten kann." Am Donnerstag (Vorrunde) und Freitag geht es im Teamwettbewerb weiter.

(NGZ)
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