Jüchen Massai-Krieger bei Realschülern

Jüchen · Michael ole Maito, Massai-Häuptling, Lehrer und Politiker, besuchte gestern die Realschule Jüchen. Für die Jugendlichen eine Chance, mehr über den Alltag und Zukunftsperspektiven im ostafrikanischen Kenia zu erfahren.

 Massai-Krieger und Lehrer Michael ole Maito besuchte gestern Realschüler der 9a mit Klassenlehrerin Kerstin Halbfas und erzählte vom Alltag in Kenia.

Massai-Krieger und Lehrer Michael ole Maito besuchte gestern Realschüler der 9a mit Klassenlehrerin Kerstin Halbfas und erzählte vom Alltag in Kenia.

Foto: reuter

Noch ist Michael ole Maito unsichtbar: Dass er sich nähert, verrät das "Klick-klick" der kleinen, blitzenden Metallplättchen an seiner bunten Massai-Tracht. Diese hat der Lehrer und Politiker aus Kenia extra für seinen Besuch in der Realschule Jüchen angelegt. Hätte der Massai-Krieger (38) mit der auffälligen Armbanduhr sich festlich angezogen, hätte er die Kleidung der Weißen gewählt – Jeans und T-Shirt, die die stolzen Kinder aus seinem Dorf Olereko für ein Fest tragen. Eines der Fotos, die den Alltag im 1500-Einwohner-Dorf und die neuen Projekte zeigen. Projekte, die der deutsche Verein "Chance" auch mit Jüchener Hilfe realisiert.

"Arm, aber die Sonne scheint"

In Jüchen ist die christliche Hilfsorganisation "Chance" durch Gründungsmitglied und zweite Vorsitzende Kerstin Halbfas (36) bekannt. Die Lehrerin aus Köln, die an der Realschule seit drei Jahren Deutsch, Politik und Sozialwissenschaften unterrichtet, lud jetzt Michael ole Maito in den Unterricht ein. "Er konnten den Schülern die Lebensweise und Probleme seines Landes nahebringen", sagt Kerstin Halbfas. Zu den von "Chance" geförderten Projekten gehören eine private Schule, organische Landwirtschaft oder die Züchtung von Kühen, die mehr Milch liefern.

Wie sich das Leben eines Massai verändert, dafür ist Michael ole Maito ein Beispiel. "Mein Vater hat drei Frauen. Manche Familien zählen bis zu 70 Personen", erzählt er. Er selbst hat mit seiner Frau Cicilia fünf Kinder: Für sie – wie für alle anderen auch – sei eine gute Ausbildung unverzichtbar. "In den staatlichen Schulen gibt es viele Kinder und viele Probleme", sagt er. Eine bessere Bildung bedeute Chancen für das immer noch arme Land.

Worüber die Realschüler erstaunt waren: Den Optimismus und das Selbstvertrauen des Massai. Als Kind hütete er noch Tiere im Busch, schützte Kühe vor Raubtieren. Danach machte ole Maito eine Ausbildung als Lehrer. Heute leitet er eine Schule, kümmert sich um die Politik im Bundesstaat Kenia. "Wir sind arm. Aber wenn die Sonne scheint und wir etwas essen, dann sind wir glücklich", erzählt er.

Wie nah das ferne Kenia doch ist, zeigt sich beim Einstudieren eines Wiegenlieds auf Swahili: "Das klingt fast wie ,Bruder Jakob!", stellen die Schüler fest.

(NGZ)
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