Lokalsport Marseillaise am Hessentor

Er mochte auch den Sand von Neuss. Der fünfjährige Wallach Merlerault wurde seiner klaren Favoritenstellung gerecht und gewann vor gut 5 000 Zuschauern bei bestem Wetter auf der Neusser Galopprennbahn den German Tote Sandbahn Grand Prix über 1 900 Meter mit knapp einer Länge Vorsprung vor dem sich tapfer wehrenden Personal Power mit Andreas Suborics und dem von Horst Steinmetz gesattelten Led Zeppelin mit Champion Eddy Pedroza, der auf den letzten Metern flog wie ein Düsenjäger und guter Dritter wurde. Vor dem tapferen Grantley, der diesmal für die in den letzten vier Grand-Prix-Prüfungen gewohnten Plätze eins und zwei nicht infrage kam, es blieb Platz vier für den elfjährigen Wallach, immerhin noch mit 1 200 Euro belohnt.

Beim französischen Siegerteam mit dem Weltklassejockey und amtierenden französischen Champion Stephane Pasquier war die Freude groß, obwohl die Neusser Siegdotierung von 12 000 Euro aus der Gesamtdotierung von 20 000 Euro für französische Galopp-Verhältnisse eher auf Portokassen-Niveau angesiedelt ist. Doch das Rennen zählt zur europäischen Sandbahn-Serie, es folgen Lingfield in England am 15.März und Rom am 13. April. Jockey Stephane Pasquier blickte schon in die Zukunft: "In Rom wird er leichter gewinnen. Der Boden heute war für ihn sehr schwer, ganz anders als der Fibersand von Cagnes. Aber es hat ja doch noch leicht geklappt."

Pasquier musste durchaus sein ganzes Können aufbieten, um sich bei der Siegerehrung in den Genuss des Hörens der Marseillaise zu bringen. Der als 23:10 Favorit antretende Favorit geriet unterwegs in eine wenig günstige Lage, kämpfte sich über die Innenseite nach vorne und auf die Außenspur. Trotzdem war der lange führende Personal Power ein zäher Gegner. Dessen Jockey Andreas Suborics: "Er hat toll gekämpft, am Ende war der andere auch die knappe Länge besser." Begeistert war der Neusser Trainer Horst Steinmetz vom dritten Platz seines Schützlings Led Zeppelin: "Er saß lange hinter geschlagenen Pferden und kam zu spät frei."

Möglicherweise war das späte Freikommen der wahre Grund für das Zünden des Turbos auf den letzten Metern. Grantleys Trainer Heinz Hesse nahm es mit der Gelassenheit eines 68-jährigen: "Er hat seine Form ausgelaufen. Wir sind durchaus zufrieden. Mehr war heute nicht drin." Insgesamt 14 Stunden dauert die Hin- und Rückfahrt für Georg Bocskai mit dem von seiner Ehefrau Carmen trainierten Quiron, den Torsten Mundry ritt. Platz fünf war eine Enttäuschung. Ähnlich verhielt es sich mit dem zweiten Totofavoriten Fighting Johan (73:10), der den Neusser Kurs nicht mochte und als Vorletzter endete. Nur die Stute Elusive Flash war noch langsamer, Letzte im Feld der elf Pferde. Es kam ein Wettumsatz von 40 481,70 Euro zustande, insgesamt bedeuteten die 235 700 Euro Saisonrekord.

Für das Siegerteam aus Frankreich - komplett vertreten mit Besitzer Marcel Parrish und Trainer Philippe Demercastel (es war sein erster Auslandssieg) vollendete sich ein Wochenende der Freude, auch das Engagement des Weltklassejockeys Pasquier zahlte sich aus. Die Neusser Gastgeber luden am Samstagabend zum Essen ins La Guitarra an der Bergheimer Straße, danach entschwanden die Gäste ins Nachtleben gen Düsseldorf. Die vergnügungsroutinierte Eva-Maria Amdohr vom Rennverein ermittelte immerhin, dass alle Beteiligten am frühen Sonntagmorgen ihr Hotelbett erreicht haben sollen.

Der Sieg des französischen Pferdes mit dem absoluten Ausnahmereiter war für den Stellenwert der Neusser Rennbahn im weltweit bedeutenden Galopprennsport ein wichtiger Aspekt und hat auch den sportlichen Wert des Sandbahn Grand Prix aufgewertet. Auch der Umsatz auf der Bahn mit 92 631 Euro war gut und es gibt klare Anzeichen dafür, das auch am kommenden Sonntag in Neuss Rennen stattfinden. Planmäßig war ein Neusser-Samstag-Termin anberaumt, aber Dortmund zeigt wenig Interesse an diesem Sonntag.

(NGZ)
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