Tennis Maradona-Fan mit viel Potenzial

Neuss · Der Argentinier Leonardo Mayer ist die neue Nummer eins des Tennis-Bundesligisten BW Neuss.

 Und rumms: Die Topspin-Vorhand gehört zu den Stärken der Neusser Neuverpflichtung Leonardo Mayer.

Und rumms: Die Topspin-Vorhand gehört zu den Stärken der Neusser Neuverpflichtung Leonardo Mayer.

Foto: BW Neuss

Tage gibt es, die gibt es eigentlich gar nicht. Leonardo Mayer würde dies seit dem 13. März 2013 unbesehen unterschreiben. Die neue Nummer eins des Tennis-Bundesligisten Blau-Weiß Neuss war mit einem satten Grinsen im kalifornischen Indian Wells aufgewacht, hatte am Tag zuvor in der zweiten Runde des dortigen Masters-Turniers den russischen Topmann Michail Juschni überlegen ausgeschaltet und freute sich nun auf das Duell mit Rafael Nadal. Doch kurz nach dem Frühstück rüttelte erst ein Erdbeben Stadt und Spieler durch. Und als sich Mayer gerade erst wieder gesammelt hatte, verletzte er sich beim Einschlagen kurz vor dem großen Spiel am Rücken. Das Duell fiel flach, vom großen Nadal gab es immerhin tröstende Worte: "Das ist echt bitter für Leo. Ich hoffe, er kommt schnell wieder in Ordnung."

Das kam Mayer — dennoch ist die Episode aus dem Frühjahr ein wenig typisch für die Karriere des 26-Jährigen. Seit Jahren steht Mayer auf dem Sprung in die absolute Weltspitze, doch stets passen irgendwelche Kleinigkeiten nicht. Mal bebt die Erde, mal spielt der Körper nicht mit, dann sind es die Nerven. Im Erstrundenmatch bei den French Open Ende Mai führte Mayer gegen den Südtiroler Andreas Seppi im fünften Satz mit 4:2, verlor aber dann völlig den Faden, vier Spiele in Folge und damit auch das Match.

Viermal stand Mayer bei einem Grand-Slam-Turnier in der dritten Runde, dreimal bei den French Open — zu wenig eigentlich für einen Mann mit seinen Fähigkeiten, der auf seiner Homepage seit Jahren mit dem Slogan "The Future of Argentinian Tennis" angepriesen wird. 2010 erreichte der Mann aus dem argentinischen Corrientes an der Grenze zu Paraguay als 51. seinen besten Weltranglistenplatz, danach stagnierte er, wird als 80. geführt.

In Neuss hält man dennoch große Stücke auf den Neuzugang, der in der Bundesliga bereits für Aachen und Essen spielte. "Wir haben mit Argentiniern sehr gute Erfahrungen gemacht", sagt Dietmar Skaliks, Geschäftsführer der "Blau-Weiß ProTennis AG". Martin Jaite, Franco Davin, Agustin Calleri — die Neusser "Gauchos" standen für Qualität.

Mayer soll diese Tradition fortführen, schließlich ist er trotz des deutsch klingenden Namens ein Bilderbuch-Argentinier: Ein Naturbursche, der in seiner Freizeit am liebsten angelt. Ein Fußball-Fanatiker, der als Jugendlicher zunächst Profi-Kicker und noch heute Diego Maradona als sein großes Vorbild nennt. Dass sich Mayer gegen den Berufs-Fußball entschieden hat, erscheint im Rückblick sinnvoll — Rasen liegt ihm gar nicht, zumindest in Sachen Tennis: Vergangene Woche kassierte er in Halle gegen seinen deutschen Namensvetter Florian Mayer eine 2:6-, 3:6-Klatsche.

(NGZ/ac)
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