Zweierbob Lisette Thöne macht mit Triumph Schluss

Neuss · In ihrem letzten Rennen belegt die Anschieberin aus Neuss im Bob von Vize-Weltmeisterin Stephanie Schneider Platz drei und verhilft ihrer Pilotin damit zum Sieg im Gesamtweltcup. Im lettischen Sigulda gibt es obendrein EM-Bronze.

 Ausgelassener Jubel: (v.l.) Lisette Thöne mit Stephanie Schneider nach ihrem dritten Platz beim Weltcup-Finale auf der Bahn im lettischen Segulda.

Ausgelassener Jubel: (v.l.) Lisette Thöne mit Stephanie Schneider nach ihrem dritten Platz beim Weltcup-Finale auf der Bahn im lettischen Segulda.

Foto: dpa

Am Mikrofon von ZDF-Reporter Florian Zschiedrich reichte es mit zugeschnürter Kehle nur zu zwei leisen Worten: „Definitiv! Absolut!“ Was sollte Lisette Thöne (ESC Erfurt) auch antworten auf die Frage, ob dies ein emotionaler Moment für sie sei. Natürlich, hatte die Anschieberin aus Neuss beim Weltcup-Finale im lettischen Sigulda doch kurz zuvor den rund 170 Kilogramm schweren Bob von Vize-Weltmeisterin Stephanie Schneider (BSC Sachsen Oberbärenburg) ein letztes Mal in Schwung gebracht.

Und das mit maximalem Erfolg: Eine Woche vor den am Samstag beginnenden  Bob- und Skeleton-Weltmeisterschaften im thüringischen Altenberg  verhalf Lisette Thöne ihrer Pilotin in Abwesenheit der bis dahin im Weltcup führenden Kaillie Humphries (USA) mit Platz drei erstmals zum Gewinn der großen Kristallkugel. Den Sieg in Sigulda und damit den gleichzeitig vergebenen EM-Titel sicherte sich die Russin Nadeschda Sergejewa vor der Rumänin Andreea Grecu. Stephanie Schneider glänzte in dieser Saison eben vor allem durch Konstanz: Die 29-Jährige gewann nur am 4. Januar in Winterberg. Doch ein zweiter Platz, vier dritte Ränge sowie die Plätze vier und fünf sorgten am Ende für 1611 Zähler und Rang eins in der Gesamtwertung.

Aber das war ihr unmittelbar nach dem Rennen so was von egal. „Am allerwichtigsten“, versicherte sie, „war eigentlich, dass ich das heute mit Lisette gefahren bin, denn das war ihr letztes Rennen. Das war schon ziemlich toll. Das hatte ich mir auch vorgenommen. Das Stockerl musste irgendwie noch mal drin sein. Sie hat uns so unterstützt, also jetzt nicht nur das letzte Jahr. Sie macht das ja jetzt auch schon über zehn Jahre. Wir waren ja beide Anschieber, jetzt bin ich Pilotin – und heute konnte ich ihr sogar was wiedergeben. Toll.“ Genauso empfand die bald 32-Jährige, die sich selbst mal kurz als Pilotin versucht hatte: „Was für ein Rennen“, postete sie fröhlich auf Instagram: „Danke, Steffi, für Dein Vertrauen und die konzentrierte Woche. Ich bin sehr stolz auf Dich. Dritter Platz beim Weltcuprennen, Bronzemedaille bei der Europameisterschaft und die goldene Kristallkugel für den Gesamtweltcupsieg für das gesamte Bobteam Schneider. Krasse Saison!“

Die ehemalige Leichtathletin der TG Neuss und des TSV Bayer 04 Leverkusen, die zum Start in den Wettkampf-Winter in Lake Placid (USA) mit Stephanie Schneider hinter der zweimaligen Olympiasiegerin Kaillie Humphries den guten zweiten Platz belegt hatte, beendet ihre sportliche Laufbahn als „Bremserin“ also mit einer Medaille. Ihr größter Erfolg seit dem Umstieg von der Weitsprung-Grube in den Eiskanal vor einem Jahrzehnt ist sicherlich der Mannschafts-Titel an der Seite der Olympiasieger Francesco Friedrich und Thorsten Margis (Anschieber), Cathleen Martini (Bob) sowie der „Skeletonis“ Axel Jungk und Tina Hermann bei den Weltmeisterschaften 2015  in Winterberg. Dazu nahm sie mit einer P-Akkreditierung als Ersatzfrau an den Olympischen Winterspielen in Sotschi (2014) und Pyeongchang (2018) teil und freute sich 2013 bei den Europameisterschaften im österreichischen Igls über Rang zwei.

 Kurz zuvor hatte die Anschieberin aus Neuss den deutschen Bob zum letzten Mal schnell gemacht.

Kurz zuvor hatte die Anschieberin aus Neuss den deutschen Bob zum letzten Mal schnell gemacht.

Foto: dpa

Bei der Heim-WM in Altenberg geht Stephanie Schneider nun als eine der großen Favoritinnen auf Edelmetall an den Start. Im vergangenen Jahr hatte sie, angeschoben von Ann-Christin Strack (Bob-Club Stuttgart Solitude), im kanadischen Whistler hinter Olympiasiegerin Mariama Jamanka (BRC Thüringen) und Anschieberin Annika Drazek (BSC Winterberg) den zweiten Platz geholt.

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