Sportlerin des Monats Februar Stets auf der Jagd nach der Bestzeit

Grevenbroich · Für Lilli Schlößer, Sprinterin des TK Grevenbroich, geht es immer noch ein bisschen schneller. Bei den Landesmeisterschaften holte die 14-Jährige drei Titel.

 Wenn sie im Höchsttempo über die Hürden fliegt, fühlt sich die Grevenbroicherin Lilli Schlößer (r.) am wohlsten. Wie hier bei den Nordrhein-Hallenmeisterschaften der U16 in Düsseldorf.

Wenn sie im Höchsttempo über die Hürden fliegt, fühlt sich die Grevenbroicherin Lilli Schlößer (r.) am wohlsten. Wie hier bei den Nordrhein-Hallenmeisterschaften der U16 in Düsseldorf.

Foto: Wolfgang Birkenstock

Um Worte ist Lilli Schlößer nie verlegen. „Wenn du sie im Wagen sitzen hast, brauchst du kein Radio“, sagt ihr Trainer Wilfried Fassbender schmunzelnd. Aber fragt man die von den NGZ-Lesern nach ihren drei Titeln bei den in Düsseldorf ausgetragenen LNV-Hallenmeisterschaften der Altersklasse U16 zur „Sportlerin des Monats Februar“ gewählte Leichtathletin des TK Grevenbroich nach ihren Hobbys, macht sie es kurz: „schnell laufen.“

Und wie schnell die 14-Jährige ist! Mit ihrer bei den Titelkämpfen im Vorlauf aufgestellten Bestzeit von 7,94 Sekunden über 60 Meter wird sie deutschlandweit aktuell auf Rang zwölf geführt. Denselben Platz im nationalen Ranking belegt sie in 9,11 Sekunden über 60-Meter-Hürden. Und die Staffel des TKG lief auf ihrem Weg zum dritten Gold in neuer Bestzeit von 1:48,94 Minute auf Rang drei. Schneller als Lilli Schlößer, Greta Schmidt, Isabel Seibert und Jette Zottmann sind in der Republik nur die Staffeln aus Rostock und Dresden. Erfolge, die den mit fünf Jahrzehnten Trainererfahrung ausgestatteten Fassbender freilich nicht wirklich zu überraschen wussten: „Sie hat auf Landesebene so eine Ausnahmestellung – ich hatte alle drei Titel erwartet.“

Lilli Schlößer steht damit auch für die Renaissance der Leichtathletik in Grevenbroich. Nach Jahren der Flaute – in der Hallensaison 1989/90 gab‘s durch Caren Jung (60m-Hürden) und Sascha Fassbender (800 Meter) in der Jugend die letzten Triumphe bei einer Deutschen Meisterschaft für den TKG – sorgte ausgerechnet Corona für die Initialzündung. Fassbender hat die Erklärung: „Die Kids hatten nichts zu tun, waren einfach froh, sich bewegen zu können. Mittlerweile habe ich in den Jahgängen 2008, 2009 und 2010 Mädchen, die sind genauso gut wie Lilli.“ Die Triple-Landesmeisterin war ihm am Erasmus-Gymnasium bereits 2017 über das vom Rhein-Kreis und der Stadt Grevenbroich vor mehr als zehn Jahren aufgelegte Projekt „Bildung und Sport“ ins Netz gegangen. Seither arbeiten die beiden zusammen, kommen auf bis zu fünf  Trainingseinheiten pro Woche. „Wenn ich mal nicht kann, fragt sie sofort: ‘Wieso? Ist irgendwas?’“, sagt der 74-Jährige. Fleiß, der sich auszahlt. Ihr Coach registriert mit Freude, „dass sie sich von Jahr zu Jahr steigert.“ Schon bei den Deutschen U16-Meisterschaften am  9. und 10. Juli in Bremen soll sie die Staffel aufs Siegertreppchen führen. „Das habe ich ganz gewaltig im Hinterkopf. Darauf ist das ganze Training ausgerichtet.“

Für Lilli Schlößer sind persönliche Trophäen indes nicht so wichtig. „Klar möchte ich zur DM“, bestätigt sie, stellt aber klar: „In erster Linie geht es mir darum, neue Bestzeiten aufzustellen.“ Und das, bitteschön, mit Tempo – auch im Training: „Mir gefällt alles, was mit Schnelligkeit zu tun hat. Und mir gefällt nicht, was mit Ausdauer zu tun hat.“ Eine typische Sprinterin eben, das hatte ihr Trainer sofort erkannt. „Sie wird mal Spitze über 200 Meter“, prophezeit er, mahnt jedoch im gleichen Atemzug: „Man muss den Ball schön flach halten. Man weiß nie, was noch passiert – ich habe schon zu viel erlebt.“

Dass sein talentierter Schützling den Fokus verlieren könnte, damit ist für den Moment allerdings nicht unbedingt zu rechnen. Die Tartanbahn ist für Lilli Schlößer längst so etwas wie das zweite Zuhause geworden. Wer braucht da schon andere Hobbys. Sie jedenfalls nicht. „Ich trainiere ja viel, da bleibt eh keine Zeit für andere Dinge, höchstens mal Musik hören.“ Und vielleicht für den ein oder anderen Tagtraum. Etwa vom zukünftigen Berufsleben, das natürlich „irgendwas mit Sport“ zu tun haben sollte. Oder von einem Start bei den Olympischen Sommerspielen: „Das fänd‘ ich ganz chic und ziemlich cool.“ 

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