3. Tischtennis-Bundesliga Emotionaler Abschied in Holzbüttgen

Holzbüttgen · Valerija Mühlbach bestritt am Sonntag ihr letztes Heimspiel für die DJK, wobei die Ukrainerin anschließend mit einer besonderen Aktion ade sagte. Auch ohne die Topspielerin soll es weiter Drittliga-Tischtennis in Kaarst geben.

 Ein emotionaler Moment: Valerija Mülhbach hat in der Halle am Bruchweg per Videotelefonie ihren Vater aus der Ukraine zugeschaltet.

Ein emotionaler Moment: Valerija Mülhbach hat in der Halle am Bruchweg per Videotelefonie ihren Vater aus der Ukraine zugeschaltet.

Foto: Jens Rustemeier

Dass die Halle am Bruchweg am Sonntag noch mal richtig voll war, lag auch daran, dass die letzte Heimpartie der Holzbüttgener Drittliga-Tischtennisspielerinnen in der laufenden Saison gleichzeitig auch die Abschiedsvorstellung von Valerija Mühlbach war. Die Spitzenspielerin der DJK sucht eine neue Herausforderung und wechselt nach vier Jahren in Kaarst zum Zweitligisten SV Schott Jena. Da spielte es auch keine große Rolle, dass das Heimspiel gegen den TTC GW Fritzdorf mit 4:6 verloren ging. Die überaus beliebte Ukrainerin gewann ihre beiden Einzel und stand im Mittelpunkt, zum Abschied wurde es richtig emotional.

Kein Wunder, schließlich hat sie in ihrer Zeit in Holzbüttgen mit ihren starken sportlichen Leistungen dazu beigetragen, dass sich die DJK in der 3. Liga etabliert hat. Als sie vor vier Jahren bei dem Verein aus dem Kaarster Stadtteil anheuerte, hieß sie noch Stepanovska, im vergangenen Jahr heiratete sie aber den deutschen Tischtennisspieler Hermann Mühlbach und zog nach Dresden. Doch abgesehen von ihren sportlichen Qualitäten, hat sie auch menschlich Spuren hinterlassen, hat mit Mitspielerinnen und Fans Freundschaften geknüpft. Dass die Zuneigung auf gegenseitig beruht, machte sie im Anschluss an die Partie am Sonntag deutlich: „Ich liebe die Leute. Es ist wie eine Familie“, sagte Valerija Mühlbach. Wie ernst die 29-Jährige das meinte, zeigte sie, als sie die Halle an einem ganz besonderen Moment teilhaben ließ. Sie zückte ihr Handy und schaltete per Videoanruf ihren Vater zu, um mit ihm zu sprechen.

Der 57-Jährige harrt aktuell in der Ukraine aus und versucht, sich im von Russland angezettelten Krieg durchzuschlagen. In der vergangenen Woche konnte Valerija Mühlbach ihre Mutter in die Arme schließen, nachdem die per Bus nach Deutschland geflüchtet war. Der Vater musste allerdings zurückbleiben, weil alle 18 bis 60-jährigen Ukrainer das Land verteidigen sollen. Die Zukunft des Vaters ist also ebenso ungewiss wie die des ganzen Landes. Ein wenig Trost konnte der Verein seiner Topspielerin aber noch mit auf den Heimweg nach Dresden geben. Die DJK Holzbüttgen spendet die gesamten Einnahmen aus dem Cafeteria-Verkauf am Sonntag für geflüchtete Familien aus der Ukraine und es kamen stattliche 450 Euro zusammen.

Wobei zumindest Valerija Mühlbachs Mitspielerinnen noch nicht endgültig ade sagen mussten. Denn am kommenden Samstag steht noch das letzte Saisonspiel der DJK bei den Füchsen Berlin an. Und es steht fest, dass das trotz des Abschieds der Nummer eins nicht das letzte Spiel in der 3. Liga wird. Denn der Verein aus Holzbüttgen will seine erfolgreiche Tradition im Damen-Tischtennis auf jeden Fall fortsetzen. Die Polin Martyna Dziadkowiec und Eigengewächs Jana Vollmert haben schon ihre Zusage für nächste Saison gegeben. Hinter der Zukunft der Niederländerin Rachel Gerarts steht noch ein Fragezeichen. Eigentlich will auch sie bleiben, aber sie leidet an Long Covid, also den Langzeitfolgen einer Corona-Erkrankung. „Die Suche nach einer Nachfolgerin für Valerija läuft“, heißt es aus dem DJK-Vorstand, der hofft, bald Vollzug melden zu können. Egal, wer kommt, sie wird große Fußstapfen ausfüllen müssen. 

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