Entscheidung fiel nicht leicht Lesen künftig gegen Gebühr

Entscheidung fiel nicht leicht · Von Carsten Sommerfeld Lange war der Schritt hinausgezögert werden, doch ab 2006 müssen die Leser in den fünf Katholischen öffentlichen Büchereien Jahresbeiträge zahlen. Der Familienausweis kostet 18 Euro. Die Evangelische Bücherei in Kleinenbroich bleibt bei der gebührenlosen Ausleihe. Die Kasse ist schon da - ab Januar erheben die fünf Katholischen öffentlichen Büchereien , hier St. Dionysius in Kleinenbroich, von den Lesern Jahresbeiträge. NGZ-Foto: L. Berns

Von Carsten Sommerfeld Lange war der Schritt hinausgezögert werden, doch ab 2006 müssen die Leser in den fünf Katholischen öffentlichen Büchereien Jahresbeiträge zahlen. Der Familienausweis kostet 18 Euro. Die Evangelische Bücherei in Kleinenbroich bleibt bei der gebührenlosen Ausleihe. Die Kasse ist schon da - ab Januar erheben die fünf Katholischen öffentlichen Büchereien , hier St. Dionysius in Kleinenbroich, von den Lesern Jahresbeiträge. NGZ-Foto: L. Berns

Über 40 000 Bücher, Videos, DVDs und CD-ROMs stehen in den Regalen der sechs Bibliotheken im Büchereisystem Korschenbroich. 80 Ehrenamtler leihen pro Jahr 100 000 Medien aus. Bislang war dieses Leseangebot komplett kostenlos, ab Januar ist es damit vorbei: "Um eine langfristige Zukunft der Bibliotheken zu gewährleisten, ist die Einführung eines Jahresbeitrages vorgesehen", heißt es in einem Infoschreiben an die Leser.

"Ohne Gebühren kommen wir finanziell nicht mehr hin", meint Veronika Dackweiler, Sprecherin des Büchereisystems. "In vielen Kommunen in der Umgebung sind Jahresbeiträge längst üblich." Die Entscheidung sei in den fünf Kirchenvorständen von St. Andreas, St. Dionysius, St. Georg, St. Marien und St. Pankratius gefallen. Bei der Gebührengestaltung wurde auf soziale Aspekte Rücksicht genommen - beispielsweise beim Familienausweis: Ehepaare und Familien mit Kindern bis 18 Jahren zahlen 18 Euro im Jahr.

Auch künftig gebührenfrei ist die Benutzung der ebenfalls zum Verbund gehörenden Evangelischen öffentlichen Bücherei Kleinenbroich: "Das Presbyterium hat beschlossen, dass die Bücherei sich derzeit der Gebühreneinführung nicht anschließt", erklärt Dackweiler. Die Entscheidung für die finanzielle Beteiligung der Leser fiel nicht leicht.

"Eigentlich stand die Einführung von Gebühren seit langem an, wurde aber so weit wie möglich hinausgeschoben mit dem Argument,dass die Büchereien einen sozialen Auftrag haben, Menschen ans Lesen heran führen sollen", so Dackweiler, die die Katholische öffentliche Bücherei St. Dionysius in

Kleinenbroich leitet. Darüber hinaus hätten die kleineren Büchereien einen Leserrückgang befürchtet. Doch das enger werdende Finanzkorsett zwackt immer mehr, das Geld fließt spärlicher.

"Im Jahr 1998 haben wir von den Bistümern noch 13 500 Euro erhalten, 2003 waren es 6100 Euro, im vergangenen Jahr 4700 Euro", so Dackweiler. Die Kirchengemeinden unterstützten das Büchereisystem 2004 mit 7000 Euro, von der Stadt - aus Mitteln der Kultur-Stiftung der Sparkasse Neuss - flossen laut Dackweiler weitere 10 500 Euro. "Dieses Geld von der Stiftung ist zweckgebunden für Sachbücher vorgesehen." Insgesamt reichen die Mittel aber nicht, um den Medienbestand aktuell zu halten.

"Der Leser findet bei uns selbstverständlich die neuesten Bestseller, doch irgendwoher muss das Geld dafür auch kommen." Zumal die Büchereien auch Vorgaben erfüllen müssten. Bei öffentlichen Büchereien sei eigentlich eine jährliche Erneuerungsquote von acht Prozent sinnvoll. "Die Medien-Fachstelle im Bistum Aachen, zu dem vier der Büchereien gehören, hat uns die Vorgabe gemacht, jährlich mindestens fünf Prozent der Medien zu erneuern."

Ansonsten müssten die Korschenbroicher Büchereien mit geringeren Zuweisungen rechnen, so Dackweiler. Doch diese Quote sei bei den derzeitigen Mitteln nicht zu halten. Auch Preissteigerungen würden den Etat belasten: "Für den Jahresbeitrag einer Familie kann ich noch nicht einmal einen gebundenen Roman, der rund 22, 23 Euro kostet, bezahlen", rechnet Veronika Dackweiler vor. Auch weiterhin sieht sie Unterschiede zu Bibliotheken anderenorts: "Wir haben etwa keine zusätzlichen Gebühren für Videos, CD-Roms und DVDs vorgesehen."

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort