Leichtathletik Der harte Kampf gegen die Corona-Krise

Rhein-Kreis · Noch brennt das innere Feuer, aber die Motivation sinkt, da die Bedingungen schlechter werden und keine Wettkämpfe in Sicht sind.

 Gegen den November-Blues: Training zu zweit bei strahlendem Sonnenschein macht die Corona-Krise ein wenig erträglicher.

Gegen den November-Blues: Training zu zweit bei strahlendem Sonnenschein macht die Corona-Krise ein wenig erträglicher.

Foto: DJK Novesia

Wie in den meisten Sportarten war in der Leichtathletik zum Ende des Sommers fast wieder Normalität eingekehrt. Die Saison konnte doch noch mit ein paar Wettkämpfen abgeschlossen werden, das Training fand nicht mehr in kleinsten Kleingruppen statt und Materialien wie Wurfgeräte durften wieder genutzt werden. Aber seit dem 1. November ist der Trainingsbetrieb wieder fast komplett eingestellt, die Wintersaison steht auf der Kippe.

Nichts Genaues weiß man nicht „Bisher steht nichts fest, kann es aber bei der aktuellen Situation auch nicht“, sagt Tim Husel, Vorstand der Region Mitte im Leichtathletik-Verband Nordrhein. „Es gibt Arbeitsgruppen, die alle möglichen Szenarien durchgehen, aber ob und in welchem Rahmen Wettkämpfe möglich sein werden, ist noch unklar – gerade ist ja nicht einmal Training planbar.“ Grund für diese Unklarheit ist die Verordnung des Bundes, die fast jeglichen Vereinssport im November verbietet. Dabei ist auch egal, ob in Mannschaften drinnen oder draußen trainiert wird und die Einhaltung von Abständen möglich ist. Individualsport ist aber weiterhin erlaubt. „Die Idee dahinter war eigentlich, dass die Kommunen die Sportplätze offenhalten und alleine oder mit Gruppen aus maximal zwei Haushalten Sport betrieben werden kann“, sagt Tobias Rüttgers, leitender Landestrainer des LVN. „Nur das Soziale, das Vereinsleben drumherum, sollte unterbunden werden, da auch in der Politik erkannt wurde, dass Sport wichtig ist.“

Der Alltag im Teil-Lockdown Die Realität sieht aber anders aus: Viele Sportplätze sind abgeschlossen oder nur für den Schulsport geöffnet. Rüttgers: „Die Idee wird kaum umgesetzt, in manchen Kommunen ist kein Platz offen und viele, besonders kleinere Vereine, haben den Trainingsbetrieb komplett eingestellt. Wir können zum Teil auch Kaderathleten nicht wirklich erreichen.“ Im Rhein-Kreis sieht das zum Glück etwas anders aus: Sportplätze in Korschenbroich, das Jahnstadion und die Ludwig-Wolker-Anlage in Neuss sind geöffnet und viele Vereine greifen wieder auf Trainingsmethoden zurück, die sich schon im ersten Lockdown im Frühjahr bewährt haben. „Gerade ist ja auch Grundlagentraining angesagt, da braucht man wenig Geräte und kann auch mal auf einer beleuchteten Waldstrecke trainieren“, sagt Gabi Pullwitt, Trainerin beim Korschenbroicher LC. Ihre Trainingsgruppe sind Mädels ab 13 Jahren, die aktuell alleine oder zu zweit nach Trainingsplänen trainieren – Zuhause, im Wald, auf dem eigenen Platz oder auch „ausgewandert“ nach Mönchengladbach, wo das Stadion für alle geöffnet und beleuchtet ist. Pullwitt: „Bisher ziehen eigentlich alle mit und trainieren eigenständig, als Trainerin kann man die Athleten aber nicht wirklich beaufsichtigen.“

Kampf gegen den inneren Schweinehund Trainingspläne und eigenständiges Training sind also gerade der Hauptbestandteil der Leichtathletik, Krafttraining ist auch online über Skype und ähnliche Plattformen möglich, so entsteht zumindest ein virtuelles Gruppengefühl. Das klappt zumindest bei älteren Athleten ab Altersklasse U14 ganz gut. Bei den jüngeren Athleten sind die Vereine auf die Hilfe der Eltern angewiesen.„Die Anlagen sind geöffnet, das ist besser als im letzten Lockdown und Krafttraining per Skype ist auch gut und man ist nicht ganz allein“, sagt Luis Schädlich (15) von der DJK Novesia Neuss. Anderen fällt es neben der Schule schwerer, sich zum Einzeltraining zu motivieren, besonders wenn kein Platz oder beleuchtete Wege in der Nähe sind. Da hilft dann ein fester Trainingspartner: „Wenn nicht zu viele Hausaufgaben sind, klappt es ganz gut mit dem Training, da ich mit meinem Nachbarn am Jröne Meerke trainieren kann, das ist definitiv besser als alleine Joggen zu gehen“, so Adrian Pluta (14). Das Techniktraining kommt zwar etwas zu kurz, dafür stehen mehr Läufe, Sprünge und Krafteinheiten auf dem Plan. Aber auch wenn sich alle bemühen, mit dem gewohnten Trainingsbetrieb kann Einzeltraining auch in einer Einzelsportart nicht mithalten: „Die Motivation für Skype-Training oder Training zu zweit ist noch hoch, alleine wird es langsam schwieriger als noch im April, auch weil im Winter wieder keine Wettkämpfe in Sicht sind, das Wetter schlechter ist und es früher dunkel wird“, stellt Isabelle Rhine (28) fest. „Alleine macht es weniger Spaß und die Gespräche fehlen“, ergänzt Max Münzberg (25).

Ein Stück Normalität „Langfristig ist das auf keinen Fall eine Perspektive“, sagt Tobias Rüttgers. „Alle wollen etwas Sicherheit und normales Training und Wettkämpfe, aber es ist auch sehr schwer, sich als Verband zu positionieren“, so der Landestrainer. „Die Gesundheit steht an erster Stelle und wir wollen keine Hotspots in der Leichtathletik. Wir versuchen, den Vereinen eine Orientierung zu geben, aber jeder trägt die Verantwortung selber.“

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