Jüchen Legionäre zum Anfassen

Jüchen · Die Römer besuchten die Germanen – allerdings in friedlicher Absicht. Die Gruppe Legio XV Primigenia rastete am Nikolauskloster und zeigte, wie das Soldatenleben vor 2000 Jahren war. Ein Ausflug mit Familie Stein.

Jüchen: Römer besuchen die Germanen
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Die Römer besuchten die Germanen — allerdings in friedlicher Absicht. Die Gruppe Legio XV Primigenia rastete am Nikolauskloster und zeigte, wie das Soldatenleben vor 2000 Jahren war. Ein Ausflug mit Familie Stein.

Rauch steigt auf über dem Nikolauskloster. Vor einem Stoffzelt sitzt ein römischer Legionär und wirft Tannenzapfen ins Feuer. "Boar, das stinkt aber ganz schön!", ruft Luc Stein. Der Achtjährige ist mit seinen Großeltern und einem Freund gekommen, um die Besucher aus der Vergangenheit näher kennenzulernen.

Luc Stein interessiert sich für alles Geschichtliche: Von Römern über Griechen bis hin zum Mittelalter findet er alles faszinierend — besonders, wenn gekämpft wird. Deshalb versucht er auch die Legionäre zu einem Schaukampf anzustacheln — allerdings ohne Erfolg. Gerd und Frank Kellner, die heute Lucius und Jucundus sind, zeigen aber, wie die Legionäre sich in Kampfformation fortbewegt haben. "Ho!", rufen sie bei jedem Schritt und gehen mit gezückten Schwertern auf Luc und seinen Freund Marvin los. Die beiden lassen sich davon allerdings nicht einschüchtern. So viel Mut wird belohnt: Luc darf den Helm des Centurios aufsetzen. "Oh, ist der schwer", sagt er und kämpft, dass ihm der Helm nicht über die Augen rutscht.

Anschließend zeigen die Legionäre, wie Alltagsarbeiten vor 2000 Jahren erledigt wurden. Die Jungen mahlen selbst Getreide zwischen zwei kleinen Mühlsteinen, schreiben auf Wachstafeln — und entfachen sogar selbst Feuer. "Zuerst wird ein kleines Nest aus Stroh gemacht", erklärt Frank den beiden. "Anschließend zündet ihr ein kleines Blatt mit einem Feuerstein an — und dann müsst ihr kräftig pusten!" Und obwohl das Stroh noch feucht ist, schaffen es die beiden Nachwuchs-Römer: Bald brennt ein kleines Feuer.

"Klar, dieses Römerleben hat auch ein bisschen was von Pfadfindern", sagt Frank alias Jucundus. "Allerdings steht bei uns ja nicht nur die Lagerromantik im Vordergrund. Wir beschäftigen uns aktiv mit der Geschichte und versuchen auch zu verstehen, was wir spielen." Er selbst kann inzwischen Farben herstellen, wie sie auch die römischen Legionären verwendeten.

"Wir ergänzen die Arbeit der Archäologen, indem wir rekonstruieren, was die herausfinden", sagt Alexander Schneider. Der gelernte Zimmermann führt als Zenturio Caius Cassius Geminus die kleine Legion an. "Im Jahr 2005 habe ich damit angefangen, mit einem Legionär. Inzwischen sind wir 28." Wichtig sei, dass man treue und loyale Menschen im Zug hat: "Zusammenhalt, Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit sind wichtig, wenn man so ein Projekt miteinander durchziehen möchte." 2013 möchte er mit seinem Zug ein Stück entlang der Via Agrippa, die über Köln bis in die Eifel führt, entlangmarschieren. "Darauf bereiten wir uns jetzt vor", sagt der Centurio. "Das ist ja keine einfache Wanderung — mit 37 Kilo Marschgepäck und Rüstung, die man zusätzlich trägt, ist man schon nach acht Kilometern ziemlich kaputt."

(schm-)
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