Jüchen "Leerstände nicht mit Spielhallen füllen"

Jüchen · Bürgermeister Harald Zillikens spricht über die Probleme von Jüchen als Haushaltssicherungskommune, die Chance auf neue Arbeitsplätze im Regiopark Mönchengladbach und die Schwierigkeiten der Einzelhändler.

 Bürgermeister Harald Zillikens spricht im NGZ-Interview über Herausforderungen und Chancen für die Haushaltssicherungskommune Jüchen.

Bürgermeister Harald Zillikens spricht im NGZ-Interview über Herausforderungen und Chancen für die Haushaltssicherungskommune Jüchen.

Foto: L. berns

Haushaltssicherung, ein dramatischer Einbruch bei der Gewerbesteuer, leere Ladenlokale in Hochneukirch und Jüchen — in der Gemeinde gibt es viel zu tun. Bürgermeister Harald Zillikens spricht im NGZ-Interview über die größten Herausforderungen der Zukunft und die Aussicht auf neue Arbeitsplätze im Regiopark.

Herr Zillikens, ein erheblicher Einbruch bei der Gewerbesteuer durch die Steuerrückforderungen eines Großunternehmens, jetzt 3,4 Millionen als Schlüsselzuweisungen vom Land — können Sie angesichts dieser Zahlen optimistisch in die Zukunft blicken?

Harald Zillikens Mit den Schlüsselzuweisungen haben wir in ähnlicher Höhe gerechnet. Die Steuerrückforderung ist natürlich ein Problem. Allerdings zeigt sich daran die generelle Abhängigkeit der Gemeinde von der Gewerbesteuer — dies ist eine Abhängigkeit, an der wir nichts ändern können.

Was ist dran an den Gerüchten, dass sich der Online-Versandhändler "Zalando" im gemeinsamen Regiopark mit Mönchengladbach ansiedeln und mehr als tausend Arbeitsplätze schaffen soll?

Zillikens Ich werde diesen Namen weder bestätigen noch dementieren. Fakt ist, dass der Regiopark zu einer guten Adresse für internationale Logistikunternehmen geworden ist. Für größere Ansiedlungen schaffen die Stadt Mönchengladbach und die Gemeinde Jüchen die planungs- und baurechtlichen Voraussetzungen.

Sie hatten ja ein umfangreiches Sparpaket in den Gemeinderat eingebracht, unter anderem die Erhöhung von Grund-, Gewerbe- und Hundesteuer. Ihre Fraktion, die CDU, ist Ihren Vorschlägen aber nicht gefolgt...

Zillikens Die Mehrheit des Rates hat einige unserer Vorschläge, etwa eine höhere Hundesteuer, abgelehnt. Diesen Ausfall haben wir dann im Bereich der Sach- und Personalkosten ausgeglichen; das ist natürlich schwierig. Man kann an der Schraube der Personalkosten drehen, aber nur bis zu einem gewissen Punkt. In manchen Teilbereichen droht sonst — etwa bei Urlaub und gleichzeitiger plötzlicher Krankheit — Handlungsunfähigkeit. Und man darf nicht vergessen, dass wir im Bereich der U3-Betreuung weiterhin das Personal aufstocken müssen.

Was ist Ihr Ziel für den Gemeindehaushalt?

Zillikens Mein Ziel ist es, ein genehmigungsfähiges Haushaltssicherungskonzept vorzulegen. Gleichzeitig gibt es Investitionen, die sinnvoll sind, und die auch getätigt werden müssen, für die wir in Vorleistung treten müssen. Zum Beispiel brauchen wir eine neue Telefonanlage, weil es für die alte keine Ersatzteile mehr gibt. Das bedeutet aber nicht nur neue Telefone für das Rathaus, sondern auch für alle Schulen.

Im Ortsteil Hochneukirch liegt der Einzelhandel brach. Eine positive Nachricht: Statt eines Werkstattverfahrens nur für den Adenauerplatz gibt es jetzt ein Dorfentwicklungskonzept mit Förderung vom Land NRW. Wie kann das helfen?

Zillikens Hochneukirch ist eigentlich gut aufgestellt: Mit einem Schwimmbad, mit einem guten Angebot an Sportstätten insbesondere den Kunstrasenplatz. Der Schulstandort ist durch die neue Sekundarschule und den Verbund der Grundschulen Hochneukirch-Otzenrath gesichert. Ein Dorfentwicklungskonzept bietet die Chance, viele Themen aufzugreifen — und möglichst viele Menschen mit einzubinden.

Auch im Jüchener Zentrum stehen einige Geschäfte leer. Was erhoffen Sie vom Einzelhandelsgutachten?

Zillikens Eines steht fest: Ich werde die Leerstände nicht mit Spielhallen füllen. Das Einzelhandelsstandortkonzept bietet Chancen für zentrenrelevante Ansiedlungen; deshalb haben wir jetzt im Planungsausschuss eine Prioritätenliste vorgestellt, die die Umsetzung in mehreren Bebauungsplänen vorsieht.

Und das gemeinsame Gewerbegebiet mit Grevenbroich an der A 540?

Zillikens Alle Beteiligten bemühen sich derzeit, dass die Bezirksregierung Düsseldorf diese Fläche im neuen Gebietsentwicklungsplan berücksichtigt. Die Gemeinde Jüchen braucht diese 40 Hektar große Flächen für neues Gewerbe unbedingt, um nach dem Tagebau auch künftig Arbeits- und Ausbildungsplätze anbieten zu können. Die Lange an der Autobahn auf der rekultivierten Fläche ist ideal.

Daniela Buschkamp führte das Gespräch.

(NGZ/rl)
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