Fitness im Winter Laufen unter Flutlicht – nicht nur für Profis
Neuss · Wer auch im Winter etwas für seinen Körper tun will, ist auf der Ludwig-Wolker-Sportanlage und im Neusser Jahnstadion genau richtig.
Philipp Lahm, Kapitän der DFB-Auswahl, die 2014 in Brasilien durch einen 1:0-Sieg im Finale über Argentinien den WM-Titel nach Deutschland holte, formulierte es drastisch: „Ich liebe den Fußball, aber ich hasse es zu laufen.“ Dem smarten Ex-Kicker des FC Bayern München ging es damit wie vielen Sportlern, doch was muss, das muss. Vor allem in der dunklen Jahreszeit.
Ulrike Rödelbronn verdient als Tennisspielerin des TC DJK Germania Hoisten keinen müden Cent mit ihrem Hobby, dennoch dreht sie im Winter mit einigen ihrer Teamkolleginnen regelmäßig ihre Runden im Leichtathletik-Zentrum auf der Ludwig-Wolker-Anlage am Jean-Pullen-Weg. Freiwillig. Dunkelheit und Kälte sind für sie kein Grund, nicht laufen zu gehen. Dabei sei ihr das eigentlich zu langweilig, gesteht sie, „aber weil wir in den Tennishallen zwischen 17 und 19 Uhr nichts mehr bekommen haben, bleibt uns halt nichts anderen übrig.“ Sie ist dankbar für die Möglichkeit, sich in der dunklen Jahreszeit unter Flutlicht bewegen zu können. „Ich hab‘s auf der normalen Laufstrecke an der Erft im Dunkeln probiert, auch mit Stirnlampe, aber das ist nicht so meins – schon gar nicht als Frau. Und die Bürgersteige sind nicht plan, du läufst einfach nicht rund.“
Auf der beleuchteten Wolker-Anlage fühlt sie sich wohl, selbst bei miesem Wetter. „Vor Weihnachten war es fies kalt, da sind wir mit Mütze, Handschuhen und Skiunterwäsche gelaufen.“ Mit der Zeit kam auch der Spaß. „Am Anfang sind wir nur acht Runden gelaufen – oder besser gewalkt, nur ohne Stöcke. Mittlerweile sind wir bei zwölf bis 20 Runden.“ Aber bitteschön ohne Stress. „Wir quatschen dabei viel.“ Und gucken den Lauf-„Profis“ ungeniert bei ihrer schweißtreibenden Arbeit zu. „Aber wir gehen extra auf die Außenbahn, damit wir denen nicht die Zeit kaputtmachen.“ Wäre indes gar nicht nötig, wusste doch schon der chinesischer Philosoph Konfuzius: „Es ist nicht von Bedeutung, wie langsam du gehst, solange du nicht stehen bleibst.“
Und weil Sportlerinnen im Allgemeinen und Tennisspielerinnen im Speziellen nun mal gesellige Menschen sind, geht es hinterher noch hoch ins Klubheim. „Wenn du da dann bei einer Wein- oder Rhabarberschorle sitzt, tust du das mit dem guten Gefühl, etwas getan zu haben.“ Und darum geht es ja letztlich.
„Laufen unter Flutlicht“ soll eine Alternative für Jogger und Walker sein, denen es in den Parks, auf der Erftrunde oder im Stadtwald zu dunkel oder zu einsam ist. Auch möchte die Stadt mit diesem noch bis März gültigen Angebot eine Ergänzung zum Sommerprojekt „Sport im Park“ bieten. Für Freizeitsportler ist die Aktion kostenlos. Größere Gruppen, etwa von Vereinen, müssten sich vorher beim Sportamt anmelden. Die Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen der Coronaschutz-Verordnung sind natürlich einzuhalten.
Doch noch mal zurück zu den entspannten Tennis-Damen. Die hätten sich in ihrer wohltuenden Unkompliziertheit sicher blendend mit Emil Zátopek verstanden. Der wurde Lokomotive genannt, trainierte in Militärstiefeln und hat mit dieser nicht zu widerlegenden Weisheit Unsterblichkeit erlangt: „Vogel fliegt, Fisch schwimmt, Mensch läuft.“ Er muss das wissen, schließlich gewann der tschechischen Dauerläufer 1952 in Helsinki drei olympische Goldmedaillen in acht Tagen.
Laufen ist gut fürs Immunsystem. Und ideal, um am Ende eines arbeitsreichen, hektischen Tages zur Ruhe zu kommen? Ein lockerer Ausdauerlauf baut Stress ab und entspannt. Da sich der Körper noch in voller Leistungsbereitschaft befindet, ist auch kein so umfangreiches Warm-up wie zum Beispiel morgens nötig. Zusätzlich pusht ein lockeres, abendliches Lauftraining die Fettverbrennung über Nacht.