Fußball-Landesliga Derby: Vorfreude auf Holzheim gegen Kapellen

Rhein-Kreis · Corona hat das Duell der benachbarten Fußball-Landesligisten gut anderthalb Jahre verhindert. Am Sonntag ist es wieder so weit. Die wichtigsten Fakten zu dem Klassiker.

 Rassige Zweikämpfe vor vielen Zuschauern, wie hier im August 2018, gehören dazu, wenn der SC Kapellen (schwarz-gelber Dress) und die Holzheimer SG im Derby aufeinandertreffen.

Rassige Zweikämpfe vor vielen Zuschauern, wie hier im August 2018, gehören dazu, wenn der SC Kapellen (schwarz-gelber Dress) und die Holzheimer SG im Derby aufeinandertreffen.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Gut anderthalb Jahre ist es jetzt her, dass die Lokalrivalen Holzheimer SG und SC Kapellen in der Landesliga zum bislang letzten Mal die Klingen gekreuzt haben. Bevor es in der vergangenen Saison dazu kommen konnte, wurde die Spielzeit zunächst unterbrochen und später dann sogar annulliert. Umso größer ist bei Verantwortlichen, Spielern und Fans beider Vereine die Freude, dass es in der neuen Saison schon am dritten Spieltag so weit ist. Die Partie wird am Sonntag um 15 Uhr auf der Johann-Dahmen-Sportanlage angepfiffen. Weil die Spielstätten beider Vereine nur rund fünf Kilometer auseinanderliegen, fürs Wochenende tolles Wetter angesagt ist und die Bundesliga pausiert, könnte es richtig voll werden.

Historie/Rivalität

Lange Zeit waren die Kapellener der HSG in jeder Beziehung meilenweit enteilt. Unter der Regie des inzwischen verstorbenen Vorsitzenden Jupp Breuer mauserte sich Kapellen zu einer festen Größe in der Oberliga, während Holzheim zwischenzeitlich in der Kreisliga A herumdümpelte. Über viele Jahre war der Konkurrenzkampf bei den Senioren mangels Berührungspunkten also quasi erloschen. Die Basis für die Rivalität liegt weit zurück in den 1970er Jahren, als beide Klubs mit ihren Erstvertretungen in der Bezirksklasse kickten. In der Saison 1972/1973 lieferten sich die beiden ein heißes Rennen um den Meistertitel mit dem besseren Ende für Holzheim. Kapellen landete mit drei Zählern Rückstand auf Platz zwei und musste zuschauen, wie die HSG in die Landesliga aufstieg. Vier Jahre später, eine Saison nachdem Holzheim wieder abgestiegen war, war es dann umgekehrt. Kapellen gelang unter Trainer Willi Traut erstmals der Sprung in die Landesliga, während die HSG zurückblieb und dann für eine gefühlte Ewigkeit die Erfolge beim Nachbarverein nur aus der Ferne beobachten konnte. Zwischenzeitlich gab es allenfalls Begegnungen im Kreispokal. Erst 2018 gelang unter Trainer Guido van Schewick die Landesliga-Rückkehr, gleichbedeutend mit der Wiedergeburt des Kreisklassikers auf Augenhöhe.

Die jüngsten Duelle

Die Augenhöhe bezog sich aber zunächst nur auf dieselbe Spielklasse, die ersten Derbys nach der Holzheimer Rückkehr gewann Kapellen 6:1 und 4:0. 2019/2020 setzte sich der SCK zunächst knapp mit 2:1 durch, erlitt dann aber mit 0:3 auf eigenem Platz einen heftigen Tiefschlag, ehe eine Saison erstmals wegen Corona abgebrochen werden musste. Damals schon dabei Trainer Hamid Derakhshan, der die stark abstiegsbedrohten Holzheimer kurz zuvor übernommen hatte. „Das war für mich mein erstes Derby gegen Kapellen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, was für ein tolles Gefühl das war. Das würden wir natürlich gerne wieder erleben“, erklärt Derakhshan.

Die Vorbereitung

Der Start in die Woche vor dem Derby verlief für die beiden Kontrahenten höchst unterschiedlich. Während Holzheim durch das 6:2 in Süchteln mit kräftigem Rückenwind in die Vorbereitung auf das Lokalduell ging, mussten die Kapellener eine vermeidbare 2:3-Heimniederlage gegen den 1. FC Viersen verdauen. „Wir haben vom Training her nichts anders gemacht als zuvor. Ich habe den Jungs gesagt, dass es am lange Ende auch nur drei Punkte gibt wie in jedem anderen Spiel auch“, erklärt Björn Feldberg. Auch wenn der neue SCK-Trainer Neuling in diesem Derby ist, weiß er sehr wohl um den Stellenwert solcher Partien. Als ehemaliger Spieler des 1. FC Viersen oder der Amateure des FC Schalke 04 (gegen Dortmund) hat er so manche heiße Schlacht geschlagen: „Ich will das gar nicht kleinreden. Ich weiß, was uns erwartet. Aber für solche Partien machen wir das doch alle, es gibt nichts Schöneres. Wir freuen uns alle darauf.“ Kollege Derakhshan hat dagegen die Inhalte der Trainingswoche schon auf das Derby ausgerichtet. „Mir hat besonders gefallen, dass meine Spieler sehr fokussiert waren, ohne dabei die Lockerheit zu verlieren“, sagt der HSG-Coach, „Das ganze Team brennt, ich habe selten so viele Spieler beim Training gehabt.“

Personalrochaden

Die Nähe und die Rivalität zwischen den beiden Vereinen bringt es mit sich, dass schon mal gerne im Kader des jeweils anderen nach Spielern geschaut wird, die ins Anforderungsprofil passen. So geschehen vor der laufenden Saison, als sich Holzheim in Torwart Nico Bayer, Routinier Stephan Wanneck und Youngster Baran Bal gleich drei Akteure aus Kapellen angelte. Stürmer Yannick Joosten wurde ein Jahr zuvor (zurück)geholt. Der SCK hat zwar aktuell keinen Spieler mit Holzheimer Senioren-Vergangenheit im Kader, doch auch er hat sich schon beim Nachbarn bedient. Jüngste Beispiele sind Nico Bayer und Yannick Joosten. „Ich spüre da aber keine feindliche Rivalität. Meine Jungs freuen sich einfach darauf, sich mit ihren Kumpels zu messen“, sagt Hamid Derakhshan. Auch Björn Feldberg sieht die Partie mit Blick auf das Personal als etwas Besonderes an: „Wir kennen ja einige Spieler aus Holzheim. Ich persönlich habe zum Beispiel mal als Jugendcoach in Kapellen Baran Bal trainiert.“

Einschätzung des Gegners

Hamid Derakhshan hat Kapellen viermal unter dem neuen Trainer beobachten können. „Ich traue den Kapellenern zu, als Überraschungsteam unter die Top 3 zu kommen. Sie haben eine klare Struktur und arbeiten gut gegen den Ball, um dann schnell umzuschalten.“ Er glaubt auch nicht, dass das geringe Durchschnittsalter dem SCK zum Verhängnis werden könnte. „Die jungen Wilden machen einen guten und stabilen Eindruck. Zudem hat die Mannschaft mit Spielern wie Robert Wilschrey auch viel Erfahrung im Team.“ Auch Björn Feldberg hat den Gegner unter die Lupe genommen, zuletzt in Süchteln. „Das ist eine homogene, sehr gut zusammengestellte Mannschaft mit einer ähnlichen Spielanlage wie wir. Die HSG hat aber mehr Erfahrung im Team.“

Zum Personal

Kapellen kann fast aus dem Vollen schöpfen, nur Dzenan Sinanovic muss noch eine Rotsperre aus der Vorsaison absitzen. Dafür haben sich Topstürmer Alexander Hauptmann und Abwehrspieler Yannick Ebert rechtzeitig zum Derby wieder einsatzbereit gemeldet. Auch Holzheim hat keine großen Personalsorgen. Nur Mittelfeldspieler Marcus Buchen muss nach einer im Training am Donnerstag erlittenen Oberschenkelzerrung passen.

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