Jüchen Kunstblut zu Übungszwecken

Jüchen · Susanne Wagener von den Maltesern in Jüchen ist eine realistische Unfalldarstellerin. Die Ehrenamtlerin inszeniert wirklichkeitsnahe Szenarien mit Brotteig, Theaterschminke und Filmblut zu Übungszwecken.

 Üben für den Ernstfall: Damit die Jüchener Malteser für alle Situationen gerüstet sind, werden Unfallopfer geschminkt. Susanne Wagener steuert hier ihr Wissen bei. Die ausgebildete Unfalldarstellerin schminkt Jens Schiffer.

Üben für den Ernstfall: Damit die Jüchener Malteser für alle Situationen gerüstet sind, werden Unfallopfer geschminkt. Susanne Wagener steuert hier ihr Wissen bei. Die ausgebildete Unfalldarstellerin schminkt Jens Schiffer.

Foto: V. Straub

Ein Mann sitzt in einem Auto. Seinen Körper durchbohrt eine Eisenstange. Er ist eingekeilt zwischen Lenkrad und Autositz — er blutet. Gerufen wurde der Rettungsdienst. Der Dienstleiter geht zur Unfallstelle, um zu sichten und erstarrt: Sekunden vergehen, seine Mitarbeiter kommen — auch sie können nicht fassen, was sie sehen. Zeit vergeht, bis sie anfangen, den Mann zu bergen. Dieses Szenario könnte aus dem echten Leben stammen. Doch diese Situation ist von Susanne Wagener, ehrenamtliche Mitarbeiterin der Malteser Jüchen und realistische Unfalldarstellerin, bewusst zu Übungszwecken inszeniert worden.

"In simulierten Unfallübungen wie der Pfählungsverletzung werden Feuerwehrleute und Rettungskräfte auf den Ernstfall vorbereitet", sagt die 36-Jährige. In zwei Jahrzehnten Rettungsdienst habe sie vieles gesehen, was sie nachstellen kann. Das Handwerkszeug hat sie in Wochenend-Seminaren an der Aachener Malteser-Schule gelernt. Geschminkt wird mit Brotteig, Theaterschminke, Filmblut. Gel dient als waberige Augenmasse, Babyöl und Wasser sorgen für kaltschweißiges Aussehen für den dargestellten Diabetiker, der unterzuckert einen Verkehrsunfall baut. Susanne Wagener: "Für die Einsatzkräfte ist es wichtig, schockende Szenarien in einer kontrollierten Situation zu sehen, aber auch in den Stress des Einsatzes zu geraten."

Nicht nur die optische Darstellung der Verletzungen, wie amputierte Gliedmaßen, aus denen das Kunstblut spritzt, offene Wunden, offene Brüche oder Verbrennungen, sind wichtig, um ein Unglück wirklichkeitsnah zu imitieren. Auch die Verhaltensweisen der Betroffenen müssen gekonnt von den Darstellern nachgestellt werden.

Der Grevenbroicher Oberbrandmeister Jens Schiffer (37) übernimmt gern den unkooperativen Part: "Junkies oder unterzuckerte Diabetiker haben eines gemeinsam: Sie werden aggressiv, schlagen womöglich um sich, und sind nur schwer zu bändigen." Er selbst ist ehrenamtlich bei den Jüchener Maltesern im Rettungsdienst tätig und erlebt in der täglichen Praxis oft diese Patienten: "Deswegen kann ich sie auch gut spielen." Aber auch die Darsteller lernen bei den Übungen: "Hautnah erleben wir, wie sich der Patient fühlt, wenn er gerettet wird. Das Ruckeln, das Festzurren und letztendlich auch den Umgang der Rettungskräfte mit dem Patienten." Ein hochrangiger Feuerwehrmann sowie ein Notarzt sind immer als Beobachter dabei und greifen ein, falls es zu gefährlich werden sollte.

(NGZ)
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