Ringen WM-Titel als Versprechen auf die Zukunft

Neuss · Wer rastet, der rostet. Und darum ruht sich der KSK Konkordia Neuss auch nicht auf der Goldmedaille von Deni Nakaev bei den Junioren-Weltmeisterschaften in Sofia aus. Das nächste Ziel ist klar: Rückkehr in die Erste Ringer-Bundesliga.  

Die Gegenwart und die Zukunft des KSK Konkordia Neuss: (h.v.l.) Trainer Oleg Dubov und Aaron Bellscheidt. (v.v.l.) U21-Weltmeister Deni Nakaev, Albert Nakaev, Joshua Bellscheidt und Ivan Seibel im Hotelgarten des Holiday Inn. 
  Foto: G. Salzburg

Die Gegenwart und die Zukunft des KSK Konkordia Neuss: (h.v.l.) Trainer Oleg Dubov und Aaron Bellscheidt. (v.v.l.) U21-Weltmeister Deni Nakaev, Albert Nakaev, Joshua Bellscheidt und Ivan Seibel im Hotelgarten des Holiday Inn. Foto: G. Salzburg

Foto: Georg Salzburg (salz)

Nach seinem Titelgewinn vor einer Woche bei den im bulgarischen Sofia ausgetragenen Weltmeisterschaften schwebt Deni Nakaev immer noch auf Wolke sieben. Doch die Bodenhaftung hat der Ringer des KSK Konkordia Neuss natürlich nicht verloren, dafür sorgt schon sein komplett geerdetes Umfeld und die Familie, allen voran sein Vater Aslan Nakaev, der seinem Filius keine Fissematenten durchgehen lässt. „Der Alltag hat mich wieder“, bestätigt der 20-Jährige. „Eigentlich hat sich nichts geändert.“

Eine kleine Extravaganz leistet sich der Griechisch-Römisch-Spezialist dann doch. Wenn er zu Hause alleine in seinem Zimmer ist, nimmt er den prächtigen WM-Gürtel liebevoll in den Arm. „Ich rede mit ihm“, verrät er mit einem fast schon verlegenen Lächeln. „Frage ihn, ob es ihm gut geht.“ Er selber ist mittlerweile als Vorbild gefragt, etwa für Ivan Seibel und Joshua Bellscheidt (beide 14), die in nicht mehr allzu ferner Zukunft in seine Fußstapfen treten sollen. Nach der von den Nationalkaderringern Samuel Bellscheidt, den Bundestrainer Michael Carl in der Gewichtsklasse bis 72 Kilogramm für die Weltmeisterschaften vom 10. bis 18. September in Belgrad nominiert hat, Aaron Bellscheidt und eben Deni Nakaev angeführten „Goldenen Generation“ arbeitet der 1924 gegründete Kraftsportklub von der Neusserfurth mit seinen Trainern Oleg Dubov, Fatih Cinar, Erich Marjalke und Muhammed Mirderikvand bereits an den nächsten Projekten: So gehört seit kurzem Beachwrestling – bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris steht das Freiluftringen als Demonstrationswettbewerb im Programm – zum Angebot. Mitte August richtete der KSK im Nordbad sogar schon Stadtmeisterschaften am Strand aus.

Die Sonnencreme packt Deni Nakaev freilich nur dann aus, wenn es mit dem angestrebten Kurzurlaub in Italien gemeinsam mit seinem in Weißussland  noch aufs Visum wartenden Teamkollegen Adlan Tasuev klappt. „Dafür müsste mir mein Trainer allerdings erst mal freigeben“, sagt er schmunzelnd.

Ein bisschen Abwechslung täte ihm nach anstrengenden Monaten sicher gut. Für neue Reize hätte nach dem Abitur an der unter Schulleiter Achim Fischer dem Sport sehr verbundenen Janusz-Korczak-Gesamtschule in Neuss auch ein Jahr an der Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) in Leipzig sorgen können, doch inzwischen präferiert er den  Bachelorstudiengang „Sport und Leistung“ an der Deutschen Sporthochschule in Köln. Den auch für Junioren-Weltmeister obligatorischen Sporteignungstest hat er wie im Übrigen auch Samuel Bellscheidt schon bestanden. Zusätzlich könnte sich der Leistungsringer auch eine Karriere als Sportsoldat bei der Bundeswehr vorstellen.

Im Kopf hat er zudem die Olympischen Sommerspiele in Paris. Daran vermag auch die Entscheidung des aktuellen deutschen Champions Idris Ibaev (U23-Weltmeister 2021), in seine Gewichtsklasse bis 77 Kilogramm aufzurücken, nichts zu ändern. Nakaev sieht die neue Konkurrenz sogar als Vorteil an. „Ich war jetzt sechs Mal hintereinander Deutscher Meister, wenn man Verletzungen und Corona abzieht, sogar acht Mal. Da tut es ganz gut, mal jemanden vor sich zu haben. Das macht mir keine Angst.“

Allzu viel Zeit, sich auf den bei der WM erworbenen Lorbeeren auszuruhen, hat der 20-Jährige nicht. Bereits am 25. September beginnt für ihn und den KSK Konkordia Neuss mit dem Kampf beim KV Riegelsberg die Mannschaftssaison in der 2. Bundesliga Nord. Und den einzigen Auftrag hat der Sportliche Leiter Fatih Cinar längst formuliert: „Aufstieg! Die Rückkehr in die 1. Liga steht über allem!“

Bleibt zum Abschluss noch eine Frage:  Empfand der Weltmeister nach dem Schlussgong Mitleid mit seinem unterlegenen und in Tränen aufgelösten Finalgegner Yüksel Saricicek aus der Türkei? „Wir saßen hinterher bei der Abnahme der Dopingprobe ja in einem Raum. Klar, da hat er mir schon ein bisschen leidgetan. Aber getröstet habe ich ihn nicht, die Freude über meinen Sieg überwog natürlich – das wäre bei ihm ganz sicher auch nicht anders gewesen.“           

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