Radsport Johanna Gref arbeitet mit aller Inbrunst am Comeback

Kaarst · Radsporttalent des VfR Büttgen meldet sich zurück.

 Johanna Gref (l.) möchte wieder ganz vorne mitmischen.

Johanna Gref (l.) möchte wieder ganz vorne mitmischen.

Foto: Gref

Seit neun Jahren sitzt Johanna Gref auf dem Rennrad. „Im Prinzip bin ich durch meinen Vater und meinem Bruder Lukas dazu gekommen“, sagt die im Trikot des VfR Büttgen fahrende 18-Jährige: „Lukas hatte zur Kommunion ein Rennrad bekommen, und als es für ihn zu klein wurde, habe ich es ihm abgekauft.“

Siege blieben ihr zwar zunächst verwehrt, dennoch entschloss sie sich mit elf Jahren, das Cheerleading für das Radfahren aufzugeben. Dann der erste Triumph: „Das war 2013 bei den Landesverbandsmeisterschaften Omnium auf der Bahn in Büttgen, mega cool!“ Weil es daheim in Bockum keine adäquate Jugendarbeit gab, wechselte sie nun kurzentschlossen zum VfR Büttgen. „Ich mag es, mich zu quälen und mich selber an meine Grenzen zu bringen. Das Training mit älteren Jungs war für mich immer eine Herausforderung.“ Auf diese Weise wurde sie systematisch an ihre Grenzen gebracht, ohne überfordert zu werden „Ich bin in dieser Phase mental stärker geworden. Inzwischen habe ich auch sehr viel Ahnung davon, wie richtig trainiert wird.“

Seit dem vergangenen Jahr ist Johanna Gref in der U19-Bundesliga erfolgreich für den Landesverband NRW unterwegs. Ungern denkt sie hingegen ans Osterfest 2019  zurück. „Da stand mir ein Auto im Weg. Das war ärgerlich, zumal es mir anfangs noch gut ging.“ Der Schock folgte erst zwei Wochen später mit der erschütternden Diagnose: Handgelenkbruch. Es folgte zehn Wochen Pause und damit Tage, an denen die Abiturientin deprimiert war. Zum Glück gab es da noch Mentaltrainerin Grit Moschke, die in vielen Telefonaten und Gesprächen dafür sorgte, dass das Nachwuchstalent nicht in ein tiefes Loch fiel. Sie erarbeitete einen Plan, um den Kopf freizubekommen und den Leistungsabbau aufzuhalten. Positives denken war angesagt, denn bis zu den Deutschen Bahnmeisterschaften 2019 blieben der Krefelderin nur fünf Wochen Vorbereitungszeit. Aber obwohl sie leistungsmäßig noch längst nicht bei 100 Prozent angelangt war, schaffte sie es in der Mannschaftsverfolgung (3.), dem Punktetfahren (10.) und dem Zweiermannschaftsfahren (6.) unter die Top Ten. Das machte nicht nur sie zufrieden, sondern erregte auch das Interesse des Landestrainers Markus Schellenberger. „Ihm gefielen meine Rennen.“

Doch der Aufwärtstrend wurde jäh gestoppt: Abermals kollidierte sie bei einer Trainingsausfahrt mit einem Auto. Auch die Wintersaison erwies sich als problematisch: Im Dezember wurde bei ihr eine Herzmuskelentzündung festgestellt, so dass die Pause bis Mitte März anhalten sollte. „Es war danach irgendwie komisch, wieder im Sattel zu sitzen. Ich hatte Angst, nicht mehr an meine alte Leistung heranzukommen.“

Aktuell arbeitet sie mit den Trainern mal wieder am Comeback, so gut das mitten in der Corona-Krise möglich ist. Ein Wiedereinstieg ohne Druck. „Manchmal muss man mich zügeln, denn die Trainingsumfänge füllen mich nicht aus.“ Aber selbstverständlich weiß auch sie: „Jedes Training bringt mich wieder ein Stück weiter nach vorne. Ich merke schon, dass die lange Pause nicht so einfach wegzustecken ist. Aber ich bin stolz auf mich.“

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