25. Orgelwoche in der Pfarrkirche St. Andreas Konzert des Norwegers Haakon Omejer Sörlie

25. Orgelwoche in der Pfarrkirche St. Andreas · Es gibt Tausende von Komponisten. Von vielen kennt man nicht einmal den Namen. Der norwegische Organist Haakon O. Sörlie brachte mit dem Abschlussprogramm der 25. Internationalen Orgelwoche viel Fremdartiges und Unbekanntes nach Korschenbroich. Eröffnet wurde das Konzert mit der zweiteiligen "Cornet Voluntary" des aus dem 18. Jahrhundert stammenden englischen Komponisten William Walond und der in A-B-A-Form gehaltenen "Aria" von Paul Manz, der in den Vereinigten Staaten von Amerika als Komponist und Hochschullehrer einiges Ansehen genießt. Gute-Laune-Bilder, die zutiefst menschlich sind: Die Kunst von Soheyla Bongartz Fahimi. NGZ-Foto: L. Berns -->

Es gibt Tausende von Komponisten. Von vielen kennt man nicht einmal den Namen. Der norwegische Organist Haakon O. Sörlie brachte mit dem Abschlussprogramm der 25. Internationalen Orgelwoche viel Fremdartiges und Unbekanntes nach Korschenbroich. Eröffnet wurde das Konzert mit der zweiteiligen "Cornet Voluntary" des aus dem 18. Jahrhundert stammenden englischen Komponisten William Walond und der in A-B-A-Form gehaltenen "Aria" von Paul Manz, der in den Vereinigten Staaten von Amerika als Komponist und Hochschullehrer einiges Ansehen genießt. Gute-Laune-Bilder, die zutiefst menschlich sind: Die Kunst von Soheyla Bongartz Fahimi. NGZ-Foto: L. Berns -->

Norwegisches Kolorit

Die nächsten drei Werke waren gekennzeichnet von norwegischem Kolorit. Es handelte sich um eine "Choralpartita über ein norwegisches Volkslied" von Conrad Baden (1908-1989), um ein "Volkslied aus Valdres" von Jan Elgaroy (geboren 1930) und um "Variationen über ein norwegisches Volkslied" von Bjarne Slogedal (geboren 1927). Diese unverkennbar norwegischen Kompositionen sind von herber Schönheit, die sich dem Hörer nicht ohne weiteres erschließt; man darf wohl sagen, dass ihre teils dissonante Harmonik wenig Gefälliges für unser Ohr bietet. In ihrer zumeist introvertierten Art und ihrer häufig leittonlosen Melodik bleibt ihre Ausstrahlung matt und fremd, kühl und distanziert. Bezogen auf die Einsamkeit der norwegischen Landschaft jedoch gewinnen diese Klänge an Wert und Qualität.

Eine "Joccata über ein afrikanisches Thema" von Per Erik Styff (geboren 1929) mit ihren permanent sich wiederholenden Rufen erwies sich als ein stilistisch recht reizvolles Experiment, afrikanischen Gesang auf unsere Orgel zu übertragen. Das Hauptwerk des Abends war ohne Zweifel die voluminöse, geniale "Sonate über den 94. Psalm" des jungen, mit 24 Jahren verstorbenen Komponisten Julius Reubke (1834-1858). Diese in ihrer einsätzigen Form, in der die vier Teile nahtlos ineinander fließen, an Franz Liszts großer h-moll Sonate orientierte Komposition verrät ein ganz eigenständiges Profil, das sich absetzt von der Tonsprache der großen Zeitgenossen aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Visionäre Begabung

Reubke lässt Gottes schreckliche Herrlichkeit erkennen durch massive, rücksichtslose Klangballungen, andererseits bringt er den Zuhörer zum konzentrierten Hinhören durch dunkle, stille Klänge, die Zuversicht und Trost einflößen. Reubke verfügte über einen erstaunlichen Ideenreichtum und eine große visionäre Begabung. Der Interpret meisterte alle Schwierigkeiten der äußerst anspruchsvollen Sonate mit überragender Sicherheit. Am Ende entlud sich dankbarer, lang anhaltender Applaus. -fjs

(NGZ)
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