Jüchen Konzept für Handel in der Kritik

Jüchen · Immer mehr Geschäfte in Hochneukirch schließen. Impulse soll das erste Einzelhandelskonzept für die Gemeinde setzen. Ein Vorschlag: Neue Branchen sollen für Attraktivität sorgen. Doch Politiker bezweifeln, dass das reicht.

 Am Adenauerplatz und an der Hochstraße in Hochneukirch schließen immer mehr Geschäfte.

Am Adenauerplatz und an der Hochstraße in Hochneukirch schließen immer mehr Geschäfte.

Foto: M. reuter

Hochneukirch hat ein Problem: Im Ortskern schließen Geschäfte, neue Händler sind nicht in Sicht. Anfang September hat auch Rita Vahsen ihr Ladenlokal am Adenauerplatz aufgeben müssen. "Es hat sich nicht mehr rentiert. Die Laufkundschaft fehlt", sagt die 59-Jährige. Seit 1990 hat sie Geschenkartikel und Wohnaccessoires dort verkauft.

Ein Einzelhandelskonzept soll der stagnierenden Wirtschaft in Hochneukirch wieder auf die Beine helfen. Das Konzept sieht für Hochneukirch in erster Linie die Erweiterung des Branchenangebots vor. Bisher war die Gemeinde an die Vorgaben im Bebauungsplan gebunden. Der erste Gesamtentwurf soll der Gemeinde mehr Entscheidungsfreiheit einräumen.

Außerdem soll die wohnortnahe Grundversorgung ausgebaut werden. Konkret heißt das, dass der Lebensmittelmarkt "Nah und Frisch" das Versorgungszentrum bilden soll. Der Markt wurde Ende März eröffnet. "Wir sind trotz des achtmonatigen Leerstands zufrieden mit der bisherigen Entwicklung", sagt Heide Hoffmann, Ehefrau des Eigentümers und selbst im Markt tätig. "Wir versuchen der Kundschaft immer Neues zu bieten und das Sortiment so aufzustellen, dass jeder findet, was er benötigt." Den Leerstand umliegender Ladenlokale bedauert sie. "Wenn sich da mal etwas täte, würde das unser Geschäft sicher noch zusätzlich beleben", sagt sie. Was in Hochneukirch fehle, seien kleinere Geschäfte für den täglichen Bedarf. Diesbzüglich sieht die Geschäftsfrau die Gemeinde in der Verantwortung. Sie müsse die freistehenden Ladenflächen stärker bewerben und für potenzielle Pächter attraktiv machen. Georg Hommel von der Freien Wählergemeinschaft würde auch die Wirtschaftsförderung mit ins Boot holen: "Ein runder Tisch mit den betroffenen Händlern und Vertretern aus Verwaltung und Politik ist besser als jedes Konzept."

Karl-Heinz Ehms glaubt ebenfalls nicht, dass das Einzelhandelskonzept die Wende für Hochneukirch bringen wird. "Das Problem ist nicht die Angebotsbreite", meint der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU Jüchen. Problematisch sei vielmehr die Lage der Geschäfte. "Discounter wie Aldi, Lidl und Penny sind für Senioren vom Stadtkern aus nicht erreichbar, weil sie alle im Regiopark angesiedelt sind", sagt er. Doch Ehms macht auch das Kaufverhalten der Kunden für die Situation vor Ort verantwortlich: "Die Kunden wollen doch heute mit dem Auto direkt am Supermarkt parken können."

(NGZ)
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