Lokalsport Konkordia vor dem Ausverkauf
Lokalsport · Zwar hat Hermann J. Kahlenberg mit viel Mühe den Etat für die neue Bundesliga-Saison gesichert. Trotzdem fürchtet der Präsident des KSK Neuss um den Verbleib seiner Olympiakandidaten Samet Dülger und William Harth.
Samet Dülger ist Kölner. Trotzdem fühlt sich der 22-Jährige Neuss verbunden. So sehr, dass er im Gegensatz zu manchem "Einheimischem" bei der städtischen Sportlerehrung in der Stadthalle seine Aufwartung machte. "Ich fühle mich hier wohl", sagt der zweifache Deutsche Meister und ehemalige Fünfte der Junioren-EM im Freistilringen, "hier habe ich gute Trainingsbedingungen und gute Trainingspartner."
Trotzdem könnte die Sportlerehrung am Dienstagabend die letzte für Samet Dülger gewesen sein. Der B-Kaderathlet des Deutschen Ringerbundes, der seit drei Jahren für den KSK Konkordia in der Bundesliga auf die Matte steigt, trägt sich mit Abwanderungsgedanken.
Nicht nur er. "Fast alle unsere guten Leute sind angesprochen worden", sagt Hermann J. Kahlenberg mit sorgenvoller Miene. Vor allem Ligakonkurrent ASV Mainz, der sein Ziel, die Play-off-Runde um die Deutsche Meisterschaft, einmal mehr verfehlte, war in dieser Hinsicht aktiv, weiß der KSK-Präsident. Und er weiß noch eines: "Mit deren finanziellen Angeboten können wir nicht mithalten." Die Mainzer (und nicht nur sie) profitieren von einer großzügigen Förderung durch die Lottogesellschaft Rheinland-Pfalz.
In Neuss hingegen ist seit Jahren Schmalhans Küchenmeister. Gerungen wird nur um Prämien, und die bekommt nur, wer gewinnt. So will es Kahlenberg weiter halten: "Ich bin kein Freund davon, den Athleten schon vor Saisonbeginn ein Handgeld zu bezahlen." Genau damit aber lockt die süddeutsche Konkurrenz. Nicht nur Samet Dülger. "Geht einer, wird es schwer, die anderen aufzuhalten", weiß KSK-Trainer Ayhan Aytemiz, der auch Assistent von Bundestrainer Alexander Leipold im Freistilbereich ist. Ein Grund, warum sich Neuss in den letzten Jahren zu einer Freistil-Hochburg entwickelt hat. Dülger, gerade vom zweiwöchigen Nationalmannschafts-Lehrgang zurückt, traut Aytemiz zu, um die Fahrkarten zu den Olympischen Spielen 2012 in London zu kämpfen. "Bleibt er gesund, hat er eine echte Chance, dabei zu sein", ist der Trainer von seinem Lieblingsschüler in der Klasse bis 66 Kilogramm überzeugt.
Aytemiz möchte, dass sein Schützling ebenso wie William Harth (96 kg) und Patrick Loes (84) in Neuss bleibt, hat aber Verständnis, falls er ginge: "Vom Ringen kann keiner leben. Deshalb müssen die Jungs schauen, dass sie zumindest eine vernünftige Aufwandsentschädigung bekommen."
Die möchte Hermann J. Kahlenberg ihnen bieten. Nur: Ihm fehlt das Geld. "Der Saisonetat ist inzwischen gesichert, aber er gibt nicht genug her, um die Top-Leute zu halten." 10 000 Euro, ist der KSK-Chef überzeugt, würden reichen, um Dülger und Co. zum Bleiben zu bewegen. Eine Entscheidung mit weitreichenden Folgen: Gehen sie, dürfte auch Ayhan Aytemiz den Verein verlassen. "Ohne Top-Leute können wir uns sein Trainergehalt sparen", sagt Kahlenberg, "damit wäre unsere gesamte Aufbauarbeit der vergangenen Jahre zunichte."